Nach Corona: So entwickelt sich die Gewaltkriminalität in Hamburg
Messer-Angriffe, Schlägereien und Schüsse – auch im vergangenen Jahr hatte die Polizei wieder viele solcher Fälle abzuarbeiten. Manchmal reichte nur ein falsches Wort, damit eigentlich harmlose Differenzen in blutige Streitigkeiten mündeten, in anderen Fällen wiederum spielte organisierte Kriminalität eine wesentliche Rolle. Die MOPO wertete Zahlen aus allen Bezirken aus und sagt, wo die Gewalt statistisch gesehen gestiegen und wo sie überraschend gesunken ist.
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Messer-Angriffe, Schlägereien und Schüsse – auch im vergangenen Jahr hatte die Polizei wieder viele solcher Fälle abzuarbeiten. Manchmal reichte nur ein falsches Wort, damit eigentlich harmlose Differenzen in blutige Streitigkeiten mündeten, in anderen Fällen wiederum spielte organisierte Kriminalität eine wesentliche Rolle. Die MOPO wertete Zahlen aus allen Bezirken aus und sagt, wo die Gewalt statistisch gesehen gestiegen – und wo sie überraschend gesunken ist.
2020 und 2021 waren geprägt von veränderten Lebensumständen: Corona, Pandemie, Ausgangssperren. Das öffentliche Leben war stark beeinträchtigt. Das hatte auch Auswirkung auf die Kriminalitätslage in Hamburg – die Zahlen der Delikte nahmen ab, auch im Bereich der Gewaltkriminalität. Nun geht der Trend wieder nach oben.
So viele Gewaltdelikte registrierte die Hamburger Polizei
7583 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert, im Jahr davor waren es 6799. Ein Plus von knapp zwölf Prozent. Zum Vergleich: 2019, im letzten Jahr ohne Corona-Beschränkungen, waren es 7186 Fälle.
Den höchsten Anstieg aller Bezirke erfasste die Polizei in Mitte: Dort stieg die Zahl der erfassten Gewaltdelikte um mehr als 22 Prozent. Waren es im Jahr 2021 noch 2764 Verfahren, sind es nun 3380 gewesen. Vor allem im Bereich der gefährlichen Körperverletzungen sei ein Anstieg zu beobachten gewesen, so die Polizei. Die Innenstadt und das Areal rund um den Hauptbahnhof (St. Georg; 970 Fälle) seien Gewalt-Schwerpunkte, genau wie St. Pauli (941 Fälle).
Die prozentual größten Anstiege hinter Mitte waren mit 16 beziehungsweise 19 Prozent in den Bezirken Wandsbek und Harburg zu erkennen: Insgesamt bearbeitete die Polizei hier 1634 Verfahren. Während sich in Harburg die meisten Fälle rund ums Phoenix-Center abgespielt haben, verlagerte sich in Wandsbek die Gewalt auf die eher ruhigeren Wohngegenden wie Rahlstedt (262 Fälle), Farmsen-Berne, Bramfeld (jeweils 101) und Jenfeld (98).
In diesem Bezirk gingen die Zahlen deutlich zurück
In den Bezirken Nord und Eimsbüttel blieb das Niveau der Gewalt statistisch gesehen ähnlich; die Zu- und Abnahme der Taten lagen bei weniger als einem Prozent. Im Bezirk Bergedorf stieg die Zahl der erfassten Gewaltdelikte um sechs Prozent, dennoch war es insgesamt der Bezirk mit den wenigsten erfassten Taten in ganz Hamburg (402 Fälle).
Die deutlichste Abnahme dagegen registrierte die Polizei im Bezirk Altona: Dort sank die Zahl um zwölf Prozent von 933 auf 820. Am deutlichsten gingen die Zahlen in den Stadtteilen Ottensen, Sternschanze, Altona-Nord und Lurup zurück.
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Unter Gewaltdelikte fallen unter anderem Mord, Vergewaltigung, Raub und Körperverletzung. Elf vollendete und 24 versuchte Tötungsdelikte wurden 2022 bearbeitet – ein „historischer Tiefstand“, so Innensenator Andy Grote (SPD). 23 Opfer waren männlich, zwölf weiblich. Neun Frauen wurden von Ex-Partnern getötet. Bei Sexualdelikten stiegen die Zahlen teils um 16 Prozent, bei den Fällen von Kinderpornografie um 400 Prozent.
Überraschend: Laut Polizei spielten Schusswaffen und Messer eine geringere Rolle als in Vorjahren, „entgegen der öffentlichen Wahrnehmung“. In 72 Fällen wurde demnach eine Schusswaffe als Drohmittel eingesetzt, sieben Fälle weniger als 2021 und 19 weniger im Vergleich zu 2019. Auch Messer seien deutlich weniger eingesetzt worden.