19-Jähriger schwer verletzt: Ermittlungen gegen Polizeibeamten nach Demo-Vorfall
Nach einem Zusammenstoß mit einem Mann im Rahmen der Mai-Demos hat das Dezernat Interne Ermittlungen ein Verfahren gegen einen Polizisten eingeleitet. Das bestätigte die Innenbehörde. Ein Video zeigt, wie der Beamte den 19 Jahre alten Demonstranten offenbar gezielt umstößt und wie dieser danach auf der Straße liegen bleibt. Was ist genau geschehen, wie geht es dem Verletzten und was droht dem Beamten?
Nach einem Zusammenstoß mit einem Mann im Rahmen der Mai-Demos hat das Dezernat Interne Ermittlungen ein Verfahren gegen einen Polizisten eingeleitet. Das bestätigte die Innenbehörde. Ein Video zeigt, wie der Beamte den 19 Jahre alten Demonstranten offenbar gezielt umstößt und wie dieser danach auf der Straße liegen bleibt. Was ist genau geschehen, wie geht es dem Verletzten und was droht dem Beamten?
Der schwarz gekleidete Demonstrant, der eine Kapuze über den Kopf gezogen hat, sieht den Polizisten – das lassen die Videoaufnahmen vermuten – nicht kommen: Von der Seite nimmt der Beamte Anlauf und rennt den Mann um.
Der 19-Jährige prallt wohl mit dem Kopf zuerst auf den Asphalt auf, erleidet zudem einen Krampfanfall.
Das passierte vor den Szenen im Video
Rettungssanitäter versorgen ihn umgehend, bringen ihn in eine Klinik. Der Polizist schaut den Mann auf dem Boden nur kurz an und widmet sich dann wieder der Situation am U-Bahnhof Schlump.
Vorausgegangen war dem ein Katz-und-Maus-Spiel entlang der U-Bahnlinie zwischen Polizei und Demonstranten: Nachdem die Demo am Hagenbecks Tierpark (Motto: „Das System ist die Krise, Anarchismus in die Offensive“) von dem Organisator offiziell für beendet erklärt worden war, wollte die Polizei die Demonstranten in einzelnen Gruppen in die Bahn steigen lassen: Viele hatten die Sternschanze als Ziel, am Abend war dort eine Kundgebung geplant. Die Demonstranten sollen sich aber gesammelt in die Bahn gedrängt und an der U-Bahnstation Christuskirche versucht haben, auszusteigen. Die Polizei verhinderte das, ließ nur Einzelne aus dem Zug steigen und den Bahnhof verlassen.
Am Bahnhof Schlump dann der nächste Versuch: Da soll dann zunächst ein Demonstrant einen Beamten mit seinem Ellbogen geschlagen und die Polizeikette durchbrochen haben. Andere folgten, die Situation wurde unübersichtlich, wie ein Beamter und Zeugen der MOPO sagten.
Dabei kam es auch zu dem im Video zu sehenden Vorfall. Ein Mann wurde im Rahmen der Situation festgenommen. Die Lage beruhigte sich schnell wieder – die Polizei begleitete dann größeren Teil der Demonstranten, die sich von Anfang an die Regeln gehalten haben, zur Demo am Schanzenpark.

Die Polizei habe auf Nachfrage einen aufzuklärenden Sachverhalt erkannt und sei sofort tätig geworden. Noch am Abend sei das Dezernat Interne Ermittlungen eingeschaltet worden. Nach derartigen Großeinsätzen kommt es vor, dass Anzeigen gegen Beamte eingehen. In den meisten Fällen werden die Verfahren mangels Beweisen wieder eingestellt.
Die Innenbehörde ließ auf Nachfrage wissen, dass im aktuellen Fall gegen den Beamten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt eingeleitet worden ist. Ein Sprecher: „Aufgrund der laufenden Ermittlungen können keine weiteren Angaben gemacht werden.“
19-Jähriger schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr
Unklar blieb so, wie es dem Demonstranten momentan offiziell geht. Nach MOPO-Informationen soll der 19-Jährige aber zwischenzeitlich von Sanitätern als lebensgefährlich verletzt eingestuft worden sein. Sein Zustand verbesserte sich in der Klinik jedoch schnell, bereits am Dienstag hat er diese sogar wieder verlassen. Er soll seinen Ärzten zuvor noch untersagt haben, den Beamten seine Krankenakte für Ermittlungszwecke zur Verfügung zu stellen. Aus Klinik-Kreisen heißt es, dass die Krampfanfälle des Mannes auch auf eine Vorerkrankung zurückzuführen sein könnten.
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Sollte sich der Verdacht gegen den Beamten erhärten, muss er mit ernst zu nehmenden Konsequenzen rechnen: Im Zweifel, sollte der Demonstrant etwa bleibende Schäden davontragen, könnte es das Ende seiner Laufbahn sein. Er würde seinen Beamtenstatus und alle Pensionsansprüche verlieren. Auch eine Herabstufung und eine Strafzahlung sind möglich. Schon jetzt, solange ermittelt wird, kann er bis auf Weiteres nicht befördert werden – auch wenn eine Beförderung eigentlich unmittelbar bevorstand.