Neue Zahlen: Hier werden in Hamburg die meisten Fahrräder gestohlen
Wer in Hamburg von A nach B will, ist mit dem Fahrrad oft am Schnellsten unterwegs. Auch die Umwelt freut sich übers Zweirad-Strampeln – genau wie der Hüftspeck. Umfragen zeigen: Immer mehr Menschen steigen aufs Rad um. Der Bike-Boom ist aber nicht nur für Hersteller, Händler und Werkstätten ein lukratives Geschäft – sondern auch für Langfinger. Eine aktuelle Statistik gibt Aufschluss, wo Fahrraddiebe in Hamburg besonders häufig zuschlagen.
3168 Räder kamen hier im vergangenen Jahr abhanden – so viele wurden zumindest der Polizei als gestohlen gemeldet – ein Anstieg um 0,2 Prozent beziehungsweise fünf Taten im Vergleich zum Vorjahr.
Aber wo in Hamburg kommen die meisten Zweiräder weg? Aktuelle Polizei-Zahlen zeigen: in der Innenstadt. Spitzenreiter ist St. Georg, danach folgen St. Pauli und Hamm.
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Wer in Hamburg von A nach B will, ist mit dem Fahrrad oft am Schnellsten unterwegs. Auch die Umwelt freut sich übers Zweirad-Strampeln – genau wie der Hüftspeck. Umfragen zeigen: Immer mehr Menschen steigen aufs Rad um. Der Bike-Boom ist aber nicht nur für Hersteller, Händler und Werkstätten ein lukratives Geschäft – sondern auch für Langfinger. Eine aktuelle Statistik gibt Aufschluss, wo Fahrraddiebe in Hamburg besonders häufig zuschlagen.
Der Bezirk Mitte liegt vorn: 3168 Räder kamen hier im vergangenen Jahr abhanden – so viele wurden zumindest der Polizei als gestohlen gemeldet. Das ist ein Anstieg um 0,2 Prozent beziehungsweise fünf Taten im Vergleich zum Vorjahr.
Die meisten Räder werden in der Innenstadt geklaut: Spitzenreiter ist St. Georg mit 550, danach folgen St. Pauli mit 417, Hamm mit 367 und Alt- und Neustadt mit jeweils 332 und 322 gestohlenen Rädern. Auch in Wilhelmsburg war die Zahl der als gestohlen gemeldeten Räder mit 263 hoch.
Polizei: Hier werden in Hamburg die meisten Fahrräder gestohlen
In allen genannten Stadtteilen stiegen die Zahlen, teils um mehr als 20 Prozent. Nur in der HafenCity war der relative Anstieg mit knapp 50 Prozent noch deutlicher. Keine Überraschung: Auch in Billbrook und Rothenburgsort stiegen die Zahlen der erfassten Fahrraddiebstähle um mehr als 20 Prozent. Vor allem die Billstraße gilt als die Straße der Fahrraddiebe – hier werden an vielen Ecken oftmals Billigräder zu Spottpreisen angeboten oder gleich verschifft.
Die meisten der an der Billstraße aufgetürmten Räder gehen ins Ausland, überwiegend nach Osteuropa, aber auch in die Niederlande oder in afrikanische Länder. Eine Containerladung mit 100 Rädern bringe, so ein Händler, um die 2000 bis 4000 Euro. Kleinkriminelle klauen die Fahrräder, verkaufen sie für wenig Geld an die Billstraßen-Händler weiter.
Es werden keine Fragen gestellt, nur Ware gegen Geld getauscht. Die sogenannten Beschaffer finanzieren sich durch die Taten oft ihren Drogenkonsum. Es gibt nach Informationen der Polizei und des Bundeskriminalamts (BKA) aber auch europaweit agierende und „gut struktuierte“ Banden, die an der Billstraße und in ganz Hamburg ihren Geschäften nachgehen.
Fahrraddiebe: Kleinkriminelle und organisierte Banden
„Die Täter kommen mit Transportern, begehen Einbrüche, bedienen sich und fahren sofort in Richtung Grenze“, so ein BKA-Mann zur MOPO. „Es gibt dort Lagerhallen, die voll sind mit geklauten Rädern. Und der Verfolgungsdruck ist nicht hoch.“ Was er meint: Anders als bei Autos werden Fahrräder nicht im europäischen Fahndungssystem registriert. Sind die Räder erstmal über die Grenze und im Ausland, „dann bleiben sie auch weg“, so der Beamte.
Bezirk Eimsbüttel: Viele Fahrräder gestohlen
Den größten absoluten Anstieg der Taten registrierte die Hamburger Polizei im Bezirk Eimsbüttel: Dort stiegen die Zahlen um 329 Taten und damit um gut 15 Prozent an. In Lokstedt, Stellingen, Schnelsen und in Eimsbüttel war diese Negativ-Entwicklung besonders deutlich zu erkennen. Sinnbildlich für den Fahrraddiebstahl: Nur 2,9 Prozent der erfassten Taten wurden im vergangenen Jahr von den Beamten aufgeklärt. Ein Problem: Viele Besitzer lassen ihre Räder nicht codieren. Eine Nachverfolgung ist so in vielen Fällen dann für die Polizei unmöglich. Selbst, wenn die gestohlenen Räder bei Einsätzen gefunden werden. Sie können keinem Besitzer zugeordnet werden. Daher rät die Polizei: „Lassen Sie ihre Räder stets codieren.“
Auch im Bezirk Nord gab es einen leichten Anstieg der Taten. Statt 2885 im Jahr 2020 wurden im vergangenen Jahr 3023 Räder als gestohlen gemeldet. In Groß Borstel erhöhte sich die Zahl der erfassten Taten von 27 auf 53. Auch in Alsterdorf, Eppendorf, Winterhude wurden laut Statistik mehr Räder als gestohlen gemeldet.
In den restlichen Bezirken sanken die Zahlen, am deutlichsten im Bezirk Bergedorf: In Altengamme, Reitbrook und Spadenland verzeichneten die Beamten null Fahrraddiebstähle, in Lohbrügge, Bergedorf und Neuallermöhe signifikante Rückgänge. Aber auch hier: Die Aufklärungsquote ist mit vier Prozent sehr gering. Ein Beispiel: 82 Taten wurden in Neuallermöhe im Jahr 2021 zur Anzeige gebracht. Aufgeklärt wurden davon sechs Fälle.
Einen ähnlichen Rückgang der Taten wie im Bezirk Bergedorf konnten die Beamten im Bezirk Wandsbek beobachten: Um 18 Prozent sanken die Zahlen, besonders deutlich dabei in den Stadtteilen Wandsbek, Farmsen-Berne, Bramfeld, Sasel und Bergstedt.
Im Bezirk Altona sanken die Zahlen in allen Stadtteilen, außer in Altona-Nord. Dort verzeichnete die Polizei mit 561 statt 414 Taten ein Plus von 35 Prozent. Insgesamt wurden in dem Bezirk 2688 gestohlene Räder gemeldet – 213 weniger als im Vorjahr.
Auf einem ähnlichen Niveau sind die Zahlen im Bezirk Harburg geblieben. Dort sanken sie um 1,6 Prozent auf 719 Taten. 2020 waren der Polizei 731 Fahrräder als gestohlen gemeldet worden. In Moorburg, Cranz, Altenwerder und Gut Moor wurden laut Statistik keine Räder gestohlen, in den Stadtteilen Hausbruch und Heimfeld deutlich weniger als im Jahr zuvor.
Corona kurbelte laut Polizei Fahrraddiebstähle an
Rund 600 Euro ist ein gestohlenes Rad durchschnittlich wert, insgesamt 14.300 wurden der Hamburger Polizei im vergangenen Jahr als gestohlen gemeldet – 277 weniger als 2020. Im Vergleich zu 2019 trotzdem ein Anstieg um mehr als 20 Prozent. Der Sachschaden: rund acht Millionen Euro. Den Anstieg erklärt sich die Polizei zum einen mit der Corona-Pandemie, da im Jahr 2020 „Fahrräder vermehrt als Sportgeräte und als Alternative zum öffentlichen Nahverkehr genutzt wurden“, so eine Sprecherin. Der Radverkehr habe um 33 Prozent zugenommen. Zudem seien Räder auch aufgrund einer „Angebotsverknappung“ durch Liefer- und Produktionsengpässe begehrt gewesen.
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„Die Polizei Hamburg steuert hier weiterhin präventiv mit Aufklärungsarbeit gegen und hält den Verfolgungsdruck mit zielgerichteten operativen Maßnahmen weiter hoch“, so die Sprecherin. Die Beamten empfehlen eine Codierung, das Notieren der Rahmennummer, Marke und des Modells in einen (digitalen) Fahrradpass, gute Abstellplätze – „und grundsätzlich immer zwei Schlösser“.