Mehr als 20 Prostituierte auf 250 Metern: Das ist Hamburgs neue Rotlichtmeile
Wer an Erotik und Sex denkt, dem fällt als erstes die Reeperbahn mit der Herbertstraße auf St. Pauli ein. Doch nach vielen wilden Jahren mit Bandenkriegen, Gewalttaten und Nepp, stagnierte das Sex-Geschäft dort immer mehr. Bordelle und Modellwohnungen siedelten sich zunehmend in Hamburger Wohngebieten an. Besonders viele in einer Straße im Westen der Stadt.
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Wer an Erotik und Sex denkt, dem fällt als erstes die Reeperbahn mit der Herbertstraße auf St. Pauli ein. Doch nach vielen wilden Jahren mit Bandenkriegen, Gewalttaten und Nepp, stagnierte das Sex-Geschäft dort immer mehr. Bordelle und Modellwohnungen siedelten sich zunehmend in Hamburger Wohngebieten an. Besonders viele in einer Straße im Westen der Stadt.
Rund um die Reeperbahn blühte Jahrzehnte das Geschäft mit der käuflichen Liebe. Zeitweise arbeiteten bis zu 300 Frauen in den Steigen in der Herbert- und Davidstraße, dem dort auch ansässigen Straßenstrich und in Klein- und Großbordellen an der Reeperbahn. Bis in die 90er Jahre liefen die Geschäfte für die Frauen und deren „Beschützer“ bombastisch. Doch dann zerstörten gewalttätige Clans und auch die Angst vor Aids das florierende Geschäft.
Heutzutage sind im Gegensatz zu früher nur noch wenige Sexarbeiterinnen auf dem Kiez aktiv. Und auch die kämpfen ums Überleben. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Rocker-Gangs, Berichte über Huren, die ihre Freier in betrügerischer Absicht das Konto leer räumen, und hohe Polizeipräsenz schreckten viele Männer ab.
Gewalt, Berichte über Nepp und Partyvolk machen das Sex-Geschäft auf dem Kiez kaputt
Zu allem Überfluss entwickelte sich die Reeperbahn immer mehr zur Partymeile. „Das Publikum kommt hierher, um zu feiern. Kaum einer wegen Sex. Corona hat dann allen den Rest gegeben“, sagte Sexarbeiterin Danielle (31) zur MOPO. Sie hat – wie viele ihrer Kolleginnen – dem Kiez Anfang 2022 den Rücken gekehrt und sich in einer Modellwohnung eingemietet.
Von solchen gibt es im Hamburger Stadtgebiet unzählige, viele in Mehrfamilienhäusern. Hier hat der käufliche Sex um acht Uhr morgens, in der Mittagszeit und gegen 18 Uhr Hochkonjunktur. Die Freier schätzen die ruhige und verschwiegene Atmosphäre auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause und zum Feierabend auf dem Weg nach Hause.
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Die Kieler Straße in Hamburg Stellingen genießt dabei einen besonders hohen Stellenwert – bei Sexarbeiterinnen und Freiern gleichermaßen. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich hier die Wohnungsprostitution verstärkt angesiedelt. Inzwischen gibt es sogar zwei Bordelle dort, in denen mehrere Frauen ihre Dienste anbieten. Auf nur 250 Metern „verkaufen“ mehr als 20 Prostituierte Sex. Überwiegend stammen die Frauen aus Osteuropa und Asien.
Zum größten Teil wird dort der bezahlten Lust in Etagenwohnungen nachgegangen. Aber auch in Zimmern von ehemaligen kleinen Geschäftsgebäuden findet das Sex-Gewerbe Platz. In den Geschäftsräumen einer ehemaligen Malerei und einer Sanitärfirma etwa bieten mehrere Damen ihre Dienste an.
A7-Anbindung und viele Parkmöglichkeiten locken Huren und Kunden
Danielle erklärt dem MOPO-Reporter, warum sich gerade hier so viele Prostituierte angesiedelt haben: „Die Nähe zur A7 mit den vielen Pendlern beschert uns Frauen gute Geschäfte. Zudem bietet die Kieler Straße viele Parkmöglichkeiten und durch den vielen Verkehr eine gewisse Anonymität für den Gast. In einer kleinen Wohnstraße zum Beispiel würde er schneller auffallen.“
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Doch ist das alles auch rechtens? Das Bezirksamt Eimsbüttel erklärt auf MOPO-Nachfrage, dass Erkenntnisse über illegale Prostitution vorlägen. Zum Verdacht, dass Wohnräume zweckentfremdet werden, wolle man das Fachamt mit der Recherche beauftragen.
Die Polizei war da offenbar schneller: Am Mittwochvormittag wurde ein Haus, in dem sich mehrere Modellwohnungen befinden, durchsucht.