Unfallflucht: Warum durfte HSV-Profi Dompé den Führerschein behalten?
Er nietet eine Haltestelle um, schrottet seinen BMW, verletzt sich dabei selber, flüchtet – und trotzdem darf der HSV-Profi Jean-Luc Dompé (27) seinen Führerschein behalten. Nach MOPO-Informationen hatte der Fußballer den sogar nie abgeben müssen. Wie kann das sein?
Er nietet eine Haltestelle um, schrottet seinen BMW, verletzt sich dabei selber, flüchtet – und trotzdem darf der HSV-Profi Jean-Luc Dompé (27) seinen Führerschein behalten. Nach MOPO-Informationen hatte der Fußballer den sogar nie abgeben müssen. Wie kann das sein?
Der Unfall Anfang Februar sorgte für Schlagzeilen: Gegen 21.30 Uhr donnert Dompé mit seinem BMW M3 – 480 PS Minimum, neu ab 85.000 Euro – über die Hafenstraße (St. Pauli). Die Straße ist nass, die Temperaturen unter Null. Er verliert die Kontrolle über sein nur mit Sommerreifen ausgestattetes Auto, kracht in eine Bushaltestelle. Es ist Glück, dass dort niemand steht.
Rennen mit HSV-Kollegen? Dompé streitet das ab
Dompé, der sich laut Aussagen mehrerer Augenzeugen ein Rennen mit einem gelben Mercedes geliefert haben soll, flüchtet vom Unfallort, steigt in ebenjenen Mercedes, der seinem HSV-Kollegen William Mikelbrencis gehört. Doch der 18-Jährige soll nicht gefahren sein, saß offenbar auf dem Beifahrersitz.
Erst streitet Dompé ab, gefahren zu sein, schiebt die Schuld seiner Frau zu. Dann gesteht er, entschuldigt sich sogar öffentlich. Ein Rennen soll es aber nicht gegeben haben, beteuert er. Die Umstände allerdings sprechen gegen ihn. Ein Beamter zur MOPO: „Bei schnurgerader Straße verliert man die Kontrolle nicht ohne außergewöhnliche Manöver. Und so ein Schadensbild entsteht auch nicht, wenn man 50 km/h fährt.

Die Entscheidung, den Führerschein des 27-Jährigen nicht einzuziehen, scheint fragwürdig. Ein Promi-Bonus? Fakt ist: Die Staatsanwaltschaft, die das Verfahren übernommen hat, beantwortet keine näheren Fragen zum Vorfall. Eine Sprecherin sagt lediglich, dass die Auswertung der Fahrtenschreiber noch andauere. Warum denn sein Führerschein nicht entzogen wurde? „Ob eine Entziehung in Betracht kommt, ist Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen.“ Der Beamte: Wäre eine Entziehung gewollt gewesen, hätte man dies in den Tagen nach dem Vorfall tun können.“
In anderen Fällen wurden und werden Führerscheine schon bei sehr viel geringeren Anlässen sichergestellt. Es ist möglich, dass die Polizei vor Ort die Entscheidung getroffen hat, den Führerschein nicht einzuziehen, weil sie Dompé nicht „auf frischer Tat“ erwischt hat. Aus Polizeikreisen heißt es: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
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Trotzdem sende die Entscheidung falsche Signale, sagt Christian Hieff vom ADAC Hamburg. „In solchen Fällen wäre eine abschreckende Sanktionierung wichtig, um klarzumachen, dass dieses Verhalten nicht tolerierbar, sondern nur lebensgefährlich ist.“ Es sei pures Glück gewesen, dass niemand körperlich zu Schaden gekommen sei, so Hieff. Er würde es begrüßen, wenn Dompé „die nächste Zeit erstmal nur Taxi fährt, und nicht selber“. Man müsse Zweifel an seiner charakterlichen Eignung haben, ein Auto zu fahren.

Selbst wenn Dompé dabei bleibt, dass es kein Rennen gegeben habe, könnte er trotzdem nach Paragraf 315d im Strafgesetzbuch wegen eines Rennens verurteilt werden – und zwar wegen eines Rennens gegen sich selbst. Schon vor Jahren wurden entsprechende Weichen gestellt, um derartige Vergehen strafrechtlich härter verfolgen zu können. Dem 27-Jährigen drohte dann Gefängnis. Vermutlich wird er aber mit einer Geldstrafe davonkommen.