„Zahl oder stirb”: Angriff auf Kiez-Paten – steckt die Tschetschenen-Mafia dahinter?
Er genießt den Respekt seiner als kriminell geltenden Mitstreiter, gilt als hoch angesehen, aber gefürchtet, gibt sich als seriöser Geschäftsmann. Die Rede ist von Sefadin „Sefi“ L., den viele nur den Kiez-Paten nennen. Und eben jener Mann ist nach MOPO-Informationen in einen blutigen Hinterhalt geraten. Sein Bruder wurde dabei schwer verletzt. Wollen ihm Tschetschenen die Vorherrschaft auf dem Kiez streitig machen?
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Er genießt den Respekt seiner als kriminell geltenden Mitstreiter, gilt als hoch angesehen, aber gefürchtet, gibt sich als seriöser Geschäftsmann. Die Rede ist von Sefadin „Sefi“ L., den viele nur den Kiez-Paten nennen. Und eben jener Mann ist nach MOPO-Informationen in einen blutigen Hinterhalt geraten. Sein Bruder wurde dabei schwer verletzt. Wollen ihm Tschetschenen die Vorherrschaft auf dem Kiez streitig machen?
Auf seinen Ruf als Pate vom Kiez angesprochen, reagiert er nur mit einer abwinkenden Geste. „Es sind doch nicht alle kriminell, die Geschäfte auf St. Pauli machen“, sagt „Sefi“ der MOPO. Er sei nur Geschäftsmann, er investiere in verschiedene Gewerbezweige. Darunter: Diskotheken und Restaurants. Zu seinen Verwandten gehört Sadri L., besser bekannt als Albaner-Toni.
Rocker-Krieg in Hamburg: Plötzlich fielen Schüsse
Bei dem erbitterten Rotlicht-Krieg, der ab 2015 zwischen den „Hells Angels“ und den „Mongols“ in Hamburg tobte, wurde ihm immer eine Beteiligung nachgesagt. Zu Beginn soll er den aufmüpfigen „Mongols“-Rockern sogar Kiez-Verbot erteilt haben. Als die sich nicht daran hielten und weiter provozierten, fielen rund um die Reeperbahn sogar Schüsse.
Als den Anführern der „Mongols“ der Prozess gemacht und „Sefi“ L. als Zeuge vorgeladen wurde, war er ständig auf Geschäftsreisen im Ausland – im Milieu verpfeift man niemanden, nicht mal seine Feinde, so lautet der Verbrecher-Codex, an den sich auch L. halten soll. Ein Urteil gegen „Mongols“-Chef Erkan U. wurde trotzdem gefällt. Es kehrte wieder Ruhe auf dem Kiez ein. Bis jetzt.
Schutzgelderpressungen durch Tschetschenen
Wie die MOPO exklusiv erfuhr, bahnen sich offenbar neue Auseinandersetzungen im Milieu an. Eine Bande von Tschetschenen soll angeblich für Unruhe sorgen, indem sie Schutzgeldforderungen stellt. Zunächst traten sie nur in kleineren Läden und Geschäften auf. Als ihnen das nicht mehr reichte, sollen sie nach größeren Zielen gegriffen haben und Geld auch von Läden verlangt haben, in die „Sefi“ investiert hatte.
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Der stets von Personenschützern bewachte Unternehmer soll die Forderungen der Tschetschenen abgelehnt haben – ohne jegliche Diskussion. Dass er sich unangreifbar wähnte, stellte sich jedoch als Trugschluss heraus.
Hamburg: Unbekannte greifen „Sefi“ L. mit Messer an
Zwei Tage vor Weihnachten wollte L. wie so häufig in seine Lieblingsdisco im Levantehaus an der Mönckebergstraße (Altstadt) gehen. Sein Bruder Albert, ein Sicherheitsmann, soll ihn begleitet haben. Gut gelaunt stiegen sie aus dem Auto und gingen in Richtung „Insel“ – und damit direkt in einen Hinterhalt.
Nach MOPO-Informationen wurden L. und sein Bruder noch vor dem Ziel von einer Männergruppe angegriffen – unter anderem mit einem Messer. „Sefis“ Bruder wurde niedergestochen und schwer verletzt, die Täter flüchteten unerkannt.
Insider wollen wissen, dass es sich bei dem Angriff um eine Botschaft an „Sefi“ gehandelt haben soll. Im Sinne von: „Zahl oder stirb.“
Die Polizei bestätigt auf Anfrage den Zwischenfall vor dem Levantehaus. Die Abteilung Organisierte Kriminalität (OK) habe die Ermittlungen aufgenommen. Nach MOPO-Informationen wurde L. eine sogenannte Gefährderansprache gehalten, um mögliche Racheaktionen aus seinem Lager zu unterbinden.
Insider: „,Sefi‘ ist nicht irgendwer, er ist der King“
„,Sefi‘ ist nicht irgendwer. Er ist der King. Wer ihn angreift, stürzt in den Abgrund“, sagt ein Insider zu den MOPO-Reportern. Er hält den Angriff für lebensmüde. Aber: Auch eine diplomatische, unblutige Klärung der Situation sei durchaus denkbar. Denn „Sefi“ wüsste, wie er sich Ärger fernhalte und seinen Standpunkt trotzdem unmissverständlich klar machen kann.
Gegenüber der MOPO spielt „Sefi“ den Vorfall herunter. Er behauptet gar, der Verletzte sei nicht sein Bruder, sondern trage zufällig nur den gleichen Nachnamen.
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Die Polizei ermittelt derweil mit Hochdruck, um die Zusammenhänge der Attacke aufzuklären. Sefadin L. ist kein Beschuldigter in dem Verfahren, dennoch wurden in der vergangenen Woche sechs Durchsuchungsbeschlüsse – unter anderem bei ihm – vollstreckt. Ungewöhnlich: Alle Personen sollen lediglich Zeugen sein. Zu den Hintergründen wollte sich die Polizei nicht äußern.