Nach 20 Jahren: Empörter Polizeigewerkschafter kündigt HSV-Mitgliedschaft
Er ist Polizist, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und HSV-Fan: Horst Niens (59) Herz hängt seit Jahrzehnten an dem Verein. Doch jetzt ist Schluss: Niens hat Konsequenzen aus den viel kritisierten Aktionen der Ultras gezogen und seine HSV-Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung gekündigt – auch wegen eines Schlüsselmoments mit einem Fan.
Er könne sich noch an das erste Mal erinnern, als er alleine ins Volksparkstadion durfte: Mit 14 habe ihm seine Oma einen Heiermann (fünf Mark) gegeben, mit dem er sich einen Stehplatz in der Westkurve kaufte. „Seitdem war ich regelmäßig da“, so Niens, der in seiner Kündigung der Mitgliedschaft sogar davon schreibt, in der Westkurve groß geworden zu sein.
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Er ist Polizist, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und HSV-Fan: Horst Niens (59) Herz hängt seit Jahrzehnten an dem Verein. Doch jetzt ist Schluss: Niens hat Konsequenzen aus den viel kritisierten Aktionen der Ultras gezogen und seine HSV-Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung gekündigt – auch wegen eines Schlüsselmoments mit einem Fan.
Er könne sich noch an das erste Mal erinnern, als er alleine ins Volksparkstadion durfte: Mit 14 habe ihm seine Oma einen Heiermann (fünf Mark) gegeben, mit dem er sich einen Stehplatz in der Westkurve kaufte. „Seitdem war ich regelmäßig da“, so Niens, der in seiner Kündigung der Mitgliedschaft sogar davon schreibt, in der Westkurve groß geworden zu sein.
Holger Niens war mehr als 20 Jahre Mitglied des HSV
Mehr als 20 Jahre war Niens HSV-Mitglied, sein ganzes Leben schon Rothosen-Anhänger. Mit allen Höhen und Tiefen. Doch Letztere scheinen momentan zu überwiegen: Er könne einfach nicht verstehen, warum sich der HSV nicht eindeutig gegen die Aktionen der Ultras positioniere. Vor einer Woche im Spiel gegen Elversberg hatte eine Choreografie deutlich gemacht, was die Ultras von der Polizei halten. Auf einem Banner stand „Ganz Hamburg hasst die Polizei“. Ein Plakat zeigte einen Helm, aus dem Blut fließt. Die Kriminalpolizei ermittelt gegen einen 33-Jährigen.
Es habe ihn „unendlich gestört“, dass keine Reaktion vom HSV kam. „Erst, als die Diskussion die Politik erreichte und den HSV zu einer Reaktion getrieben hat, gab es ein Statement. So eine Salamitaktik geht gar nicht.“ Niens findet es dazu beschämend, dass mit den Ultras nur wenige Prozent offensichtlich das ganze Geschehen diktieren und nicht die zu 95 Prozent friedlichen Fans. „Davon abgesehen hat Hass sowieso nichts in einem Fußballstadion zu suchen“, sagt er.
Einen Tag nach dem Spiel gegen Elversberg kam es für ihn zu einem wegweisenden Schlüsselmoment: Auf Streife traf Niens einen HSV-Fan, mit Mütze und Schal als solcher zu erkennen. Dieser soll grundlos zu ihm gesagt haben, dass ganz Hamburg die Polizei hasse. Niens: „Wenn mein Verein so ein Verhalten vorlebt, geht das für mich nicht mehr.“
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All diese Vorkommnisse veranlassten ihn zur Kündigung seiner Mitgliedschaft: Er habe zum ersten Mal eine E-Mail im Gehen verfasst, so aufgebracht sei er gewesen. Tipp- und Rechtschreibfehler seien ihm in dem Moment egal gewesen. Seine letzten Worte in der Mail: „Mit einer zerbrochenen Raute im Herzen kündige ich hiermit meine Mitgliedschaft.“
Die Enttäuschung sei einfach zu groß gewesen, sagt Niens, der seit rund 40 Jahren als Polizist in Hamburg arbeitet, darunter als Zivilfahnder. Was er zu der zuletzt von Ultras beim Osnabrück-Spiel angezündeten Polizeiuniform sagt? „Der Hass ist und bleibt einfach unerträglich.“