Mord in Ottensen: Das viel zu kurze Leben von Antonia H.
Blumen, eine Grabkerze und eine handgeschriebene Karte stehen vor dem Haus in Ottensen, in dem sich genau ein Jahr zuvor ein schreckliches Verbrechen abspielte. Die 22-jährige Antonia H. wurde im Treppenhaus von Kim W. (22) erschossen. Zuvor soll er die junge Frau monatelang gestalkt haben.
Antonia H. kam aus der Schweiz, wollte sich in Hamburg zur Musical-Darstellerin ausbilden lassen und ein neues Leben anfangen. Dieser Traum, dieses Leben, wurden am Dienstagvormittag des 5. April 2022 zerstört.
Blumen, eine Grabkerze und eine handgeschriebene Karte stehen vor dem Haus in Ottensen, in dem sich genau ein Jahr zuvor ein schreckliches Verbrechen abspielte. Die 22-jährige Antonia H. wurde im Treppenhaus von Kim W. (22) erschossen. Zuvor soll er die junge Frau monatelang gestalkt haben.
Antonia H. kam aus der Schweiz, wollte sich in Hamburg zur Musical-Darstellerin ausbilden lassen und ein neues Leben anfangen. Dieser Traum, dieses Leben, wurden am Dienstagvormittag des 5. April 2022 zerstört.
Der Tag des Mordes
Was geschah am Tag der Tat? Im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses an der Scheel-Plessen-Straße, direkt am Bahnhof Altona, sind Schüsse zu hören. Dann eine Pause. Noch ein Schuss. Minuten später stehen mehrere Streifenwagen vor dem Haus. Auch ein Notarzt ist angerückt. Die Beamten hetzen die Holzstufen zur vierten Etage hoch. Oben angekommen bietet sich ihnen ein schreckliches Bild.
Im Türeingang liegen Antonia H. und ihr Stalker Kim W. leblos auf dem Boden. Beide haben blutende Wunden. Ein Notarzt kämpft noch minutenlang um das Leben der 22-Jährigen. Vergeblich. Auch für den Mann kommt jede Hilfe zu spät. Er soll nach MOPO-Informationen einem Kopfschuss erlegen sein.
Mord in Ottensen: Hintergründe zur Tat
Der 22-Jährige soll laut Polizei Antonia H. erschossen und dann sich selbst getötet haben. Die Tatwaffe liegt neben den Leichen, als Polizisten am Tatort ankommen. Sie waren von einer Nachbarin informiert worden. Während des Einsatzes sichern Spezialkräfte die nahe Umgebung am Altonaer Bahnhof ab, weil zu dem Zeitpunkt noch völlig unklar ist, was passierte und ob nicht womöglich noch ein bewaffneter Angreifer durchs Viertel läuft. Auch ein Hubschrauber kreist über Ottensen.

Bis zum späten Nachmittag sind Beamte der Mordkommission und Spurensicherung am Tatort. Sie dokumentieren akribisch jedes Beweisstück, machen Aufnahmen mit einem 3D-Scanner, um den Tatablauf rekonstruieren zu können. Erst im Anschluss daran werden die Leichen abtransportiert und in das Institut für Gerichtsmedizin gebracht.
„Antonia war eine sehr liebe und nette Frau, die immer fröhlich gegrüßt hat“
Antonia H. wohnte in dem Mehrfamilienhaus im vierten Stock in einer Wohngemeinschaft mit einer Mitbewohnerin. „Beide kannten sich aus der Schule, waren Freundinnen“, sagt eine Nachbarin zur MOPO. Sie sollen dort vor rund sechs Monaten eine Wohngemeinschaft gebildet haben. Die Mitbewohnern habe nach der Tat unter Schock gestanden, die Nacht nicht in der Wohnung verbringen können.
„Antonia war eine sehr liebe und nette Frau, die immer fröhlich gegrüßt hat. Sie hatte lange blonde Haare und war sehr hübsch“, erzählt eine weitere Nachbarin.
Hamburg: Tod im Treppenhaus – das viel zu kurze Leben von Antonia (22)
Vor Ort herrscht angesichts der Tat Fassungslosigkeit. Vor den Schüssen hätte es, so berichten es mehrere Nachbarn, ein intensives Wortgefecht zwischen Antonia H. und dem Mann in der offenen Wohnungstür gegeben. Dieser ist offenbar kurz zuvor aus seiner Heimat in der Schweiz nach Hamburg gekommen. Sie kannten sich, er war offenbar aber nicht ihr Ex-Freund, wie zunächst vermutet, sondern ein Stalker. Unmittelbar nach dem Streit fielen die Schüsse. Danach sei kurz Stille gewesen, erzählt ein Nachbar aus der dritten Etage. Dann sei ein weiterer Schuss zu hören gewesen.
Antonia selbst stammte ebenfalls aus der Schweiz. Sie soll vor ihrem Umzug nach Hamburg ebenso wie der 22-Jährige in Mörschwil in der Ostschweiz gelebt haben. Dort hatte sich die Frau auch im Gemeindezentrum engagiert. Vor mehr als einem Jahr kam sie nach Hamburg, um sich hier zur Musical-Darstellerin ausbilden lassen.

Freunde, Bekannte und Nachbarn hatten kurz nach der Tat weiße und pinke Herz-Ballons vor der Haustür des Mehrfamilienhauses abgelegt. Blumen und Kerzen sollten an Antonia H. erinnern, die viel zu früh ihr Leben verlor. Auch ein Jahr später stehen Blumen vor der Tür und eine Karte: „In Gedenken an Antonia. Für immer in unseren Herzen”.
Anm. der Red.: Zunächst ging man davon aus, der 22-jährige Täter sei der Ex-Freund von Antonia H. gewesen. Nach MOPO-Informationen waren die beiden aber kein Paar, wir haben dies nachträglich korrigiert und bitten um Entschuldigung für den Fehler.
Hilfe in schweren Stunden
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Hier finden Sie Beratungs- und Seelsorgeangebote:
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an junge Menschen. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Samstags nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Viele sprechen Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de