„Dem Staat schenke ich nichts“: Wie Hamburg jährlich Millionen durch die Lappen gehen
Durch Schwarzarbeit sind Hamburg im vergangenen Jahr Steuereinnahmen in Höhe von acht Millionen Euro entgangen, wie aus einer Statistik des Hauptzollamts hervorgeht. Die tatsächliche Summe dürfte um ein Vielfaches höher sein. Die Folgen für die Staatskasse und die Wirtschaft sind beträchtlich, auch deutschlandweit bleiben die Zahlen hoch. Was tut der Zoll dagegen? Und was sagt ein betroffener Arbeitgeber?
Von Schwarzarbeit spricht man, wenn Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge vorenthalten, Arbeitnehmer illegal beschäftigen und „unter der Hand“ bezahlen. Ein Arbeitgeber, der im vergangenen Jahr kontrolliert wurde und anonym bleiben will, sagt: „Es geht um so viel Geld, das können sich Menschen nicht vorstellen, die normal irgendwo angestellt sind.“ Auf die Frage, ob er, ein erfolgreicher Bauunternehmer, nicht genügend Geld mache, antwortet er: „Genügend Geld gibt’s nicht. Dem Staat will ich auf jeden Fall nichts schenken.“
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Durch Schwarzarbeit sind Hamburg im vergangenen Jahr Steuereinnahmen in Höhe von acht Millionen Euro entgangen, wie aus einer Statistik des Hauptzollamts hervorgeht. Die tatsächliche Summe dürfte um ein Vielfaches höher sein. Die Folgen für die Staatskasse und die Wirtschaft sind beträchtlich, auch deutschlandweit bleiben die Zahlen hoch. Was tut der Zoll dagegen? Und was sagt ein betroffener Arbeitgeber?
Von Schwarzarbeit spricht man, wenn Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge vorenthalten, Arbeitnehmer illegal beschäftigen und „unter der Hand“ bezahlen. Ein Arbeitgeber, der im vergangenen Jahr kontrolliert wurde und anonym bleiben will, sagt: „Es geht um so viel Geld, das können sich Menschen nicht vorstellen, die normal irgendwo angestellt sind.“ Auf die Frage, ob er, ein erfolgreicher Bauunternehmer, nicht genügend Geld mache, antwortet er: „Genügend Geld gibt’s nicht. Dem Staat will ich auf jeden Fall nichts schenken.“
Beschuldigter Bauunternehmer: „Genügend Geld gibt’s nicht
Zuständig für die Bekämpfung von Schwarzarbeit in Deutschland sind die jeweiligen Zollämter. Jedes Bundesland hat eine Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS), die „verdachtsunabhängige Prüfungen“ durchführt, besonders dort, wo Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung erfahrungsgemäß häufig vorkommen.
Dazu zählt vor allem das Baugewerbe, aber auch Gebäudereinigungen, Speditionen, Gastro- und Transportbetriebe gehören dazu – „lohnintensive Branchen“, wie der Zoll sagt.
Schwarzarbeit in Hamburg: „Dem Staat schenke ich nichts“
Die FKS kontrollierte im vergangenen Jahr allein in Hamburg 1303 Arbeitgeber, leitete 2180 Ermittlungsverfahren ein. Gerichte verhängten rund 423.000 Euro an Geldstrafen, dazu Haftstrafen von insgesamt zehn Jahren. Deutschlandweit bearbeiteten die Zöllner mehr als 50.000 Verfahren. Steuerschaden: 800 Millionen Euro.
Aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums ist zu vernehmen, dass Schwarzarbeit konstant auf einem hohen Niveau bleibt – auch während der Pandemie-Jahre. „Corona hat dem Ganzen keinen Abbruch getan“, so ein Insider. Das belegten auch die Zahlen: In Hamburg stellten die Zöllner 2020 knapp zehn, im Jahr davor 13 Millionen Euro an Steuerschäden fest.
Ob es um Polizei-Razzien, Großbrände, Sturmfluten oder schwere Unfälle auf den Autobahnen geht: Polizei und Feuerwehr sind in Hamburg und im Umland rund um die Uhr im Einsatz. Die MOPO-Reporter behalten für Sie den Überblick und liefern Ihnen die wichtigsten Blaulicht-Meldungen von Montag bis Samstag bequem per Mail ins Postfach.
Hier klicken und die MOPO Blaulicht-News kostenlos abonnieren.
„Viele in der Gesellschaft belächeln Schwarzarbeit“, kritisiert der Insider. Die Folgen seien aber enorm: Dem Staat fehle Geld, Arbeitsplätze würden zerstört, Betriebe, die sich an die Regeln halten, könnten wirtschaftlich nicht mithalten. „Sie gehen buchstäblich zu Grunde.“