Online-Date wird zum Albtraum: „Hatte Angst, er könnte mich abstechen“
Es begann mit Komplimenten im Internet, später folgte das erste Treffen, der erste Kuss. Und dann: Wutausbrüche, Stalking und Gewalt. Die Beziehung zu Justin L. (25) wurde für die gleichaltrige Lea K. (Name geändert) schnell zum Albtraum. Sie endete in einer Beinahe-Katastrophe.
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr und Streifenwagen der Polizei stehen am vergangenen Freitag um kurz nach 13 Uhr vor dem Hamburger Mehrfamilienhaus. Schwarzer Rauch zieht zu dem Zeitpunkt aus dem Dach. Die Einsatzkräfte positionieren eine Drehleiter, andere sprinten die Treppen hoch. Es brennt im Spitzboden, schnell ist klar, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.
Die 25-jährige Bewohnerin Lea K. wird von Sanitätern behandelt, kommt später in ein Krankenhaus. Für die junge Frau ist es der negative Höhepunkt einer viermonatigen Liebes-Tortur.
Es begann mit Komplimenten im Internet, später folgte das erste Treffen, der erste Kuss. Und dann: Wutausbrüche, Stalking und Gewalt. Die Beziehung zu Justin L. (25) wurde für die gleichaltrige Lea K. (Name geändert) schnell zum Albtraum. Sie endete in einer Beinahe-Katastrophe. Ihr Ex-Freund landete im Knast. K. kam bei Freunden unter. „Am Ende wollte ich einfach nur noch rausgehen können, ohne Angst, er könnte mich abstechen“, erzählt sie.
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr und Streifenwagen der Hamburger Polizei stehen am vergangenen Freitag, den 8. Juli, um kurz nach 13 Uhr vor dem Mehrfamilienhaus unweit der Sievekingsallee in Hamm. Die Feuerwehr löst kurz darauf sogar zweiten Alarm aus. Schwarzer Rauch zieht zu dem Zeitpunkt aus dem Dach.
Hamburg: Online-Flirt wird zum absoluten Albtraum
Die Einsatzkräfte positionieren eine Drehleiter, andere sprinten die Treppen hoch. Es brennt im Spitzboden, schnell ist klar, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. Die 25-jährige Bewohnerin Lea K. wird von Sanitätern behandelt, kommt später in ein Krankenhaus. Verletzt ist sie nicht, nur in Sorge, dass ihre zwei Katzen in Gefahr sein könnten. Die Tiere werden gerettet.
Für die junge Frau ist es der negative Höhepunkt einer viermonatigen Liebes-Tortur. Die Romanze beginnt online: Lea K. und Justin L. lernen sich im Internet kennen, treffen und verlieben sich. Das Paar ist die meiste Zeit in ihrer Wohnung in Hamm, er bringt Sachen mit, sie denken übers Zusammenziehen nach. Doch sehr schnell habe sie dann seine „narzisstischen Züge“ bemerkt, wie sie erzählt.

„Er war stark manipulativ, sagte, ich würde oft Dinge falsch verstehen und dass er so sei, weil ich so bin.“ Sie erzählt von Wutausbrüchen, von ständiger Schuldabweisung. Und von „emotionaler Erpressung. Es machte mich krank“.
Es seien Dinge vorgefallen, über die sie schwer sprechen könne, sagt sie. Irgendwann sei es dann eskaliert – und sie habe Schluss gemacht. Das war am Freitag, 1. Juli, eine Woche vor der mutmaßlichen Brandstiftung. „Er hat sich stark darüber aufgeregt, dass ich ihm nicht in die Augen sah, dabei war ich nur dabei, Handtücher zusammenzulegen.“ L. soll aggressiv geworden sein, sie körperlich angegangen und ihr das Handy und den Laptop weggenommen haben.
„Ich habe mich aus Angst im Badezimmer eingeschlossen. Er trat so heftig gegen das Schloss, dass es sich verbog.“ Letztlich schlägt er ein Loch in die Tür. Lea K. schafft es raus, flüchtet sich in Arbeit. „Dann ging es erst los.“

Er habe sie mit Nachrichten terrorisiert, sei plötzlich in der Wohnung gewesen, obwohl sie ihm die Schlüssel schon abgenommen hatte. Einen Tag später droht er ihr per WhatsApp, er würde sich das Leben nehmen. Er schickt Fotos von Medikamenten, die er einnehmen würde, will aber nicht sagen, wo er ist. Lea K. findet ihn eigenen Angaben nach auf ihrem Bett, mit Tabletten in der Hand und Schaum vor dem Mund. „Ich wollte sofort Hilfe holen, da sagte er mir, es sei nur Zahnpasta. Ich war so schockiert.“ Sie nimmt ihm die Tabletten weg und versteckt sie. Dann soll L. durchgedreht sein und die Wohnung verwüstet haben.
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Er schluckt, so erzählt es die Frau, mehrere Vitamin- und Schlaftabletten, wirft noch eine Entwurmungstablette ihrer Katzen ein. K. ruft Freunde von ihm, die helfen sollen. Doch die Lage eskaliert: L. gerät mit seinen eigenen Freunden in Streit, flüchtet daraufhin auf den Dachboden, wo er – wie dann zufällig herauskommt – offenbar auf einer Matratze die Tage zuvor übernachtet hat. Er stürzt in der Folge eine Leiter runter, schlägt Lea K., so berichtet es seine Ex-Freundin, und prügelt sich dann mit seinen Freunden durchs Treppenhaus. Die alarmierte Polizei schlichtet, führt ihn ab.
Die nächsten Tage und Nächte bleiben turbulent: L. schreibt weiter etliche Nachrichten, steht wieder vor der Tür der Ex-Freundin, trotz eines Kontaktverbots. Mehrmals wird er von Polizisten abgeholt, immer kommt er wieder. Er droht ihr mit Sätzen wie: „Hör auf mit den Spielchen“, „Lass mich sofort rein. Andernfalls werde ich dafür sorgen, dass du alles verlierst“. Er schreibt sogar konkret: „Ich bin zu allem bereit. Du wirst es bitter bereuen. Ich zünde hier alles an.“

An jenem Freitag dann versucht er zunächst, Lea K. auf offener Straße anzusprechen. Die Frau flüchtet in eine Tankstelle. Später der vorsätzlich gelegte Brand. Die Wohnung der Frau ist durch den Brand und den Rauch unbewohnbar, Decken im Wohn- und Badezimmer sind teilweise eingestürzt. Am darauffolgenden Montag wird Justin L. dann bei einem fingierten Treffen von Zivilfahndern festgenommen. Er kommt in U-Haft.
Verdächtiger soll gefälschten Corona-Impfpass gehabt haben
Der junge Mann ist nicht vorbestraft, gegen ihn läuft zurzeit noch ein Verfahren wegen Urkundenfälschung: Er soll versucht haben, einen gefälschten Impfpass in einer Apotheke digitalisieren zu lassen. Bis vor Kurzem war er noch Teamleiter im Wellnessbereich eines hochpreisigen Fitnessstudios, doch den Job verlor er.

Und Lea K.? Die Frau von der Nordseeküste war vor vier Jahren zum Studieren nach Hamburg gekommen. Sie wohnt nun bei einer Freundin. „Ich bin total fertig mit den Nerven. Aber auch überglücklich, dass es vorbei ist.“