Nach Explosion in Ottensen – Statiker: „Es ist mitunter Detektivarbeit“
Einen Tag nach der Explosion an der Winterstraße in Ottensen haben Ermittler der Hamburger Polizei ihre Arbeit im Gebäude aufgenommen, dessen Fassade beinahe komplett einstürzte. Steinbrocken begruben auch das Fahrzeug einer Sanitär-Firma. Eine Mitarbeiterin zur MOPO: „Unser Chef befand sich nur wenige Minuten vor der Explosion darin“ – wie geht es jetzt weiter? Und: Wie gefährlich ist die Arbeit für eingesetzte Statiker?
Der Chef von „Kobelentz Sanitär“ musste noch etwas sägen und war deshalb im hinteren Teil des Fahrzeuges, wie die Mitarbeitern erzählt. Die Firma hatte einen Auftrag der Kita angenommen, die direkt neben dem Gebäude liegt, um Reparaturen am Dach vorzunehmen. „Körperlich geht es allen unseren Mitarbeitern gut. Mental gesehen kommt damit jeder anders klar.“ Für sie sei es unvorstellbar, wenn sie daran denke, dass „eine Mutter mit ihrem Kind da hätte vorbeilaufen können“. Zum Glück sei nichts Schlimmeres passiert, sagt sie. „Mag ich mir nicht ausmalen.“
Einen Tag nach der Explosion an der Winterstraße in Ottensen haben Ermittler der Hamburger Polizei ihre Arbeit im Gebäude aufgenommen, dessen Fassade beinahe komplett einstürzte. Steinbrocken begruben auch das Fahrzeug einer Sanitär-Firma. Eine Mitarbeiterin zur MOPO: „Unser Chef befand sich nur wenige Minuten vor der Explosion darin“ – wie geht es jetzt weiter? Und: Wie gefährlich ist die Arbeit für eingesetzte Statiker?
Der Chef von „Kobelentz Sanitär“ musste noch etwas sägen und war deshalb im hinteren Teil des Fahrzeuges, wie die Mitarbeitern erzählt. Die Firma hatte einen Auftrag der Kita angenommen, die direkt neben dem Gebäude liegt, um Reparaturen am Dach vorzunehmen. „Körperlich geht es allen unseren Mitarbeitern gut. Mental gesehen kommt damit jeder anders klar.“ Für sie sei es unvorstellbar, wenn sie daran denke, dass „eine Mutter mit ihrem Kind da hätte vorbeilaufen können“. Zum Glück sei nichts Schlimmeres passiert, sagt sie. „Mag ich mir nicht ausmalen.“
Explosion in Hamburg – Statiker: „Es ist mitunter Detektivarbeit“
Nach der Katastrophe hatten Feuerwehrleute einen verletzten Bewohner (22) aus dem etwa 130 Jahre alten Haus gerettet. Er schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Sein Zustand sei aber wieder stabil, teilte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Rande der Ministerpräsidenten-Konferenz am Donnerstag mit. Weiter sagte er: „Ich wünsche ihm gute Genesung. Die Stadt wird den Betroffenen helfen, wo es geht.“ In dem Haus leben insgesamt fünf Menschen. Sie kamen bei Bekannten unter. Ein Passant war von Trümmern getroffen worden.
Dass die Polizei mit ihren Ermittlungen erst am Freitag beginnen konnte, lag daran, dass das Gebäude zunächst von einem Statiker als höchst einsturzgefährdet eingestuft wurde. Mit Drohnen wurde das Haus abgeflogen und mit speziellen Kameras durchleuchtet – auch, um weitere Verletzte ausschließen zu können. Auch ein Polizeihubschrauber wurde eingesetzt.
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„Zunächst stellt man sich die Frage: Wie ist das Gebäude konstruiert?“, sagt Jens-Karsten Offen, der sein Büro für Statik und Bauwesen am Rübenkamp hat und schon an der Uni Hamburg gelehrt hat. „Man sucht nach Symptomen für Schäden, oft sind es Risse.“ Genau solche Risse hatten auch dafür gesorgt, dass noch am Donnerstagabend das Nachbargebäude evakuiert wurde. Das Technische Hilfswerk veranlasste dies nach Stabilisierungsarbeiten. Zuvor war das Haus, das seine Fassade verlor, mit diversen Holzbalken provisorisch von den Rettern abgestützt worden.
Statiker aus Hamburg: Druckwelle kann tückisch sein
Man müsse den ersten Eindruck vor Ort mit den Bauplänen des Hauses abgleichen, so Offen: Welche Bauteile sind tragende Elemente? Wie alt ist das Gebäude? „In diesem Fall war es ein für Ottensen typischer Mauerwerksbau mit Holzbalkendecken, der im Laufe der Jahre modernisiert wurde.“ Tückisch: „Die Druckwelle kann Schaden an Teilen und Elementen im ganzen Haus verursacht haben. Es gibt Indizien, aber mitunter kann das echt Detektivarbeit sein.“
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Bleibt nicht stets ein Restrisiko, wenn man als Statiker solche stark beschädigten Häuser betritt? Offen: „Man räumt diese im Prinzip aus. Es gibt Sachen auf der Oberfläche, die klar und deutlich sind. Alles andere kann man mit rein analytischem Denken und Verfahren nachvollziehen. Man geht alles durch, um die Gefahr gen Null zu minimieren.“ So sieht das auch sein Statiker-Kollege Raoul Kowalski: „Statik ist nur klassische Physik. Sie kann kompliziert sein und die Lage mag auch dramatisch aussehen. Manchmal kann statisch gesehen aber auch alles in Ordnung sein. Abgesehen davon, dass die Mieter, wie in diesem Fall in Ottensen, jetzt in einer kalten Wohnung sitzen würden.“
Mittlerweile geht die Polizei davon aus, dass es im Bereich des Kellers zur Detonation kam. Die Ursache ist aber weiter unklar. Klar ist: Die Explosion hat wohl vor allem die Dachkonstruktion stark beschädigt. Die Gasleitung, die sich ebenfalls im Keller befindet, wurde vorsorglich abgeklemmt. Die entstandene Schadenssumme: unbekannt.