Neue Polizei-Technik in Hamburg: Mit KI-Kameras gegen Krawallmacher
Künftig müssen Polizisten nicht mehr zwangsläufig hinsehen, um auf Straftaten aufmerksam zu werden: Die Hamburger Polizei erprobt nach MOPO-Informationen ab Mitte Juli am Hansaplatz (St. Georg) ein neuartiges Kamerasystem, das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Langfristig könnte die klassische Videoüberwachung dadurch wegfallen. Und mit ihr oft erhobene Vorwürfe wie das „Racial Profiling“. So funktioniert die neue Software.
Künftig müssen Polizisten nicht mehr zwangsläufig hinsehen, um auf Straftaten aufmerksam zu werden: Die Hamburger Polizei erprobt nach MOPO-Informationen ab Mitte Juli am Hansaplatz (St. Georg) ein neuartiges Kamerasystem, das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Langfristig könnte die klassische Videoüberwachung dadurch wegfallen. Und mit ihr oft erhobene Vorwürfe wie das „Racial Profiling“. So funktioniert die neue Software.
Der Name das Projekts lautet „Intelligente Videobeobachtung“. Und in dem Wort steckt auch das entscheidende Merkmal: Es gehe nicht um Überwachung, sondern um Beobachtung, wie Polizeisprecherin Sandra Levgrün der MOPO sagt. Sie bestätigt auch auf Nachfrage die Pläne der Erprobung.
Das Ziel: Die frühzeitige Erkennung von Gefahr
Die neue Software könne atypische Bewegungsmuster detektieren: Dazu zählen Liegen, Fallen, Taumeln, Treten, Schlagen, Schubsen, Anrempeln sowie eine aggressive oder defensive Körperhaltung. Bedeutet: Wird zum Beispiel jemand geschubst oder gar geschlagen, erkennt das Programm die Tätlichkeit und gibt eine Meldung ab. Davor ist die Technik nicht live; die Beamten blicken so lange auf einen schwarzen Bildschirm, bis das System eine Auffälligkeit meldet. Levgrün: „Es ergänzt, beziehungsweise ersetzt den telefonischen Hinweis eines Bürgers.“

Ein Beamter entscheide dann, ob es sich um eine brenzlige, vielleicht unmittelbar vor einer Eskalation stehende Situation handelt, zu der man eine Streife schicken muss. Es gehe ausschließlich um die frühzeitige Erkennung von Gefahrensituationen und polizeiliche Intervention, betont Levgrün – eine Speicherung der Daten erfolge nicht. „Wir wollen damit vor die Lage kommen, im besten Fall noch ehe etwas Schwerwiegendes passiert ist.“
Hamburger Polizei testet KI-Kameras am Hansaplatz
Interessant: Das System erkennt keine Gesichter oder Hautfarbe, bestimmt auch nicht die Größe oder das Alter der eingefangenen Personen, wie es zum Beispiel andere KI-basierte Systeme tun. Es verwandelt registrierte Personen in Strichmännchen um, wo es ausschließlich um auffällige Bewegungen gehe. Levgrün: „Die Bilder werden somit direkt anonymisiert.“ Das reduziere auch den Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Unbeteiligten auf ein Mindestmaß.

Als Erprobungsort wurde der Hansaplatz gewählt, weil dort laut Polizei bereits Daten rechtmäßig erhoben werden, es daher die nötige technische Infrastruktur gibt. Seit 2019 werden zu bestimmten Zeiten täglich die 22 Kameras scharf gestellt, die um den Platz herum aufgestellt wurden. Seitdem seien die Zahlen der registrierten Straftaten gesunken. Vier der 22 Kameras sind bereits mit dem System gekoppelt. Ab Mitte Juli soll die Erprobung losgehen.
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Im engen Austausch steht die Polizei mit Beamten aus Mannheim, wo das weltweit einzigartige System bereits seit fünf Jahren erprobt wird. Und mit dem Fraunhofer-Institut – es hat das Programm, das mittlerweile sogar den rechten vom linken Arm unterscheiden kann, entwickelt.