Küster schockiert: Uralte Gemälde in Hamburger Hauptkirchen zerstört
Sie sind teils hunderte Jahre alt: sakrale Gemälde und Portraits ehemaliger Pastoren, die in den Hauptkirchen St. Petri und St. Jacobi in der Hamburger Altstadt hängen. Mehrere dieser teils unbezahlbaren Werke sind nun offenbar mutwillig beschädigt worden. Die Polizei ermittelt – und sucht dringend Zeugen.
Sie sind teils hunderte Jahre alt: sakrale Gemälde und Portraits ehemaliger Pastoren, die in den Hauptkirchen St. Petri und St. Jacobi in der Hamburger Altstadt hängen. Mehrere dieser teils unbezahlbaren Werke sind nun offenbar mutwillig beschädigt worden. Die Polizei ermittelt – und sucht dringend Zeugen.
Die Küster beider Kirchen hatten sich vor wenigen Tagen bei den Beamten gemeldet und von den Beschädigungen berichtet. Die betroffenen Werke wiesen Risse bzw. Schnitte auf, die „mutmaßlich mit einem scharfen Gegenstand herbeigeführt worden sind“, so Polizeisprecher Florian Abbenseth.
Nach MOPO-Informationen handelt es sich bei den Werken in der Hauptkirche St. Petri vor allem um Gemälde mit biblischen Darstellungen, die zwischen 1490 und 1550 erstellt wurden, darunter eines, das die Geburt Jesu zeigt; direkt am Hals des Babys wurde das Gemälde durchschnitten. Insgesamt sind sieben Werke betroffen, sagt Küster Martin Meier.

Bei St. Jacobi geht es um zwei rund 200 Jahre alte Porträts der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon. Astrid Kleist, seit 2013 pastorale Leitung der Kirche, ist fassungslos angesichts der Tat. „Ich bin wirklich sehr erschrocken. Wer macht sowas?“, fragt sie. Man wolle auch weiterhin ein offenes Haus bleiben, aber „das Vertrauen hat natürlich stark gelitten“.
Kripo ermittelt – Schaden unklar
Wann der oder die Täter zuschlugen, kann nicht näher definiert werden. Die Polizei spricht von einem Tatzeitraum, der sich nicht nur über Tage, sondern auch über Wochen strecken könnte. Das Problem: Die Werke werden nicht jeden Tag auf Beschädigungen überprüft. Außerdem lassen Pastoren die Kirchen, anders als Museen, nicht überwachen.

Auch der entstandene Sachschaden ist unbekannt und könne bei solchen Gemälden nur schwer beziffert werden. St.-Petri-Küster Meier schätzt den Schaden auf etwa 50.000 bis 80.000 Euro. Eine genaue Untersuchung folge nun und soll Aufschluss bringen. Abbenseth ergänzt: „Die für die Innenstadt zuständige Kripodienststelle hat die Ermittlungen in dem Fall aufgenommen.“
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Und die Beamten des LKA 111 suchen nun dringend Zeugen. Wer sachdienliche Hinweise machen könne, werde gebeten, sich umgehend bei der Polizei zu melden. Entsprechendes an: Tel. 428 65 6789 oder an jede Wache.
„Es weist alles darauf hin, dass der Täter ein ernsthaftes Problem mit Gott hat“, sagt Küster Meier auf die Frage, wen er als Täter vermutet. „Was ich weiß, ist, dass der Täter groß gewesen sein oder auf einem Stuhl gestanden haben muss.“ Eines der Werke habe nämlich höher gehangen als andere.
„Vielleicht hat der Täter den Trubel ausgenutzt“
Bis Dienstag habe es dazu Podestarbeiten gegeben, mit vielen Arbeitern, die ein und aus gingen. „Vielleicht hat der Täter den Trubel ausgenutzt“, ergänzt Meier. Doch auch so ist in der St.-Petri-Kirche viel los. Jeden Tag wird Essen an Bedürftige verteilt. Laut Meier besuchen zudem täglich mehr als 1000 Gläubige, Gäste und Touristen die Kirche.
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Petri-Kirche Opfer sakraler Sachbeschädigungen wurde: Mitte der 70er-Jahre zerstörte der Hamburger Hans-Joachim B. drei Gemälde mit Säure, darunter eines in der Petri-Kirche. Er rechtfertigte damals seine Tat mit den Worten: „Ich muss zerstören, was andere verehren.“