Wieder Geldautomat gesprengt: Schlägt die Holland-Mafia jetzt auch in Hamburg zu?
Über Jahre hinweg hatten es vorrangig niederländische Banden auf Geldautomaten im Westen Deutschlands abgesehen, dann dehnten sie ihr Handlungsgebiet auf Norddeutschland aus. Hamburg spielte bisher als dicht besiedelte Großstadt keine Rolle. Nun hat es mehrere Sprengungen innerhalb weniger Tage gegeben, die Täter flüchteten nach MOPO-Informationen teils wohl mit mehreren Tausend Euro. Schlägt die Sprengstoff-Mafia jetzt bevorzugt auch hier zu?
Über Jahre hinweg hatten es vorrangig niederländische Banden auf Geldautomaten im Westen Deutschlands abgesehen, dann dehnten sie ihr Handlungsgebiet auf Norddeutschland aus. Hamburg spielte bisher als dicht besiedelte Großstadt keine Rolle. Nun hat es mehrere Sprengungen innerhalb weniger Tage gegeben, die Täter flüchteten nach MOPO-Informationen teils wohl mit mehreren Tausend Euro. Schlägt die Sprengstoff-Mafia jetzt bevorzugt auch hier zu?
Zweimal erwischte es die Postbank: Einmal vor genau zwei Wochen, in der Nacht zu Mittwoch, dem 27. September, knallte es um 4.30 Uhr in Lurup. Mehrere Täter flüchtete mit einem Haufen Geld, verloren auf der Flucht sogar zahlreiche Scheine, die Polizisten hinterher aufsammelten.
Gleiche Zeit, gleiche Vorgehensweise – dieselben Täter?
Zwei Wochen später kam es nun an der Hellbrookstraße in Barmbek-Nord zu einer Explosion. Drei dunkel gekleidete Täter sollen im Anschluss geflüchtet sein. Zeitpunkt der Sprengung: wieder gegen 4.30 Uhr. Wie viel Geld erbeutet wurde, sei noch unklar, sagt ein Sprecher der Polizei, die mit einem Dutzend Streifenwagen nach dem Täter-Trio fahndete.
Wie die MOPO erfuhr, gehen die Ermittler in beiden Fällen davon aus, dass gut organisierte Gruppen die Taten begangen haben. Es soll entsprechende Spuren geben, die auf eine durchaus professionelle Detonation hindeuten. Ob es tatsächlich niederländische Täter sind, die jetzt auch in Hamburg agieren, ist noch unklar, aber möglich.

Aus taktischen Gründen hält sich die Polizei dazu bedeckt, gibt aber auf Nachfrage bekannt, dass Zusammenhänge geprüft würden. Die Kripo, die die Ermittlungen übernahm, hofft auf Zeugenaussagen. Hinweise unter Tel. 428 65 67 89 oder an jede Wache.
Spielten Geldautomaten-Sprengungen in Hamburg bisher keine Rolle (2021: nur ein Versuch; 2022: zwei Versuche), zählt die Kripo im laufenden Jahr drei vollendete Sprengungen und einen Versuch. Im Februar war es in Lohbrügge zu einer Explosion gekommen, bei der Täter mit Geld flüchteten. Am vergangenen Montag dann knallte es am Überseering in Winterhude. Die Täter dort – in Ermittlerkreisen werden sie als „Trittbrettfahrer“ betitelt – sollen eher weniger clever vorgegangen und mit ihrer rudimentären Sprengung nicht weit gekommen sein.
Nach Sprengung: Scheine sind wohl nicht mehr zu gebrauchen
In Lurup und in Barmbek-Nord entkamen die Täter zwar vermutlich mit mehreren Tausend Euro Bargeld, zu gebrauchen sind die Scheine mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht mehr: „Neben elektronischen Erkennungssystemen sind unsere Geldautomaten mit Farbpatronen (Money-Inking) ausgestattet“, erklärt ein Postbank-Sprecher der MOPO. „Bei einer Sprengung oder einem Diebstahl werden die Geldscheine durch die Aktivierung der Farbpatronen unbrauchbar.“
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Dazu habe man weitere Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt, die laufend geprüft würden, und in Sicherheitstechnik investiert. Genau wie die Haspa: „Die kriminellen Banden gehen bei Sprengungen mit höchster krimineller Energie vor und nehmen dabei auch Personenschäden billigend in Kauf“, so ein Sprecher.
Die Sicherheit der Kunden habe höchste Priorität. Daher habe man acht Geldautomaten in weniger gut besuchten Filialen, an denen Täter ein geringes Risiko tragen entdeckt zu werden, bereits seit Anfang des Jahres vorsorglich vom Netz genommen. Diese seien auch weiterhin nicht zu nutzen. Einzelne Filialen werden jetzt durch einen Sicherheitsdienst bewacht.
Das sagt Europol zu den Sprengstoff-Banden
Vor allem in Westdeutschland – wegen der Nähe zur Grenze – schlugen niederländische Sprengstoff-Banden zuerst zu, später dann deutschlandweit. Banken erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen, in NRW wurden sogar Beton-Bunker aufgestellt. Eine Europol-Beamtin damals zur MOPO: „Die Täter sind organisiert, koordinieren ihre Taten in Gruppen und arbeiten zusammen, nur mit dem Ziel, besonders viel Geld zu machen.“