Fieser WhatsApp-Betrug: Polizei warnt vor neuer Masche in Hamburg
Enkeltrick, Schockanrufe, Tarnung als Polizisten – das Repertoire der Verbrecher scheint unendlich. Nun haben sie eine neue Masche: Sie kontaktieren Ahnungslose über WhatsApp, erschleichen sich mit falschen Angaben ihr Vertrauen – und oft auch ihr Geld. Die Hamburger Polizei warnt vor solchen Betrugsversuchen. Die MOPO erklärt, wie viele Fälle momentan von der Kripo bearbeitet werden, wieviel Geld die Täter bereits erbeutet haben – und was Opfer erlebt haben.
„Hallo mama das is meine neue Telefonnummer kannst du meine alte löschen?“ – so fing das Gespräch Ende Juli an. Ein Einstieg, den die Gauner am liebsten wählen, geschrieben in gängigem „Internet-Ton“; eben schnell getippt, mit Fehlern, wie viele bei WhatsApp schreiben. Auch im Fall von Regina H. (50, Name geändert) aus Wilhelmsburg fing es so an.
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Enkeltrick, Schockanrufe, Tarnung als Polizisten – das Repertoire der Verbrecher scheint unendlich. Nun haben sie eine neue Masche: Sie kontaktieren Ahnungslose über WhatsApp, erschleichen sich mit falschen Angaben ihr Vertrauen – und oft auch ihr Geld. Die Hamburger Polizei warnt vor solchen Betrugsversuchen. Die MOPO erklärt, wie viele Fälle momentan von der Kripo bearbeitet werden, wieviel Geld die Täter bereits erbeutet haben – und was Opfer erlebt haben.
„Hallo mama das is meine neue Telefonnummer kannst du meine alte löschen?“ – so fing das Gespräch Ende Juli an. Ein Einstieg, den die Gauner am liebsten wählen, geschrieben in gängigem „Internet-Ton“; eben schnell getippt, mit Fehlern, wie viele bei WhatsApp schreiben. Auch im Fall von Regina H. (50, Name geändert) aus Wilhelmsburg fing es so an.
WhatsApp-Betrug: Viele Fälle in Hamburg – dazu rät die Polizei
Ein zunächst harmloses und völlig gängiges Mutter-Tochter-Gespräch nimmt seinen Lauf: „Wie geht es dir?“ „Bin auf der Arbeit und noch am Waschen“. Dann die erste Wende, der erste kleine Versuch des Täters, sein Gegenüber emotional zu binden. Die vermeintliche Tochter schreibt: „Ich fühle mich heute nicht so gut.“ Sie habe Kopf- und Bauchschmerzen. Zu der Zeit hat Regina H. die neue Nummer schon unter dem Namen „Mein Kind“ abgespeichert – mit Herzchen.
Wenig später dann geht es um eine Rechnung, die die „Tochter“ bezahlen müsse. Das Problem: Sie könne sich gerade nicht über ihr Handy in ihr Onlinebanking-Konto einloggen. „Kannst du die Zahlung für mich vorziehen?“ Sie schicke das Geld zurück, sobald sie sich wieder einloggen könne.
„Ich dachte, es wäre meine Tochter. Natürlich wollte ich ihr helfen“, sagt Regina H. rückblickend. Und ja, sie hätte ihr die geforderten 450 Euro überwiesen – wenn sie gewusst hätte, was eine Echtzeitüberweisung ist. Ihre „Tochter“ hatte eine solche Transaktion gefordert. Aber: „Die Art, wie sie schrieb, wie sie den Dingen auswich und dass ich sie auch nicht anrufen konnte, machten mich letztlich misstrauisch.“
Das Gespräch endet, als H. sagt, sie wüsste nicht was eine Echtzeitüberweisung sei. Vorher waren schon Daten eines Kontos angegeben worden, an das das Geld geschickt werden sollte. „Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber in dem Moment dachte ich, ich müsste handeln, schließlich ging es um meine Tochter.“ Ein Telefonat über die „alte“ und echte Nummer der Tochter brachte Klarheit.
WhatsApp-Betrug: Dazu rät die Hamburger Polizei
Die Hamburger Polizei rät genau dazu: misstrauisch zu sein. Sich über die alten Nummern mit den entsprechenden Personen in Verbindung zu setzen. „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Überweisen Sie nichts, bevor sie nicht mit ihrem Angehörigen oder Freund gesprochen haben. Sollten Sie bereits Geld überwiesen haben, kontaktieren Sie umgehend Ihre Bank. Bestenfalls kann die Überweisung noch gestoppt werden“, so Sprecher Florian Abbenseth.
Seit Jahresbeginn hat die Polizei knapp 700 Fälle von WhatsApp-Betrug registriert. In vielen Verfahren ist es beim Versuch geblieben, viel zu oft aber sind die Täter auch erfolgreich: Mehr als 500.000 Euro sollen sie so innerhalb weniger Monate erbeutet haben. Die Polizei informiert an Ständen über die Masche, will mit verstärkter Prävention entgegenwirken.
Auch im Norden gibt es eine steigende Anzahl an Fälle
Auch das LKA Schleswig-Holstein verzeichnet einen „gravierenden Anstieg vollendeter Taten“, wie eine Sprecherin auf Nachfrage bestätigte. Allein in den vergangenen vier Monaten sei dabei in 200 Fällen ein Gesamtschaden von etwa 500.000 Euro entstanden. In Niedersachsen spricht man zwar nicht von einem Trend, da die Schwankungen monatlich variieren würden. „Es scheint aber eine aus Sicht der Täter lukrative Masche zu sein“, so ein Sprecher.
Doch wie kommen die Täter eigentlich an die Telefonnummern ihrer Opfer? Eine genaue Antwort auf diese Frage gibt es noch nicht. Den Ermittlern des LKA Hamburg lägen noch keine valide Erkenntnisse vor.
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Es gebe mehrere Möglichkeiten, beispielsweise könnten Täter auf Daten über Social Media zurückgreifen oder auf gehackte und dann veröffentliche Unternehmensdaten. „Es könnte auch sein, dass sie technische Geräte benutzen, mit denen sie viele Nummern einfach ausprobieren und schauen, welche funktioniert“, so der Sprecher weiter. Einen technischen Schutz gebe es nicht – umso mehr rät die Polizei „stets äußerst wachsam“ zu sein.