Von vier Automaten ist nur einer legal: Der fatale Glücksspiel-Boom in Hamburg
In Hamburg gibt es inzwischen kaum eine Razzia, bei der nicht illegale Glücksspielautomaten gefunden werden. Dass immer mehr davon entdeckt werden, liegt auch an der Pandemie und den durch die Einschränkungen verstärkt durchgeführten Kontrollen. Inzwischen werden so viele Automaten gefunden, dass die Ermittler Alarm schlagen. Denn illegales Glücksspiel ist oft wie ein Brandbeschleuniger für weitere Straftaten. In Hamburg steht eine Region besonders im Fokus.
In Hamburg gibt es inzwischen kaum eine Razzia, bei der nicht illegale Glücksspielautomaten gefunden werden. Dass immer mehr davon entdeckt werden, liegt auch an der Pandemie und den durch die Einschränkungen verstärkt durchgeführten Kontrollen. Inzwischen werden so viele Automaten gefunden, dass die Ermittler Alarm schlagen. Denn illegales Glücksspiel ist oft wie ein Brandbeschleuniger für weitere Straftaten. In Hamburg steht eine Region besonders im Fokus.
Zu Beginn der Pandemie waren die Straßen leer. Dafür füllten sich offenbar die Hinterzimmer von Kulturvereinen, Gaststätten und Shisha-Bars. Zocker trafen sich vermehrt zu illegalen Glücksspielen und zum Daddeln an nicht registrierten Spielautomaten. Tausende von Euro lagen auf den Tischen. Laut Polizeiangaben waren die Spieler häufig junge Männer unter 23 Jahren. Darunter oft auch Minderjährige.
Verstärkte Kontrollen zeigen das Ausmaß illegalen Glücksspiels
Immer wieder sprengten die Beamten auf ihren Kontrollgängen zur Einhaltung der Pandemie-Einschränkungen illegale Pokerrunden und stellten eine Vielzahl von nicht zugelassenen und teilweise manipulierten Glücksspielautomaten sicher.
„Wir führen immer wieder Schwerpunkteinsätze im Verbund mit anderen Behörden durch, beispielsweise mit dem Zoll oder dem Finanzamt“, so ein Polizeisprecher zur MOPO, „wobei der Fokus nicht ausschließlich auf illegalen Glücksspielautomaten liegt. Bei diesen Einsätzen in verschiedenen Lokalitäten wird auch Hinweisen nachgegangen, dass dort mit Betäubungsmitteln gehandelt wird, Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz begangen werden oder es steuerrechtliche Vorfälle gibt“.
Hotspot im Süden Hamburgs
Dabei ist der Hamburger Süden ein Hotspot in Sachen illegalen Glücksspiels und Automaten, bestätigt die Polizei auf MOPO-Nachfrage. In Harburg und Wilhelmsburg finden die Fahnder in Kulturvereinen und Gaststätten immer wieder illegale Spielautomaten.

Dabei wird laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) deutlich: Geldwäsche, Drogenhandel und Verstöße gegen den Jugendschutz gehen oftmals Hand in Hand. Zwar ist jungen Menschen unter 18 Jahren der Zugang zu Spielhallen untersagt, aber selbst Jugendliche unter 16 Jahren dürfen sich schon unbegleitet in Gaststätten aufhalten. Dort haben sie rein theoretisch die Möglichkeit, an Geldspielautomaten zu spielen, obwohl dies nicht gestattet ist. Zum Beispiel, wenn die Betreiber nicht so genau hinsehen.
Spezialabteilungen bei Staatsanwaltschaft gefordert
Rund 50 Prozent der Hamburger Jugendlichen sollen bereits an Glücksspielen teilgenommen, beziehungsweise sowohl an legalen als auch illegalen Automaten gespielt haben, heißt es aus Ermittlerkreisen. Gefördert wird dies durch den leichten Zugang zu Automaten, beispielsweise in Imbissen. Auch Gruppendruck und alterstypische Neugier sind Faktoren, die hineinspielen.
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Angesichts des Ausmaßes von illegalem Glücksspiel fordert die Polizei nun auf Beamtendeutsch eine „regelmäßige Erstellung von Lagebildern zu illegalen Aktivitäten im urbanen Gaststättenbereich“ unter Einschluss von Erkenntnissen aus dem Bereich Jugendgefährdung, Steuerhinterziehung sowie die Einrichtung einer Spezialabteilung bei der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung illegalen Glücksspiels. Heißt: Kontrollen sollen künftig noch zielgerichteter und strenger durchgeführt und insgesamt noch besser organisiert werden.
Illegales Glücksspiel zieht nämlich weite Kreise und ermöglicht weitere Gesetzeswidrigkeiten. So bezeichnet Lars Osburg von der Polizeigewerkschaft Glücksspiel auch als Gelddruckmaschine, die der Geldwäsche Tür und Tor öffnet.

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Mehr als 2800 illegale Spielautomaten in Hamburg?
Gundolf Aubke, Sprecher des Hamburger Automaten Verbands e.V., sagte der MOPO, es gebe in Hamburg 950 registrierte Glücksspielautomaten. Man gehe aber fest davon aus, dass mindestens drei Mal so viele Automaten illegal aufgestellt und in Betrieb sind. An legalen Automaten muss sich der Spieler vor dem Daddeln registrieren. Die Daten gehen in die „Oasis-Datei“ des Regierungspräsidiums in Darmstadt. Dort werden die Automaten überwacht und es können auch personenbezogene Sperren verhängt werden.

Hinzu kommt, dass polizeiliche Erkenntnisse ein klares Bild vermitteln: Häufig rücken bestimmte Clans, die ohnehin schon der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind, in das Visier der Ermittler. Dabei finden sich typische Verhaltensweisen: Illegal erworbene Finanzmittel werden unter anderem in legales und illegales Glücksspiel reinvestiert. Zudem werden in diesen Gaststätten auch immer wieder Drogen gefunden.
Bei Razzien: Immer wieder hohe Geldbeträge sichergestellt
In illegal geöffneten Shisha-Bars fanden sich auch oft hochwertige digitale Spieltische, die einen aktiven oder inaktiven Zugang zum Internet aufwiesen. Diese Spieltische eignen sich auch ohne aktiven Internet-Zugang zum illegalen Glücksspiel.

Passend dazu, trugen nicht wenige Barbesucher bei entsprechenden Überprüfungen große Mengen Bargeld bei sich. Bei einem Aufschlag im Juni dieses Jahres in Rahlstedt stellten die Beamten mehr als 62.000 Euro sicher. Konkrete Zahlen kann die Polizei für ganz Hamburg dazu nicht liefern. Dazu wäre laut eines Sprechers eine einzelne händische Auswertung aller Einsätze im gesamten Hamburger Stadtgebiet notwendig, was einfach nicht zu leisten sei.
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Eines aber ist seit den verstärkten Kontrollen klar: Illegales Glücksspiel ist in Hamburg ein weit größeres Problem als bisher vermutet. Und eines, hinter dem sich noch deutlich mehr Straftaten verbergen.