Raub, Waffen, Drogen: Warum die Kriminalität vor allem in diesem Bezirk zunimmt
In den vergangenen Jahren konnte die Innenbehörde stets gute Nachrichten verkünden, als die neue Kriminalitätsstatistik vorgestellt wurde. Nun aber hat der positive Trend einen Dämpfer erhalten: Die Zahl der in Hamburg erfassten Straftaten ist im vergangenen Jahr gestiegen. Vor allem ein Bezirk sticht negativ heraus. Was sind die Gründe dafür sind – und warum Innensenator Andy Grote (SPD) trotzdem zuversichtlich ist.
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In den vergangenen Jahren konnte die Innenbehörde stets gute Nachrichten verkünden, als die neue Kriminalitätsstatistik vorgestellt wurde. Nun aber hat der positive Trend einen Dämpfer erhalten: Die Zahl der in Hamburg erfassten Straftaten ist im vergangenen Jahr gestiegen. Vor allem ein Bezirk sticht negativ heraus. Was die Gründe dafür sind – und warum Innensenator Andy Grote (SPD) trotzdem zuversichtlich ist.
Wie aus der am Donnerstag im Polizeipräsidium vorgestellten Statistik hervorgeht, sind der Polizei im vergangenen Jahr 234.241 Taten gemeldet worden – das sind knapp elf Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr Fälle verzeichnete die Polizei beim Laden- und Taschendiebstahl (+38,5 bzw. +22 Prozent), bei Einbrüchen (+23 Prozent), Tankbetrug (+30 Prozent) und beim organisierten Rauschgifthandel (+30 Prozent). Letzteres sei laut LKA-Chef Jan Hieber keine negative Entwicklung, weil sie zeige, dass man gegen den Handel konsequent vorgehe. Um weiter Fälle in diesem Bereich aufzuklären, sei bereits ein sogenanntes Hafensicherheitszentrum in Planung.
Zahl der Tötungsdelikte nehmen zu
Die Zahl der Tötungsdelikte lag laut Polizei im vergangenen Jahr mit 74 Taten – davon 48 versuchte Tötungsdelikte – auf dem Niveau von 2021 (76 Taten). In zwölf Fällen wurde bei einem Tötungsdelikt mit einer Waffe geschossen und in 34 Fällen ein Messer eingesetzt. Im Vorjahr wurden 35 Fälle von Mord und Totschlag erfasst. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass Taten erst nach Abschluss der Ermittlungen in die Statistik einfließen. Von den 74 in der diesjährigen Kriminalstatistik erfassten Fällen wurden 53 im Jahr 2023 und 21 Fälle in den Vorjahren begangen.
Zurückgegangen sind die Zahlen bei Fahrraddiebstählen: Rund acht Prozent beziehungsweise mehr als tausend Fälle weniger wurden registriert (2023: 13.519 Fälle; 2022: 14.735). Eine erfreuliche Nachricht, denn in den vergangenen Jahren war die Zahl wiederholt gestiegen. Laut Polizeipräsident Falk Schnabel spielen verbesserte Sicherheitsmaßnahmen wie GPS-Tracker eine Rolle bei der Entwicklung.
Ebenfalls positiv: Die Aufklärungsquote bei allen Straftaten ist so hoch wie seit mehr als 25 Jahren nicht mehr. Sie lag im vergangenen Jahr bei 48,2 Prozent (Vorjahr: 46,2 Prozent). 2002 lag sie bei nur 42,8 Prozent.
Vor allem hier sind die Zahlen gestiegen
Orte, an denen sich aber ganz besonders die Kriminalität ballt, sind die Stadtteile St. Pauli und St. Georg im Bezirk Mitte. Dort registrierte die Polizei die meisten Straftaten (89.413 Straftaten, +25,2 Prozent).
Auffallend: Mehr als drei Viertel der Gesamtheit aller Taten, die im Vergleich zu 2022 mehr geworden sind, spielten sich im Bezirk Mitte ab. Vor allem bei Raub, schwerer Körperverletzung und Diebstahl nahmen die Delikte stark zu. Zum Vergleich: Jeder fünfte Raub in Hamburg wurde beispielsweise in St. Georg begangen, wo allein 26.901 Straftaten erfasst wurden.
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Nahezu jede vierte Körperverletzung in Hamburg trug sich zudem entweder auf St. Pauli oder in St. Georg zu. 17.022 Drogendelikte wurden zusätzlich rund um den Hauptbahnhof registriert; ein Plus von zwölf Prozent beziehungsweise 1837 Taten. Vor allem der Konsum harter Drogen wie Crack spiele dabei laut Polizei eine zentrale Rolle und ziehe oft auch Gewalt nach sich.
Alle übrigen Hamburger Bezirke verzeichnen nur geringe Veränderungen. Doch warum ist besonders Mitte von der Kriminalität betroffen?
Grote: Das ist der Grund für den Anstieg
Laut Innensenator Andy Grote (SPD) sei dies zum einen darauf zurückzuführen, dass 2023 das erste Jahr nach der Pandemie ganz ohne Corona-Beschränkungen war: Die Menschen wären wieder draußen gewesen, das öffentliche Leben vor allem in der Innenstadt habe deutlich zugenommen – und dadurch auch Tatgelegenheiten geschaffen.
Zum anderen liege es aber auch an der erhöhten Polizeipräsenz: Am Hauptbahnhof hatte man den Angaben der Innenbehörde nach im Herbst 2022 eine Zunahme der Gewaltdelikte und Verschlechterung der allgemeinen Situation festgestellt.
Die Folge: Als sogenannte „Quattro-Streifen“ sind Mitarbeitende der Polizei Hamburg, der Bundespolizei, der DB Sicherheit und der Hochbahn seit dem Frühjahr 2023 am Hauptbahnhof unterwegs – und decken damit deutlich mehr Straftaten auf.
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Aber: Trotz allgemein gestiegener Zahlen sei das Risiko, in Hamburg Opfer einer Straftat zu werden, extrem niedrig, so Grote. Vor allem die Zunahme der Gewaltdelikte im Bezirk Mitte spiele sich laut LKA überwiegend in dem dortigen Milieu ab.
Der Senator zeigte sich zuversichtlich: Der sich seit 2015 durchziehende positive Trend sei durch den Anstieg vieler Zahlen nicht gebrochen. „Dass die Zahlen im Jahr 2024 wieder runtergehen, halten wir mit Blick auf Indikatoren der vergangenen Monate für realistisch.“
Kritik kommt von der CDU. Fraktionschef Dennis Thering: „Der rot-grüne Senat hat viel zu lange die Augen vor der steigenden Kriminalität verschlossen. Die erst spät eingeleiteten Gegenmaßnahmen lassen nur erahnen, wie groß das Dunkelfeld der Delikte in unserer Stadt mittlerweile wirklich ist.“