Er wurde am Michel erstochen – Familie trauert: „Vater, Ehemann, Freund verloren”
Warum musste Jose Manuel Goncalves R. sterben? Der 62-Jährige wurde am vergangenen Montag erstochen auf einer Wiese am Michel gefunden.
„Mein Onkel trug etwas Bargeld bei sich, von dem er seinen Töchtern etwas kaufen wollte. Sie haben demnächst Geburtstag“, schreibt sein Neffe Joao jetzt in einem Brief an die MOPO. Der Tod des Onkels – ein schief gelaufener Raub?
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Der Morgen ist bedeckt, als Mordermittler ihrer Arbeit nachgehen. Gegen 3 Uhr am vergangenen Montag ist hier, auf einer Wiese am Hamburger Michel, eine Leiche aufgefunden worden. Ein Passant hatte den auf dem Rücken neben einem Baum liegenden Mann entdeckt, der, davon gehen Polizei und Staatsanwaltschaft aus, offenbar mit einem Messer getötet wurde. Wenige Stunden später wird ein 46-Jähriger festgenommen, der mutmaßliche Täter. Die Familie des Toten Jose Manuel Goncalves R. steht unter Schock, will aber auf keinen Fall, „dass das Verbrechen gesichtslos bleibt“. Es ist ein bewegender Nachruf des ältesten Neffen, Joao V.
„Es ist immer noch hart für uns zu realisieren, dass das passiert ist“, schreibt Joao in einem Brief an die MOPO. Mit jeder Zeile ist der Stolz zu vernehmen, den er für seinen Onkel hegt. Der 62-Jährige sei ein Seemann durch und durch gewesen, habe jahrelang auf Fischerschiffen unter deutscher Flagge gearbeitet, die meiste Zeit als Koch. „Er hat mit 14, 15 Jahren schon angefangen, zu arbeiten, und auf vieles verzichtet. Auch, um später seinen zwei Töchtern ein schönes Leben zu ermöglichen.“
Hamburg: Er wurde am Michel erstochen – Familie unter Schock
Jose Manuel Goncalves R. sei „sehr stolz“ auf seine Mädchen gewesen; die eine hätte die Universität in Portugal – die Heimat der Familie – erfolgreich abgeschlossen, die andere – die Jüngere – sei gerade mit ihrem Studium gestartet. Joao: „Er hat dem Wohl seiner Familie alles untergeordnet, immer hart gearbeitet und war Alleinverdiener.“ Trotz der großen Distanz zwischen Deutschland und Portugal sei R. stets „sehr präsent innerhalb der Familie gewesen“.
Doch warum musste der 62-Jährige sterben? Sein Neffe beschreibt die letzten Augenblicke des Mannes so: Jose Manuel Goncalves R. soll am Sonntagabend im Portugiesen-Viertel, in der Nähe des späteren Fundorts, ein Konzert besucht haben; ein traditionelles Konzert, bei denen Songs einen sehr melancholischen und gesellschaftskritischen Unterton haben. Im Anschluss wollte er sich, so die Schilderungen seines Neffen, einen Drink mit seinem Bruder in dessen Bar gönnen. Doch der hatte abgesagt, weil er sich nicht gut fühlte. „Er lebt jetzt in schrecklicher Schuld, da er glaubt, dass er seinen Tod hätte verhindern können, wenn er nur für seinen Bruder da gewesen wäre“, schreibt Joao.
R. hätte daraufhin seine Frau angerufen und ihr gesagt, dass er nun nach Hause kommen würde. Und dass er von einem Mann belästigt beziehungsweise verfolgt werde. Ein Arbeiter, der neu in Hamburg ist, und sich öfter in der Bar des Bruders des Verstorbenen aufgehalten haben soll. „Mein Onkel trug etwas Bargeld bei sich, von dem er seinen Töchtern etwas kaufen wollte. Sie haben demnächst Geburtstag“, schreibt Joao. Der Tod des Onkels – ein schief gelaufener Raub?
Am Tag danach meldet die Polizei eine Festnahme. „Die Hintergründe der Tat und in welchem Verhältnis die Männer zueinander standen, sind noch unklar“, teilte eine Sprecherin mit. Die Mordkommission ermittle. Der Tatverdächtige, ein 46-jähriger Italiener, sitzt in U-Haft.
Neffe des Toten: „Du wirst immer in unseren Herzen sein“
Joao V. beendet seinen Nachruf mit den Worten seines Bruders, dem Patenkind des verstorbenen R.: „Es ist hart, nicht fair und grausam. Wir haben einen Vater, einen Ehemann, einen Sohn, einen Onkel, einen Freund verloren – über allem einfach einen puren und höflichen Menschen. Stets freundlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Du bist nicht allein in dem Park gestorben. Wir sind sind immer bei dir und wirst immer in unseren Herzen sein.“