Streit im Verein: Gefährlicher Hamburger Badesee bald ohne Rettungsteam
Der Allermöher See gehört zu den beliebtesten Badegewässern in Hamburg – und zu den gefährlichsten: In keinem Hamburger Badesee gab es bislang so viele tödliche Unfälle wie hier. Zwar wachten in den vergangenen Jahren die Retter von Sicheres Wasser (SiWa). Doch ab diesem Sommer könnte damit Schluss sein. Schuld daran? Angeblich ein bekannter CDU-Politiker. Doch der wehrt sich gegen den Vorwurf.
Der Allermöher See gehört zu den beliebtesten Badegewässern in Hamburg – und zu den gefährlichsten: In keinem Hamburger Badesee gab es bislang so viele tödliche Unfälle wie hier. Zwar wachten in den vergangenen Jahren die Retter von Sicheres Wasser (SiWa). Doch ab diesem Sommer könnte damit Schluss sein. Schuld daran? Angeblich ein bekannter CDU-Politiker. Doch der wehrt sich gegen den Vorwurf.
Helge von Appen ist Retter mit Leib und Seele. Der Berufsfeuerwehrmann von der Wache Barmbek hatte nach etlichen Badeunfällen am Allermöher See vor acht Jahren den SiWa-Vorsitz übernommen. „Jeder Tote ist einer zu viel, deshalb hatte ich mich engagiert und ein ehrenamtliches Rettungsteam auf die Beine gestellt“, sagt er. Retter vom DLRG hätten es stets abgelehnt, den wohl gefährlichsten Badesee in Hamburg zu bewachen. Kein Personal, hieß es stets.
Hamburg: Acht Menschen im Allermöher See gerettet
Acht Menschen hätten den ehrenamtlichen SiWa-Rettern ihr Leben zu verdanken. „Wären wir nicht da gewesen, sie wären ertrunken“, so von Appen. Dafür wurde der Verein sogar vom Senat ausgezeichnet. Mit Spendengeldern konnten sich die Ehrenamtler ein Sonarboot anschaffen.
Im Schnitt komme es laut von Appen in jeder Badesaison zu mehr als 80 Notfällen – zusätzlich zu den Wasserrettungen. Ein wichtiger Dienst, der von Menschen im Stadtteil stets gelobt worden sein soll.
Doch damit ist nun wohl Schluss. Dennis Gladiator, Bürgerschaftsabgeordneter und Innenexperte der CDU, der im September ehrenamtlich den Vorsitz des Vereins übernommen hatte, erklärte am vergangenen Donnerstag per WhatsApp die bevorstehende Auflösung von SiWa. Sie solle im Rahmen einer Mitgliederversammlung beschlossen werden. Als Grund nannte er strukturelle Probleme.

Gladiator bestätigt auf Nachfrage die geplante Vereinsauflösung und erklärt: „Leider fanden sich keine aktiven Mitstreiterinnen und Mitstreiter, um alle erforderlichen Aufgaben zu besetzen.“ Auch die finanzielle Struktur habe sich nach erfolgter Prüfung als „nicht tragbar“ erwiesen.
Aus Kreisen des Vereins vernimmt man, dass mit der Übernahme Gladiators die internen Probleme erst angefangen hätten und größer wurden. Gladiator habe durch seine Untätigkeit einen Berg von Aufgaben vor sich her geschoben, heißt es in einer Vereinsstellungnahme an die Mitglieder, die der MOPO vorliegt. Der Politiker versuche seine „Inkompetenz“ zu vertuschen.
Ein Ehrenamtler: „Gladiator hat die Vereinsarbeit unterschätzt. Es reicht nicht, sich als den Retter in der Not im Rampenlicht zu präsentieren. Als Vorsitzender muss man auch anpacken.“
Schwere Vorwürfe gegen den CDU Politiker
Helge von Appen und andere Ehrenamtliche werfen dem CDU-Politiker Versäumnisse in der Planung vor. So seien Maßnahmen für die Rekrutierung von ehrenamtlichen Rettungsschwimmern vernachlässigt worden. Zudem seien viele Retter im vergangenen Jahr abgewandert, weil die Aufwandsentschädigungen (neun Euro pro Stunde) nur mit großer Verspätung erfolgt sein soll.
Gladiator räumt ein, dass Gelder für Betriebskosten und Aufwandsentschädigungen spät überwiesen worden seien, weil die Kassenwärtin verstorben war. Inzwischen sollen alle Helfer ihre Gelder erhalten haben, sagt der Christdemokrat.

Man habe den Verein in einem gesunden Zustand an den neuen Vorstand übergeben, sagt von Appen. Nun aber würden wichtige Komponenten vernachlässigt werden, darunter notwendige TÜV-Untersuchungen und die Versicherung für technische Geräte, die verschlampt worden sein sollen.
Dem widerspricht Gladiator gegenüber der MOPO: Alle erforderlichen Untersuchungen und Zahlungen seien bereits nachgeholt worden. Er ergänzt: „Schon die Ausbildung in den vorangegangenen Jahren konnte unseren Bedarf nicht decken, da auch eine Ausbildung für andere Vereine erfolgte, deren Teilnehmer nicht als Rettungsschwimmer aktiv wurden.“ Er habe den Vorstand des Vereins übernommen, als dieser vor der Auflösung gestanden habe. Von einem gesunden Zustand könne da nicht die Rede gewesen sein. Er habe den Verein am Leben erhalten wollen.
Das könnte Sie auch interessieren: Hitze, Wasser, Unfälle: Darauf sollten Sie beim Baden achten
Gegenwärtig besteht für den kommenden Sommer die Gefahr, dass der „Todessee“, wie er von vielen genannt wird, in diesem Jahr nicht von Rettungsschwimmern überwacht wird. SiWa wird es wegen der Versäumnisse nicht schaffen, genügend Rettungsschwimmer auszubilden.
Das Bezirksamt sagt gegenüber der „Bergedorfer Zeitung“, man versuche nun schnellstmöglich eine alternative Badeaufsicht zu akquirieren. Auch Gladiator versichert, er helfe dabei eine kurzfristige Lösung für die Badesaison zu finden.