Silvester in Hamburg: Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser ziehen Bilanz
Ausschreitungen, gezielte Angriffe auf Einsatzkräfte, Verletzte: Nach zuletzt teils hässlichen Szenen vergangenes Silvester hatten sich Hamburgs Polizei und Feuerwehr besonders intensiv auf den Jahreswechsel vorbereitet. Wie das Fazit der Retter ausfällt und was in der größten Partynacht des Jahres in der Stadt passierte, verrät der große MOPO-Silvester-Überblick.
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Ausschreitungen, gezielte Angriffe auf Einsatzkräfte, Verletzte: Nach zuletzt teils hässlichen Szenen vergangenes Silvester hatten sich Hamburgs Polizei und Feuerwehr besonders intensiv auf den Jahreswechsel vorbereitet. Wie das Fazit der Retter ausfällt und was in der größten Partynacht des Jahres in der Stadt passierte, verrät der große MOPO-Silvester-Überblick.
Im Vorfeld hatte sich die Polizei kräftemäßig breit aufgestellt, an allen Wachen schnelle Einsatztrupps geformt. Vor allem in Harburg wollte man starke Präsenz zeigen. Dort war es vergangenes Jahr – und zuletzt an Halloween – zu Ausschreitungen und teils gezielten Attacken auf Polizisten gekommen.
Harburg: Polizei nimmt mehrere Menschen in Gewahrsam
Rund um die Straße Am Centrumshaus wurden auch dieses Jahr Kräfte mit Böllern und Raketen beworfen, vor allem während der Kontrolle einer Gruppe von jungen Männern gegen 22.15 Uhr. Ein Polizist wurde leicht verletzt. Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.
An der Straßburger Straße (Dulsberg) wurde um 23 Uhr ein in die Fassade eingebauter Geldautomat gesprengt. Der oder die Täter flüchteten ohne Beute. Später wurde ein weiterer Automat in einer Bankfiliale an der Fuhlsbüttler Straße in Ohlsdorf in die Luft gejagt. Die Täter flüchteten über den Andreas-Knaack-Ring in einer hellen Mercedes A-Klasse – und laut Polizei ebenfalls ohne Beute. Die Kripo ermittelt und bittet um Hinweise (Tel. 040 428 65 6789).
Um kurz nach Mitternacht wurde der Polizei eine Schlägerei an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße (Altona-Altstadt) gemeldet. Polizisten fanden vor Ort allerdings keine Auseinandersetzung vor – dafür eine Gruppe von etwa 100 Menschen, aus der mit diversen Feuerwerkskörpern geschossen wurde, so eine Sprecherin. „Hierbei wurde die Windschutzscheibe eines Streifenwagens beschädigt.“
Am Erlerring in Wilhelmsburg wurden den weiteren Angaben zufolge gegen 1 Uhr diverse Fahrzeuge und Passanten mit Pyrotechnik beworfen. Als Polizisten einen Verdächtigen mitnehmen wollten, hätten sich Umstehende mit dem Mann solidarisiert und Beamte mit Böllern beworfen. Die Sprecherin: „Es wurde daraufhin Pfefferspray eingesetzt.“
Silvester: Gruppen beschießen sich mit Raketen
In Hummelsbüttel durchschlug vermutlich Signalmunition das Badezimmerfenster eines Einfamilienhauses an der Straße Sedelmannsbusch und entfachte ein Feuer. Die Bewohnerin (58) sowie ein Nachbar (51) zogen sich beim Löschen des Brandes eine Rauchgasvergiftung zu.
Am Schreyerring (Steilshoop) beschossen sich zwei Gruppen gezielt mit Raketen. Auch Schreckschusswaffen sollen eingesetzt worden sein. Polizisten nahmen mehrere Verdächtige fest. Ein angeforderter Wasserwerfer wurde wieder abbestellt; der Verdacht einer brennenden Barrikade auf der Straße bestätigte sich nicht.
In Bramfeld gerieten auf einem Balkon gelagerte Lebensmittel in Brand – der Rauch zog ins Innere der Wohnung. Sie ist vorerst unbewohnbar. Im Dach des Heilwig Gymnasiums (Alsterdorf) brach ein Feuer aus, die Löscharbeiten zogen sich über Stunden. Verletzt wurde niemand. Vermutlich verursachte eine Rakete den Brand. Die Polizei ermittelt.
Die Beamten leiteten insgesamt 120 Straf- und 25 Ordnungswidrigkeitenverfahren ein, sprachen 160 Platzverweise aus. Drei Menschen wurden fest-, 19 in Gewahrsam genommen, von 500 Personen die Identitäten festgestellt. Zwölf Beamte wurden leicht verletzt. 66 Personen erlitten Verletzungen durch Feuerwerkskörper – ein Mann verlor seine linke Hand.
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Die Feuerwehr, die sich ebenfalls mit verstärktem Personal und zusätzlichen Einsatzfahrzeugen vorbereitete, hatte bis zum Neujahrsmorgen viel zu tun – sie musste zu etlichen kleineren Bränden ausrücken, oft waren es Mülleimer, die in Flammen standen.
Insgesamt verzeichnete die Feuerwehr 1704 Einsätze, die Polizei rund 1200. Im Hamburger Umland kamen mehrere hundert Einsätze dazu. Schleswig-Holstein verzeichnete einen leichten Anstieg der Zahlen.
„Wir blicken auf eine vergleichsweise ruhige Nacht mit silvestertypischem Einsatzgeschehen zurück“, sagte Sandra Levgrün, Sprecherin der Hamburger Polizei.
Die meisten hätten friedlich gefeiert, gerade an den Landungsbrücken, in St. Pauli und rund um die Binnenalster, an der sich größtenteils an das Böllerverbot gehalten worden sein soll. Die Maßnahmen im Vorfeld und das Einsatzkonzept hätten Wirkung gezeigt, so Levgrün.
So war die Lage in Hamburgs Krankenhäusern
Hamburger Kliniken sprachen „von einem normalen Patienten-Aufkommen“: Im UKE wurden zwei Menschen mit schweren Handverletzungen behandelt, „verursacht durch den unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern“, wie eine Sprecherin der MOPO sagte. Der erste Notfall in der Silvesternacht sei ein schwerer Schlaganfall gewesen.
Ein ähnliches Fazit zieht auch Asklepios. In Barmbek musste ein Mann mit einer Böller-Verletzung behandelt werden. Die Verbrennung waren derart schwer, dass der Patient nach Boberg (Spezialklinik) verlegt werden musste. „Ansonsten hat es nach jetzigem Stand keine besonderen Vorkommnisse gegeben“, so der Sprecher weiter.
Viel zu tun hatte dagegen wieder die Stadtreinigung: Mitarbeiter sammelten in Hamburg 14 Tonnen Böllermüll ein.