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  • Tonnenweise Kokain soll eine kriminelle Gruppe aus Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein über den Hamburger Hafen eingefahren haben. Am Mittwoch wurden mehrere Männer festgenommen. (Symbolbild)
  • Foto: imago/Chris Emil Janßen

Riesen-Razzia in Hamburg: Polizei knackt „WhatsApp für Dealer“: Koks-Bosse festgenommen

Unter dem Codenamen „Festspiele“ führte das Bundeskriminalamt (BKA) verdeckte Ermittlungen gegen ein kriminelles Netzwerk im Norden. Über den Hamburger Hafen soll die Bande tonnenweise Kokain eingefahren haben. Am Mittwoch standen zahlreiche Durchsuchungen an, mehrere Personen wurden festgenommen. Zuvor waren die Beamten in das „WhatsApp für Kriminelle“ eingedrungen und hatten monatelang Nachrichten mitlesen können.

Das (BKA) ermittelt in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein gegen das Netzwerk. Zu einem ersten Erfolg soll es jetzt aufgrund von geknackten Krypto-Chat-Nachrichten gekommen sein. Mit einer Großrazzia gingen die Beamten am Mittwoch in Hamburg gegen die organisierte Kriminalität vor.

Festnahmen in Hamburg: Kokain-Großdealer geschnappt

So wurden mehrere Männer wegen des Verdachts des bandenmäßigen Drogenhandels festgenommen. Weitere Ermittlungen und Festnahmen dauerten am Mittwochnachmittag noch an, so die Staatsanwaltschaft Hamburg gegenüber der MOPO.

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Tonnenweise Kokain sollen die Verdächtigen demnach über den Hamburger Hafen umgeschlagen haben. Kontakte habe die Gruppe laut Informationen des „Spiegel“ auch zum berüchtigten Miri-Clan. Sie stünde in Kontakt zu der Familie D. aus Bremen, die der Großfamilie zugerechnet wird.  

„Festspiele“: Das wichtigste Verfahren gegen organisierte Kriminalität

Unter dem Codenamen „Festspiele“ ermittelte das BKA lange Zeit verdeckt – das Verfahren gelte als das bislang Wichtigste einer Spezialeinheit in der Abteilung für schwere und organisierte Kriminalität. Monatelang wurde ein riesiger Datensatz aus Millionen Chat-Nachrichten eines Servers der Firma „Enchrochat“ von Beamten der Wiesbadener BKA-Zentrale ausgewertet.

Riesiger Datensatz: „Fluch und Segen zugleich“

„Die Straftäter fühlten sich in den Chats komplett geschützt und redeten sehr offen über ihre Geschäfte, oft inklusive Fotos“, so ein Beamter gegenüber dem „Spiegel“. Auch in zahlreichen älteren Ermittlungsverfahren, sowie bundesweit Hunderten neuen Verfahren soll das Material weiterhelfen. „Zum ersten Mal kommen wir an die Hinterleute ran“, so ein Polizist gegenüber dem „Spiegel“. Das Material sei ein Segen – und wegen seines Umfangs zugleich ein Fluch.

Video: Vier Läden, viele Drogen – So lief die Drogenrazzia in Jenfeld

Erst im Frühjahr gelang es französischen Behörden, einen der Enchrochat-Server zu infiltrieren und so monatelang den geheimen Chatverkehr Zehntausender Kriminelle mitzulesen. Im Juli kam es so in mehreren EU-Ländern zu den bislang größten Razzien gegen die organisierte Kriminalität in der jüngeren Geschichte.

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In den Niederlanden wurden im Sommer durch die Enchrochat-Daten Folterkammern, die mit Zahnarztstühlen ausgestattet waren, entdeckt. In den Folter-Containern wollten Verbrecher offensichtlich ihre Rivalen quälen. Nur durch das Chat-Material wurden die Ermittler überhaupt auf die Einrichtungen aufmerksam.

Auch das BKA erhielt Zugang zu den Nachrichten und konnte am Mittwoch so erste Verdächtige festnehmen. Es heißt aus Polizeikreisen jedoch, dass die Auswertung aller Daten und die anschließende Strafverfolgung noch Jahre dauern könne.

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