Hohe Belohnung ausgesetzt: Spektakulärer Haspa-Raub kommt ins Fernsehen
Es war einer der spektakulärsten Verbrechen der vergangenen Jahre: Über eine Wohnung bohrten sich Täter im August in den Tresorraum einer Norderstedter Haspa-Filiale ein, leerten 600 Schließfächer. Ein Riesenschaden – nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Haspa selbst, die nun mit einer Mega-Belohnung die Ermittlungen befeuern möchte.
Es war eines der spektakulärsten Verbrechen der vergangenen Jahre: Über eine Wohnung bohrten sich Täter im August in den Tresorraum einer Norderstedter Haspa-Filiale, leerten 600 Schließfächer. Ein Riesenschaden – nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Haspa selbst, die nun mit einer Mega-Belohnung die Ermittlungen befeuern möchte. Die Polizei wiederum hat nun erstmals Fotos und Phantombilder von Männern veröffentlicht, die wohl mit der Tat in Verbindung stehen – und geht mit dem Fall ins Fernsehen.
Vier Monate nach dem spektakulären Einbruch kommt der Fall in die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ (8. Dezember). Der Coup war tatsächlich filmreif: Mit einem Kernbohrer drangen die Täter von einer darüberliegenden Wohnung aus in den Tresorraum der Bank ein. Sie entkamen mit großer Beute.
Bereits Mitte Mai war die besagte Wohnung oberhalb der Bank an der Straße Beamtenlaufbahn, in der zuvor lange eine Logopädie-Praxis beheimatet war, von einem Mann angemietet worden, der sich als Thomas Slovic ausgab. Vorher bei der Besichtigung der Wohnung und bei der Übergabe der Schlüssel war aber nicht Slovic selbst da, sondern ein Mann in seinem „Auftrag“.
Dieser Mann nannte sich Nico; er trug einen Hut, eine Brille und einen dunkelgrauen Blazer. „Ein persönlicher Kontakt zwischen ,Slovic‘ und der Hausverwaltung bestand nicht“, teilte ein Polizeisprecher mit.
Nach Bank-Einbruch bei Hamburg: Polizei veröffentlicht Fotos
Miete und Kaution bezahlte der vermeintliche „normale Mieter“ durch eine Bareinzahlung in Hannover. Ermittlungen der Polizei ergaben später: „Die Person ,Slovic‘ ist gar nicht existent“, so der Sprecher weiter.
Es sei auch durchaus möglich, dass die Täter in Norderstedt noch eine weitere Wohnung angemietet haben, um von dort aus logistische Tätigkeiten für die Tat zu organisieren. „Entsprechend suchen wir nach möglichen Vermietern, die eine Wohnung in Norderstedt vermietet hatten, mittlerweile keinen Kontakt mehr zu den Mietern oder verdächtige Wahrnehmungen in diesem Zusammenhang getätigt haben.“ Entsprechende Hinweise bitte an die Kriminalpolizei unter Tel. (04101) 2020.

Nach etlichen Zeugenbefragungen und der Auswertung der aktuellen Erkenntnisse haben die Beamten vier Männer in den Kreis der möglichen Verdächtigen eingeschlossen: Im Sommer soll ein großer Mann mit auffällig bräunlich-rotem Haar zweimal im Treppenhaus zur Wohnung gesehen worden sein. Möglich, dass er aus der Tiefgarage kam, in der die Täter einen für die Wohnung zugehörigen Stellplatz angemietet hatten. Auf dem Phantombild sind seine Gesichtszüge nicht zu erkennen. Der Polizeisprecher: „Eine Rekonstruktion war nicht möglich.“ Der Mann soll um die 40 Jahre alt, sehr schlank und etwa 1,90 Meter groß sein. „Sein Äußeres wurde uns als sehr gepflegt beschrieben.“
Ein anderer Mann habe sich laut Angaben einer Bankmitarbeiterin im Frühjahr 2020, also im vergangenen Jahr, sehr auffällig im Bereich vor dem Tresorraum umgesehen: Damals trug dieser einen Bart, durchweg dunkle Kleidung und eine Schiebermütze. Ein anderer verließ im August dieses Jahres die Tiefgarage und ging in Richtung Rewe. „Auch diese Person könnte mit der späteren Tat im Zusammenhang stehen“, sagte der Sprecher. Die vierte Person: „Nico“.

Die Beamten prüfen zudem Parallelen zu ähnlichen Taten im ganzen Bundesgebiet. Der Sprecher: „Bei einigen der dem Modus Operandi nach ähnlichen Fälle führt die Spur nach Berlin.“ Interessant: In Hamburg war im vergangenen Jahr in eine Bank eingebrochen worden – auf ganz ähnliche Weise wie im Norderstedter Fall: Auch in Altona wurde ein Kernbohrer benutzt und die Tat „offenbar minutiös geplant“, wie ein Polizeisprecher am Montag erklärte.
Bank-Coup in Norderstedt: Ähnlicher Fall in Hamburg
Doch der Coup an der Holstenstraße ging schief, die Täter flüchteten. Einer davon soll nun identifiziert und verhaftet worden sein: Ein 40 Jahre alter Berliner, der jetzt in U-Haft sitzt. Damals wie heute das Ziel der Gauner: eine Haspa-Filiale. Norderstedt, Hamburg, die gleiche Bank, sehr ähnliche Vorgehensweisen – gibt es da einen Zusammenhang? „Wir überprüfen natürlich auch das“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zur MOPO. „Wir schließen nichts aus.“
Die Haspa hat für sich offenbar entschieden, die Ermittlungen der Polizei mit einer überaus hohen Belohnung weiter ins Rollen zu bringen: Wie ein Unternehmenssprecher mitteilte, zahlt die Haspa 50.000 Euro für sachdienliche Hinweise. „Wir wollen die Polizei unterstützen und dazu beitragen, dass die Kriminellen schon bald gefasst werden.“
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Unter den aus 600 Schließfächern gestohlenen Wertsachen der Haspa-Kunden befinden sich goldene Broschen, Feuerzeuge aus Silber, Ringe mit funkelnden Steinen, überaus alte Taschenuhren und Colliers. Über den Wert der gestohlenen Beute macht weder die Haspa noch die Polizei nähere Angaben.
Aber: Allein durch den Einbruch und das Feuer, das die Täter später in der Wohnung gelegt hatten, um Spuren zu beseitigen, soll ein Sachschaden in Millionenhöhe entstanden sein. In die Richtung dürfte auch der Kundenschaden gehen, heißt es aus Polizeikreisen.