Reichsbürger-Razzia: Polizei bricht Haus in den Walddörfern auf
Er wird von Sicherheitsbehörden als Reichsbürger eingestuft, soll die Legitimation der Bundesrepublik in Frage stellen – und dazu einen Haufen Schulden haben: Daher haben eine Gerichtsvollzieherin und Spezialkräfte der Polizei am Freitagmorgen bei einem 54-Jährigen in Lemsahl-Mellingstedt geklopft. Als das nichts nützte, kam eine Ramme zum Einsatz.
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Er wird von Sicherheitsbehörden als Reichsbürger eingestuft, soll die Legitimation der Bundesrepublik in Frage stellen – und dazu einen Haufen Schulden haben: Daher haben eine Gerichtsvollzieherin und Spezialkräfte der Polizei am Freitagmorgen bei einem 54-Jährigen in Lemsahl-Mellingstedt geklopft. Als das nichts nützte, kam eine Ramme zum Einsatz.
Es ist beschaulich an der Lemsahler Landstraße. Teilweise leben hier reiche Hamburger, in Villen mit parkähnlichen Grundstücken.
Einsatz mit Ramme bei Hamburger Reichsbürger
Auch der 54-Jährige wohnt hier mit seiner Ehefrau (57) – oder hat hier gewohnt: Das Haus, in dem das Paar zuletzt lebte, war verlassen, als die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) bei ihm „klopfte“; erst mit der Hand, dann mit der Ramme.
„Es gab einen Räumungsauftrag, zu dem die Gerichtsvollzieherin unterwegs war“, bestätigt Gerichtssprecher Kai Wantzen der MOPO, einen sogenannten Räumungstitel, der „erfolgreich ausgeführt“ werden konnte. Denn: Für den Gläubiger sei aus rechtlicher Sicht der entscheidende Schritt getan: Der Schuldner, der 54-Jährige, ist nun nicht mehr im Besitz der Immobilie, sondern der Gläubiger.
„Generell emotional aufgeladene Situationen“
Um ganz sicher zu gehen, war gleich ein Schlüsseldienst hinzugezogen worden. Ein Mitarbeiter wechselte das Schloss aus, damit die Ex-Bewohner nicht mehr ins Haus kommen, wenn sie es versuchen sollten. Wo sich das Paar momentan aufhält, ist unbekannt.
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Die Polizei war vom zuständigen Amtsgericht Barmbek um Unterstützung gebeten worden: Der Verlauf einer möglichen Konfrontation mit dem 54-Jährigen, der vor allem im Internet mit entsprechenden Reichsbürger-Parolen aufgefallen sein soll, war schwer einschätzbar.
„Eine reine Vorsorgemaßnahme, um jedwedem Risiko aus dem Weg zu gehen“, sagt Wantzen. Es habe keine akute Bedrohungslage gegeben. „Aber Räumungstermine sind generell emotional aufgeladene Situationen. Da muss man man immer genau hinsehen und vorsichtig sein.“ Die Gerichtsvollzieher seien auch jedes Mal über den Beistand der Polizeibeamten wegen des nicht kalkulierbaren Eskalationspotenzials „froh und dankbar“.