Sie zögerten keine Sekunde: Teenies retten ins Gleis gestürzte Rollstuhlfahrerin
Es war der 12. April, ein Mittwochabend um kurz nach 21.30 Uhr. Jose, 19, sieht nur den leeren Rollstuhl und hört dann die „irgendwie leisen Rufe“, wie er sagt. Eine Frauenstimme. „Ich wusste erst nicht, wo sie war. Als ich sie dann sah, wusste ich aber, dass sie sofort Hilfe braucht.“
Die einen kamen vom Tanzen, der andere stand am Gleis und wartete auf die Bahn. Dann hörten sie plötzlich leise Hilferufe: Eine Frau liegt im Gleisbett – ihr Rollstuhl steht am Bahnsteig, sie kann sich ganz offensichtlich nicht bewegen. Was dann folgt, ist eine „perfekte und vorbildliche Reaktion“, wie Jan Müller, Bundespolizei-Chef in Hamburg, sagt. Er hat die drei jungen Lebensretter für ihre „besondere Zivilcourage“ ausgezeichnet. Die MOPO erzählt, was genau passiert ist.
Es war der 12. April, ein Mittwochabend um kurz nach 21.30 Uhr. Jose, 19, sieht nur den leeren Rollstuhl und hört dann die „irgendwie leisen Rufe“, wie er sagt. „Ich wusste erst nicht, wo sie war. Als ich sie dann sah, wusste ich aber, dass sie sofort Hilfe braucht.“
„Es war alles Instinkt“
Er spricht Simon (17) und dessen gleichaltrige Freundin Caro an. Sie kommen gerade vom Tanzkurs, wollen nach Hause. Beide reagieren blitzschnell: Während Simon mit Jose zur Gleiskante geht und dann runter hüpft, holt Caro über die Notrufsäule Hilfe, damit der Strom auf der Strecke abgeschaltet wird. Sie erzählt: „Es war alles Instinkt.“

Jose und Simon ziehen die Frau geistesgegenwärtig in den sicheren Bereich unter dem Bahnsteig; selbst wenn die S-Bahn eingefahren wäre, wären sie dort sicher gewesen. Die verletzte Frau antwortet auf keine der von den jungen Männern gestellten Fragen, später stellt sich heraus, sie soll einen Krampfanfall gehabt haben.
Kurz darauf übernimmt die Bundespolizei, Sanitäter kümmern sich um die querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrerin. Zuvor hatten Bundespolizisten sie bereits reanimiert. Mittlerweile geht es ihr wieder besser, wie die MOPO erfuhr.
„Man hat einfach alles getan, was man tun konnte“
„Es war irgendwie alles Reflex, man hat keine Angst gespürt“, sagt Simon rückblickend. Das Adrenalin sei so hoch gewesen, er habe gar nicht an eine einfahrende Bahn gedacht. „Zum Glück hatte Caro schon den Notruf gewählt.“ Jose war bereits auf den Bahnsteig zurückgeklettert und hatte mit seiner Handy-Taschenlampe den Zugführer auf die Situation aufmerksam machen wollen.
Simon ergänzt, dass er zwar noch immer ab und an das Bild der Frau vor Augen habe, es ihn aber nicht belaste. „Ich weiß, dass sie lebend aus der Situation rausgekommen ist.“ Für Caro sei es eine „gruselige Situation“ gewesen, auch als die Frau ins Krankenhaus gebracht wurde. Aber: „Man hat einfach alles getan, was man tun konnte.“

Die Bundespolizei weiß: Das Verhalten der Schüler und des Studenten grenzt an perfekte Zivilcourage. Daher sind sie am Mittwoch von den Beamten ausgezeichnet worden. „Es war eine Stresssituation, in der es nicht leicht ist, den Überblick zu bewahren“, so Polizeioberrat Jan Müller. „Sie haben aber aktiv geholfen. Es hätte ihnen auch völlig egal sein können, dann wäre es definitiv schlimmer ausgegangen. Das war es aber nicht. Und das finden wir super.“
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Die Retter bekamen jeweils ein Geschenke-Set und eine eingerahmte Urkunde. Und sie sind sich der Achtung einer ganzen Behörde sicher. Müller: „Ihr Handeln war einfach vorbildlich.“