Massenschlägerei am Zirkus: Polizei findet Schrotflinte und Munition – Mann in U-Haft
Es war ein blutiger Streit zwischen Zirkus-Angehörigen und Jugendlichen: Am Mittwoch wurden bei einer Massenschlägerei in Hamburg vier Menschen verletzt. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse: Die Polizei nahm vier Mitarbeiter des Zirkus fest, fand eine Schrotflinte und zahlreiche weitere Waffen – und ein Mann sitzt in Untersuchungshaft.
Lesen Sie alle Hintergründe zu dem Fall mit MOPO Plus – jetzt vier Wochen testen für nur 99 Cent!
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Sie gingen wohl mit Fäusten, Jonglierkeulen und Waffen aufeinander los: In Wellingsbüttel ist es am Mittwochabend zu einer wüsten Prügelei zwischen Jugendlichen und Mitarbeitern eines Zirkus gekommen, Polizei und Feuerwehr mussten mit einem Großaufgebot anrücken. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurden vier Menschen verletzt, vier Tatverdächtige festgenommen. Ein 41-Jähriger sitzt in U-Haft.
Was war passiert? Um 23 Uhr wurde die Polizei zur Wiese am Wellingsbüttler Weg gerufen. Dort gastiert derzeit ein Zirkus – nach MOPO-Informationen handelt es sich um den „Circus Renzini“. Dessen Mitglieder gerieten den Angaben der Polizei zufolge mit einer Gruppe Jugendlicher in Streit.
Die Zirkusleute sollen mit Baseballschlägern und Jonglierkeulen bewaffnet gewesen sein, so die Polizei. Im Laufe der Auseinandersetzung sollen sie Verstärkung gerufen haben. Einige der hinzugeholten Männer sollen mit Schrotflinten bewaffnet gewesen sein und die Jugendlichen mit diesen Waffen bedroht haben.
Massenschlägerei bei Zirkus in Hamburg – Jugendliche verletzt
Noch bevor die Polizei mit über einem Dutzend Streifenwagen mehrerer umliegender Wachen am Tatort eintraf, soll die Verstärkung jedoch in dunklen Limousinen geflüchtet sein. Die Lage soll, so beschrieb es ein Polizeibeamter, bei seinem Eintreffen „sehr unübersichtlich“ gewesen sein. Die Teenies hätten auf der öffentlichen Wiese wohl Alkohol konsumiert.
Ein Jugendlicher, der nicht in der Schlägerei involviert gewesen sein will, sagte der MOPO: „Die Zirkus-Männer sind auf die Jungen losgegangen, nur weil einer der Jugendlichen auf witzig so tun wollte, als würde er ein Tier klauen.“ Ein anderer Teenie, der laut eigener Aussage beteiligt war, sagte: „Das ist alles sowieso nur Tierquälerei.“
Vier Personen wurden bei der Prügelei, deren tatsächlicher Ursprung laut Polizei noch unklar ist, verletzt – einer davon schwer. Ein 24-Jähriger erlitt Kopfverletzungen. Er soll mentale Auffälligkeiten gezeigt und einen verwirrten Eindruck gemacht haben, hieß es aus Sanitäter-Kreisen. Er wurde unter notärztlicher Begleitung in ein Krankenhaus gebracht.
Auch zwei 18-Jährige und ein 22-Jähriger wurden leicht verletzt – zwei Personen kamen mit Rippenverletzungen in Krankenhäuser, nachdem sie von den Sanitätern der zwei angerückten Rettungswagen behandelt worden waren. Die Verletzungen sollen von einem Baseballschläger stammen, der bei dem Streit benutzt worden sein soll.
Massenschlägerei am Zirkus: 41-Jähriger sitzt in U-Haft
Der Kriminaldauerdienst übernahm die Ermittlungen. Die Beamten prüfen, ob die Jugendlichen durch das Androhen des Tierdiebstahls die Auseinandersetzung mit den Zirkusleuten provoziert hatten. Vor Ort durchsuchte die Polizei das Gelände, leuchtete es mit einem Lichtmast aus und setzte einen Hundeführer ein – besagte Schrotflinte fanden die Beamten aber nicht.
Am Freitag teilte die Polizei mit, dass die vier Zirkus-Angehörigen wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung vorläufig festgenommen und ihre Unterkünfte per Durchsuchungsbeschluss gefilzt wurden: Mehrere Hieb- und Stoßwaffen, Schlagringe, Eisenstangen, Messer wurden gefunden – und eine Schrotflinte mit scharfer Munition. Die Personen sind 16, 17, 26 und 41 Jahre alt. Die drei jüngeren Verdächtigen wurden wieder freigelassen. Der 41-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, eine Richterin erließt Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung.
Ob es um Polizei-Razzien, Großbrände, Sturmfluten oder schwere Unfälle auf den Autobahnen geht: Polizei und Feuerwehr sind in Hamburg und im Umland rund um die Uhr im Einsatz. Die MOPO-Reporter behalten für Sie den Überblick und liefern Ihnen die wichtigsten Blaulicht-Meldungen von Montag bis Samstag bequem per Mail ins Postfach.
Hier klicken und die MOPO Blaulicht-News kostenlos abonnieren.
Der Zirkus gastiert vom 26. Mai bis zum 6. Juni auf der Wellingsbütteler Wiese und ist nach eigenen Angaben ein Familienbetrieb: Der Direktor führt mit seinen drei Söhnen durchs Programm, zu dem drei Ziegen und drei Hunde gehören. Auf ihrer Facebook-Seite wirbt der „Circus Renzini“ mit folgendem Slogan: „Wir sind ein kleiner, jedoch schöner Familienzirkus. Ein Lächeln von euch ist uns viel wert“.
Lesen Sie auch: Zoff unter Zirkus-Familien? Polizei schnappt Verdächtige nach Attentat in Hamburg
Momentan bearbeitet die Hamburger Staatsanwaltschaft noch ein anderes Verfahren mit Zirkus-Bezug: Brüder der weit verzweigten Zirkusfamilie Renz – zu dem auch die Familie im Fall aus Wellingsbüttel gehört – sollen im Januar des vergangenen Jahres einen Mann, ebenfalls aus einer Zirkusfamilie, in Groß-Flottbek aus einem Auto gezogen und dann mit Schlagringen angegriffen haben. Die drei beschuldigten Brüder wurden nach einer Oster-Show in den Niederlanden von hiesigen Spezialkräften festgenommen. Die Familie wollte sich bisher nicht zum Vorfall äußern.