Chaos-Knast „Santa Fu“: Bringt der Wechsel an der Spitze endlich Verbesserung?
Immer mehr Angriffe auf immer weniger dort arbeitende Bedienstete: Die Zustände in der JVA Fuhlsbüttel, kurz nur „Santa Fu“ genannt, sind in den vergangenen Monaten kontinuierlich schlechter geworden. Beamte funken SOS, die Gewerkschaft schlägt Alarm. Auch Abteilungsleiter schmeißen hin. Nun ist nach MOPO-Informationen sogar der Chef der Anstalt ausgetauscht worden. Was ist da los hinter den Gefängnismauern?
Immer mehr Angriffe auf Bedienstete, die immer weniger werden: Die Zustände in der JVA Fuhlsbüttel, kurz „Santa Fu“ genannt, haben sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich verschlechtert. Beamte funken SOS, die Gewerkschaft schlägt Alarm. Auch Abteilungsleiter schmeißen hin. Nun ist nach MOPO-Informationen sogar der Chef der Anstalt ausgetauscht worden.
Seit dem 1. November leitet Karen Knaack, eine im Justizapparat erfahrene Führungskraft, die Geschicke in „Santa Fu“. Der bisherige Anstaltsleiter Torge van Schellenbeck stehe aus gesundheitlichen Gründen bis auf Weiteres nicht zur Verfügung, heißt es dazu in der Justizbehörde auf MOPO-Nachfrage.
Die Neue ist keine Unbekannte
Knaack verfüge über langjährige Erfahrung und sei zuletzt als stellvertretende Leiterin der Abteilung Justizvollzug in der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz tätig gewesen. Zudem war sie vor rund 20 Jahren bereits schon mal Vize-Leiterin von „Santa Fu“, zwischenzeitlich sogar Gefängnis-Chefin, weil der damalige Leiter wegen Untreue-Verdachts den Posten räumen musste. 2012 leitete sie ein Projekt, das die steigenden Krankheitstage bei JVA-Beamten in den Blick nahm.
Knaacks Expertise wird nun gefragter sein denn je, denn: Die Zustände in „Santa Fu“ gelten unter Bediensteten als miserabel. Ein Beamter müsse bis zu vier Stationen beaufsichtigen, weil es schlicht an Personal fehle, heißt es. Oft seien dann auch noch unerfahrene und nicht ausreichend eingearbeitete Anwärter (Azubis) unter den Aufsehern. Dabei sind Anwärter in Fuhlsbüttel ohnehin Mangelware, weil die Haftanstalt, in der überwiegend Schwerverbrecher ihre Strafen absitzen, als Arbeitsplatz unbeliebt ist.
Auch die Gewerkschaft beobachtet eine angespannte Lage, die vor allem durch Krankheitsfälle hervorgerufen werde. Gerade der psychische Druck sei „exorbitant gestiegen“, sagt Sascha Möbius, Sprecher der LVHS, der Gewerkschaft der Bediensteten des Justizvollzugs. Dazu werde ihm eine steigende Zahl an Übergriffen gemeldet. Zudem seien in „Santa Fu“ aus Platzmangel auch Männer untergebracht, die eigentlich in Psychiatrien gehörten.

Karen Knaack soll sich nun diesen Problemen widmen. Laut Justizbehörde werde sie das Projekt „Personelle und strukturelle Neuausrichtung der JVA Fuhlsbüttel“ leiten, dessen Ziel es sei, eine „zukunftsfähige Organisationsstruktur“ zu erarbeiten und in Zeiten des „personellen Umbruchs die notwendigen Stellenbesetzungen in den verschiedenen Anstaltsbereichen sicherzustellen“.
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In der Gewerkschaft freuen sie sich über die Neue in „Santa Fu“: Knaack mache bisher einen guten Eindruck, lasse sich viel in der Anstalt blicken und gehe auf die Probleme der Beamten ein, so Möbius. „Wir als Gewerkschaft möchten ihr die Chance geben, etwas umzukrempeln und auf die Beine zu stellen. Wir sind guten Mutes, weil wir ihre Arbeit kennen und schätzen.“