Wegen Ukraine-Krieg: Hamburger Feuerwehr legt wichtiges Vorhaben auf Eis
Die neuen Tetra-Melder waren bereits großflächig in Hamburg verteilt worden. Die Retter warteten nur noch den Tag der Systemumstellung ab, da kam die Ansage: Alle sollen ihre alten DME-Geräte auf unbestimmte Zeit weiter benutzen. Nach MOPO-Informationen gehört das sogar zur einer Gefahrenabwehr–Strategie aller 16 Bundesländer.
Ist die Feuerwehr auf die Hilfe ihrer freiwilligen Kräfte, auf Notärzte und private Rettungsdienste angewiesen, versendet sie Einsatz-Details über einen Digitalen Meldeempfänger (DME), der ähnlich wie ein Pager funktioniert. Technisch hängt die Feuerwehr damit aber hinterher: Die modernste Alarmierung ist der Tetra-Funk, auf den die Beamten im April wechseln wollten. Aber: Wie die MOPO erfuhr, ist das Vorhaben nun vorerst auf Eis gelegt. Grund ist der Krieg in der Ukraine – und die Angst vor Cyber-Attacken.
Die neuen Tetra-Melder waren bereits großflächig in Hamburg an die Berufs- und Freiwilligen Feuerwehrwachen und an die Rettungsdienste verteilt worden. Die Retter warteten nur noch den Tag der Systemumstellung ab, da kam die Ansage: Alle sollen ihre alten DME-Geräte auf unbestimmte Zeit weiter benutzen. Nach MOPO-Informationen gehört das sogar zur einer Gefahrenabwehr–Strategie aller 16 Bundesländer.
Wegen Ukraine-Krieg: Hamburg stellt Feuerwehr-System nicht um
Der Hintergrund: Das neuartige Tetra-System ist zwar verschlüsselt und so gut wie nicht zu hacken, hat einen GPS-Empfänger eingebaut und einzelne Geräte können manuell abgeschaltet werden. Dazu gibt es auch eine Art Signal-Bestätigung: Ähnlich wie bei Whatsapp, wird dem Übermittler eine Nachricht zugesendet, wenn das Signal ankam; eine „Lesebestätigung“ sozusagen.

Aber: Das Tetra-System ist „leichter“ zu stören. Und wenn das Signal eines Tetra-Melders gestört wird, kommen keine Nachrichten beim Empfänger an. Für die Feuerwehr ein schlimmes Szenario, vor allem in Anbetracht einer stadtweiten Notfall-Lage.

Außerdem laufen Tetra-Melder digital, während die älteren DME-Melder über analogem Datenfunk laufen – ähnlich wie bei einem Radiosender. Kommt es hier zu einer Störung, geht oftmals nur ein Bruchteil der Information verloren. Das Problem: Die Daten sind unverschlüsselt. Wenn man weiß, wie man den Funk anzapft, kann man die Informationen ablesen. Das kommt dann wieder dem „Abhören des Funks“ im klassischen Sinne gleich.
„Die Möglichkeiten von Cyber-Angriffen ist eine sehr reale Gefahr“, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) im „Hamburg Journal“. Man habe daher einen Krisenstab eingerichtet und Kontakt zu Einrichtungen der „kritischen Infrastruktur“ aufgenommen, die man für besonders gefährdet halte. „Wir tun alles, um uns da gut aufzustellen.“
Das könnte Sie auch interessieren: „Drogen-Taxis“: Großeinsatz in Hamburg – Polizei verhaftet mehrere Männer
Die Innenbehörde kommentierte die gestoppte System-Umstellung auf MOPO-Nachfrage nicht, versicherte aber: „Die Hamburgerinnen und Hamburger können und dürfen sich darauf verlassen, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr zum Schutz der Bevölkerung sichergestellt ist.“
Die Pressestelle der Feuerwehr ließ eine MOPO-Anfrage unbeantwortet. Dafür ging ihr Chef Christian Schwarz in einem internen Schreiben auf die Situation ein, sagte, man werde sich „bestmöglich auf diese neue Lage“ einstellen. Schwarz zu dem Krieg in der Ukraine: „Wir hoffen, dass die Lage nicht noch weiter eskaliert.“