Ärger um Spaziergang: Was die St. Pauli-Fans der Polizei vorwerfen
Die Braun-Weiße Hilfe wirft der Hamburger Polizei vor, Fans des FC St. Pauli mit Schlagstockeinsatz und Pfefferspray darin zu hindern, zum Millerntorstadion zu gelangen. Was Polizei und Verein zu den Vorwürfen sagen.
Die Braun-Weiße Hilfe wirft der Hamburger Polizei vor, Fans des FC St. Pauli mit Schlagstockeinsatz und Pfefferspray darin zu hindern, zum Millerntorstadion zu gelangen.
Es ist mehr als eine Einzelbeobachtung. Die Braun-Weiße Hilfe, eine Rechtshilfeprojekt der Fanszene des FC St. Pauli, wirft der Hamburger Polizei vor, neuerdings bei den Heimspielen, „das stets friedliche, gemeinsame Spazieren zum Stadion (…) aggressiv zu unterbinden.“
Braun-Weiße Hilfe wirft Polizei Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz vor
So habe die Polizei, erstmals am 23.April und um die Zweitligapartie gegen den SV Darmstadt, den Fans vor dem Spiel massiv am Überqueren der Budapester Straße, die den Stadtteil St. Pauli vom Millerntor-Stadion trennt, gehindert zu haben. In einer der Mopo vorliegenden Erklärung der Braun-Weißen Hilfe heißt es: „Hierbei agierte die Polizei sehr hitzig und aggressiv, was sich negativ auf die friedvolle Stimmung der St. Pauli Fans auswirkte. Neben Schlagstöcken setzten die Polizist:innen auch massiv Pfefferspray ein. Hierbei agierte die Polizei sehr hitzig und aggressiv, was sich negativ auf die friedvolle Stimmung der St. Pauli Fans auswirkte.“

Ein betroffener Fan berichtet: „“Ich laufe auch immer über die Budapester Straße mit, das ist einmal quer rüber und hat bisher nie Probleme gemacht. Jetzt wollte die Polizei uns Fans ohne Ankündigung plötzlich daran hindern und ist uns richtig doll angegangen. Die Fans waren natürlich alle überrascht und wussten nicht, was das soll. Die Leute haben wohl auch richtig doll was abbekommen, da wurde ganz viel Pfeffer eingesetzt und Leute wurden mit Schlagstöcken attackiert.“
Vorwürfe von St. Pauli-Fans: Hamburger Polizei dementiert Strategiewechsel
Ein ähnliches Verhalten der Polizei habe es auch auf den drei darauffolgenden Heimspielen des Zweitligisten gegeben, wobei „zahlreiche Fans“ verletzt worden wären. Die Fanorganisation sieht darin „einen grundlegenden Strategiewechsel. Der bisherige deeskalative Ansatz, im Umgang mit der Fanszene des FC .St. Pauli an Heimspieltagen scheint passé. Vielmehr setzt man auf Eskalation und schreckt dabei nicht vor verbaler und physischer Gewalt zurück.“ Bislang habe es nie Probleme gegeben, wenn Fans die Verkehrsader vor oder nach dem Spiel überquert hätten. Dies sei, so die Braun-Weiße-Hilfe „eine Praxis, welche seit über 20 Jahren so gehandhabt wird und bisher nie zu Problemen mit der Polizei führte.“ Die Fanorganisation fordert nun die Polizei vor dem nächsten Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg am kommenden Sonntag auf, „dieses eskalative Auftreten zu unterlassen!“ und betont: „Die Bewegungsfreiheit Aller sollte im Stadtteil eine Selbstverständlichkeit sein, ohne Angst vor polizeilichen Übergriffen.“
Die Polizei mag die konkreten Anwürfe der Braun-Weißen Hilfe weder bestätigen noch dementieren. Polizeisprecher Holger Vehren betont, es gebe bei den Heimspielen des FC St. Pauli „keinen Strategiewechsel im polizeilichen Handeln“. Vehren wörtlich: „Wenn die Fans, welche sich mehr oder weniger geschlossen über die Budapester Straße begeben wollen, durch die Polizei aufgestoppt werden, dann gilt dies der Sicherheit der Fans und des Fließverkehrs.“ Der Verein teilte der Mopo auf Anfrage mit: „Der FC St. Pauli wünscht sich eine Deeskalation und meint, dass unsere Fans weiterhin gemeinsam zum Stadion Spazierengehen sollten.“