Neues Hamburger Melde-System macht Ärger: Notrufe kommen nicht an
Die neuen Tetra-Melder (TME) sollten das Alarmieren der Freiwilligen Feuerwehr, Notärzte und privaten Rettungsdienste im Notfall eigentlich erleichtern. Doch immer häufiger funktionieren sie nicht, geben Fehlermeldungen ab. Die Folge: Die Retter werden gar nicht erst informiert, kriegen nichts von dem Notfall mit. Ein fataler Zustand – die Berufsfeuerwehr sieht das aber offenbar anders.
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Modern, verschlüsselt, kaum zu hacken: Die neuen Tetra-Melder (TME) sollten das Alarmieren der Freiwilligen Feuerwehr, Notärzte und privaten Rettungsdienste im Notfall erleichtern. Doch immer häufiger funktionieren sie nicht, geben Fehlermeldungen ab. Die Folge: Die Retter werden gar nicht erst informiert, kriegen nichts von dem Notfall mit. Ein fataler Zustand – die Berufsfeuerwehr sieht das offenbar anders.
Eine in einem Fahrzeug eingeklemmte Person nach einem Unfall im Bereich Neuland. Jede Sekunde zählt. In der Einsatzzentrale der Feuerwehr schickt der Disponent Alarmierungen an freiwillige Retter raus – aber elf von ihnen erhalten keine Nachricht.
Hamburg: Neue Feuerwehr-Melder funktionieren oft nicht
Gleiches Problem in den Vier- und Marschlanden: Bei einem Rettungseinsatz fehlen sogenannte Atemschutzträger; Retter, die für den Einsatz mit Atemschutzgeräten und -masken speziell geschult sind. Doch wieder zeigt der TME-Melder nichts an, die betroffenen Helfer haben keine Info bekommen, wissen überhaupt nichts von dem Einsatz.
Das Problem tritt nach Aussagen zahlreicher Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Notärzte besonders am Stadtrand auf – dort, wo die Retter ohnehin längere Wege haben als innerstädtisch. Und es geschieht immer häufiger. Die Helfer schließen sich daher vermehrt bei WhatsApp zusammen, geben dort Notfallmeldungen weiter, um Verstärkung auch sicher anfordern zu können.
„Eine sehr kritische Situation“, wie ein freiwilliger Feuerwehrmann sagt. Dann werde erst während der Notfälle festgestellt, dass Kräfte fehlen. „In einem Fall wurde der Fahrer nicht alarmiert. Das geht einfach nicht.“
Die Berufsfeuerwehr, aus deren Einsatzzentrale Alarmierungen verschickt werden, wenn die Berufsretter Hilfe bei Notfällen brauchen, sieht kein Problem. Ein Sprecher sagt der MOPO: „Generell kann es bei technischen Geräten immer wieder einmal zu kurzzeitigen Funktionsstörungen kommen, so auch bei der TME-Alarmierung.“ Eine signifikante Zunahme oder eine Eingrenzung auf bestimmte Nutzergruppen oder Stadtgebiete sei der Feuerwehr nicht bekannt. Die Innenbehörde um Senator Andy Grote (SPD), zu der die Feuerwehr gehört, kommentierte die TME-Problematik nicht.
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Früher wurden Einsatzdetails über einen digitalen Meldeempfänger versendet, kurz DME, der ähnlich wie ein Pager funktioniert. Technisch hinkte die Feuerwehr damit hinterher. Die alten DME-Geräte liefen über analogen Datenfunk – ähnlich wie Radiosender. Kam es hier zu einer Störung, ging aber oft nur ein Bruchteil der Information verloren. Das Problem: Die Daten sind unverschlüsselt. Wenn man weiß, wie man den Funk anzapft, kann man die Information ablesen. Das kommt dem „Abhören des Funks“ im klassischen Sinne gleich.
Die neuen TME-Melder haben einen GPS-Empfänger, einzelne Geräte können manuell abgeschaltet werden. Und sie laufen digital. Nachteil hier: Das System ist leichter zu stören. Und wenn das Signal eines TME-Melders gestört wird, dann kommen keine Nachrichten beim Empfänger an – so wie derzeit bei vielen Rettern in Hamburg.