Waffenverbot am Hauptbahnhof – Großeinsatz mit 120 Polizisten
Weil am Hamburger Hauptbahnhof (St. Georg) nach Einschätzung der Bundespolizei immer öfter Waffen, vor allem Messer, eingesetzt werden, haben die Beamten eine Allgemeinverfügung erlassen, nach der an diesem Wochenende Waffen auf dem Gelände des Bahnhofs verboten sind. Am Freitagabend startete die erste große Kontrolle. Die MOPO war dabei.
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Weil am Hamburger Hauptbahnhof (St. Georg) nach Einschätzung der Bundespolizei immer öfter Waffen, vor allem Messer, eingesetzt werden, haben die Beamten eine Allgemeinverfügung erlassen, nach der an diesem Wochenende Waffen auf dem Gelände des Bahnhofs verboten sind. Am Freitagabend startete die erste große Kontrolle. Die MOPO war dabei.
Es dämmert und wird dunkel am Hauptbahnhof, auf dessen Vorplatz sich immer mehr Mannschaftwagen sammeln. Bundespolizisten, insgesamt 120 Beamte, machen sich bereit für den Großeinsatz. An verschiedenen Stellen filzen sie stichprobenartig Reisende.
„Man kann mit einem Einhandmesser schnell jemanden verletzen“
Und sie werden bereits früh am Abend fündig: Verbotene Einhandmesser, Klappmesser, Cuttermesser, aber auch Drogen finden die Kräfte bei den Kontrollierten. Sie konzentrieren sich für den Abend und die Nacht auf Menschen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren, „weil wir in der Gruppe festgestellt haben, dass da vermehrt Waffen getragen werden“, so Bundespolizei-Sprecher Jörg Ristow.
Ein junger Mann zeigt sich uneinsichtig, als bei ihm ein verbotenes Einhandmesser gefunden wird. „Das habe ich mir mal bestellt. Seitdem trage ich es“, sagt er gegenüber den Beamten. Warum er das mitgeführt habe? Er druckst rum. Er habe nicht gewusst, dass es verboten ist. Ristow: „Einhandmesser sind verboten, weil sie äußerst gefährlich sind. Sie können leicht in einer Jacke oder in der Hose getragen und mit nur einer Hand geöffnet werden. Man kann also sofort jemanden verletzen.“
Bundespolizei: Oft werden Waffen unter Drogeneinfluss eingesetzt
Doch an diesem Wochen, so erklärt Ristow, sind alle Waffen verboten, von Freitag 17 Uhr bis Sonntag um 24 Uhr – „sogar Obstmesser“, sagt er. Die Allgemeinverfügung sei für die Bundespolizei optimal, weil sie sehr viel intensiver kontrollieren und so auch das Dunkelfeld aufhellen könne. Jan Müller, Chef der Hamburger Bundespolizei, sieht das ähnlich und ergänzt: „Wir möchten nicht, dass solche Gegenstände mitgeführt werden, weil sie Gefahren darstellen.“
17 Taten habe man seit Jahresbeginn im Zusammenhang mit dem Mitführen und der Anwendung von Messern am Hauptbahnhof verzeichnet. Oft würden die Waffen unter der Einnahme von berauschenden Mitteln eingesetzt, sagt Müller. Es gehe um Gefahrenabwehr, daher werte er den Einsatz und die Verfügung auch schon am Freitagabend als Erfolg. „Wir wollen der Entwicklung Einhalt gebieten und Gefahren für Bahnreisende abwehren“, ergänzt Müller. „Das ist unser gesetzlicher Auftrag.“
Insgesamt kontrollieren die Beamten in der Nacht 350 Menschen. Sie stellen dabei insgesamt sieben Stichwaffen sicher: drei Taschenmesser, ein Cuttermesser und drei verbotene Einhandmesser. Gegen die Betroffenen werden Verfahren eingeleitet.
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Laut Deutscher Bahn ist der Hamburger Hauptbahnhof mit täglich 550.000 Fahrgästen neben dem Pariser Bahnhof Gare du Nord der meistfrequentierte Bahnhof Europas. Die Fallzahlen stiegen in Hamburg beim Diebstahl 2022 auf 2365 (2021: 972), bei Gewaltdelikten auf 667 (2021: 544), das belegt eine Auswertung der Bundespolizei. In diese Entwicklung muss aber auch die Folgen und das Ende der Corona-Pandemie berücksichtigt werden. Zuletzt neben dem Hauptbahnhof wurde der S-Bahnhof Reeperbahn kontrolliert. Dort gilt seit längerem bereits ein Waffenverbot.