Macker, Poser, Peinlichkeiten: So ticken Hamburgs Autoposer
Sie teilen sich geliehene Luxusautos oder motzen ihre eigenen Karren zu Rennautos auf – per Lautsprecher wird für den passenden Sound gesorgt: Autoposer liefern sich in Hamburg ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei – und meist steckt mehr Schein als Sein dahinter. Denn viele können sich ein teures Auto gar nicht leisten. Standard-Kutschen werden da schon mal mit falschen Typenschildern und anderen Kniffen zum Edel-Boliden umgemodelt. Die MOPO sprach mit dem Leiter einer Extra-Polizeieinheit über eine auffällige Gruppe unter den PS-Posern, ihre beliebten Rennstrecken und die dreistesten Tricks.
Flammen schlagen aus dem Auspuff. Der Motor ist ohrenbetäubend laut. Olav Baastrup fühlt sich wie in einem schlechten Film. Eigentlich hat er 51-Jährige als Leiter der Polizeieinheit gegen Autoposer Routine im Umgang mit aufgemotzten Karren. Doch dieser Fall bleibt hängen.
„Unsere Messgeräte gehen bis 120 Dezibel“, sagt er. „Und ich hatte da ,Error' draufstehen, weil es für sie zu laut war. So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Zum Vergleich: 120 Dezibel ist so laut wie ein Presslufthammer.
Sie teilen sich geliehene Luxusautos oder motzen ihre eigenen Karren zu Rennautos auf – per Lautsprecher wird für den passenden Sound gesorgt: Autoposer liefern sich in Hamburg ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei – und meist steckt mehr Schein als Sein dahinter. Denn viele können sich ein teures Auto gar nicht leisten. Standard-Kutschen werden da schon mal mit falschen Typenschildern und anderen Kniffen zum Edel-Boliden umgemodelt. Die MOPO sprach mit dem Leiter einer Extra-Polizeieinheit über eine auffällige Gruppe unter den PS-Posern, ihre beliebten Rennstrecken und die dreistesten Tricks.
Flammen schlagen aus dem Auspuff. Der Motor ist ohrenbetäubend laut. Olav Baastrup fühlt sich wie in einem schlechten Film. Eigentlich hat er 51-Jährige als Leiter der Polizeieinheit gegen Autoposer Routine im Umgang mit aufgemotzten Karren. Doch dieser Fall bleibt hängen.
„Unsere Messgeräte gehen bis 120 Dezibel“, sagt er. „Und ich hatte da ,Error‘ draufstehen, weil es für sie zu laut war. So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Zum Vergleich: 120 Dezibel ist so laut wie ein Presslufthammer.
Autoposer in Hamburg: Spezialeinheit geht gegen Autolärm vor
Seit fünf Jahren gibt es die Spezialeinheit gegen Auto-Protze. Denn Poser lieben es lauter als erlaubt, fahren gern zu schnell, lassen den Auspuff knallen oder liefern sich Rennen. Früher war der Jungfernstieg beliebt, dann die HafenCity. Heute drehen sie auf großen Ausfallstraßen wie der Wandsbeker Chaussee oder Kieler Straße ihre Runden.

Das Ziel: Auffallen. Das Auto ist nur Mittel zum Zweck. „Das ist der Unterschied zu Tunern, die vor allem am Tüfteln und Basteln am Auto Spaß haben“, sagt Baastrup. Poser tunen ihre Wagen in der Regel nicht selbst, sondern beauftragen Werkstätten. Nicht alle halten sich dabei ans Gesetz.
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Mehr als 15.280 Autos hat die Soko Autoposer bisher kontrolliert, 1588 wurden sichergestellt. Wird man erwischt, wird ein Bußgeld fällig – und das Auto muss zurückgebaut werden, damit es wieder fahren darf.
Vermeintliche Luxuskarren: So schummeln Autoposer
Das kostet schon mal 1000 Euro. Finanziell kann das wehtun, denn viele der Poser – meist zwischen 18 und 30 Jahre alt und überproportional häufig mit Migrationshintergrund – können sich gar keine Luxusautos leisten. Sie teilen sich eine Leasing-Rate für einen teuren Sportwagen und wechseln sich am Steuer ab. Oder man mietet sich die Traumkarre für ein Wochenende.

Oder – wenn das eigene Auto die Leistung nicht hergibt – schummelt man eben: Einem stinknormalen Diesel-Mercedes wird etwa ein AMG-Zeichen aus dem Internet aufgeklebt. Das passende Motorendröhnen imitiert ein extra eingebautes Soundmodul, dafür wird ein Loch im Unterboden in Kauf genommen.
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Vor einigen Jahren wurden noch Auspuffe für den begehrten Sound abgesägt. Heute wird die Lautstärke per App gesteuert und die elektronischen Komponenten so manipuliert, dass mehr PS und Lärm rausgeholt werden. „Wenn man sich nicht auskennt, kann man viele Manipulationen ad hoc gar nicht mehr feststellen“, sagt Baastrup.
Illegale Straßenrennen in Hamburg: Gerichte sollen „klare Kante” zeigen
Für die neunköpfige Soko Autoposer wird es dann zur Detektivarbeit. „Oft ist ein Auto höllenlaut, aber wenn wir es anhalten, ist es auf einmal leise. Dann müssen wir herausfinden, was da passiert ist.“ Das klappt nicht immer, doch die Beamten bilden sich ständig fort.
Besonders eine Sache macht aber Probleme: spontane Straßenrennen. „Zwei Personen treffen sich an der Ampel. Einer gibt Gas, der andere auch. Das ist das Startzeichen“, erklärt Baastrup. Dann geht es über Kilometer quer durch die Stadt oder über Autobahnen. „Solche Autorennen riskieren Menschenleben“, sagt Baastrup. „Wichtig ist daher, dass die Gerichte klare Kante zeigen und die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten voll ausschöpfen.“
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In fünf Jahren hat die Soko Autoposer 58 Rennen dokumentiert. Ist die Polizei nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ist es schwer, gegen solche Zufallsrennen vorzugehen. Für 2022 sind rund 100 Verfahren eingeleitet, aber noch besteht bei vielen nur eine Verdachtslage.