Kriminalität: Hamburg wird sicherer – doch es gibt klare Ausreißer nach oben
Hamburg wird immer sicherer, die Kriminalität in der Stadt sinkt kontinuierlich – das belegen zumindest die Zahlen, die die Polizei am Donnerstagvormittag im Rahmen ihrer jährlich vorgestellten Kriminalitätsstatistik präsentierte: Demnach sind im Jahr 2021 insgesamt 186.403 Verbrechen registriert worden, mehr als 17.000 weniger als im Vorjahr. „Das ist der niedrigste Stand seit 1979“, so Innensenator Andy Grote (SPD). Die MOPO zeigt: In diesen Bereichen sind die Zahlen rückläufig – in diesen steigen sie stark an.
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Hamburg wird immer sicherer, die Kriminalität in der Stadt sinkt kontinuierlich – das belegen zumindest die Zahlen, die die Polizei am Donnerstagvormittag im Rahmen ihrer jährlich vorgestellten Kriminalitätsstatistik präsentierte: Demnach sind im Jahr 2021 insgesamt 186.403 Verbrechen registriert worden, mehr als 17.000 weniger als im Vorjahr. „Das ist der niedrigste Stand seit 1979“, so Innensenator Andy Grote (SPD). Die MOPO zeigt: In diesen Bereichen sind die Zahlen rückläufig – in diesen steigen sie stark an.
Diebstahl: Die Zahl der Taschendiebstähle ging um 2544 Fälle auf 6519 zurück, die im Bereich der Ladendiebstähle sank um 2261 auf 11.061 – dank Lockdown, Schließungen und Sperrstunde. So sind auch die Zahlen in dem Bereich des Warenkreditbetrugs rückläufig, weil weniger gestohlene EC- und Kreditkarten in Hamburg im Umlauf waren.
„Top-Wert“: Vor 43 Jahren war Hamburg zuletzt so sicher wie heute
Seit 1971 wurden dazu nicht mehr so wenige Fahrzeuge aufgebrochen wie 2021 (11.848) – die Zahl hat sich seit 2015 fast halbiert, dazu werden immer weniger Wertgegenstände aus Fahrzeugen gestohlen.
Auch die Zahlen der Wohnungseinbrüche und Diebstähle aus Wohnungen sanken: Sie seien laut Polizeipräsident Ralf Martin Meyer „auf einem historischen Tiefstand“. Gerade beim Diebstahl sei die Zahl um 36 Prozent auf 2204 Fälle gefallen, „und damit auf dem niedrigsten Stand seit 50 Jahren“. Die Zahl in dem Bereich sei ein „Top-Wert“.
Diese Entwicklung sei zum einen auf die Arbeit der Polizei, aber auch durch die Pandemie zurückzuführen. Dass Menschen mehr zu Hause seien, führe für die Täter zu weniger Tatgelegenheiten, so Meyer. „Es besteht dazu ein erhöhtes Entdeckungsrisiko für Einbrecher“, erklärt Meyer. In 50 Prozent der Fälle bliebe es beim Versuch. Aber: Die Aufklärungsquote liegt bei nur acht Prozent. Meyer: „Wir sind weiterhin auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen.“
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Nur beim Fahrraddiebstahl bleiben die Zahlen auf einem hohen Niveau. Nach dem Anstieg im Vorjahr (21 Prozent) registrierte die Polizei 2021 ingesamt 14.300 Fälle – ein Rückgang von 277 Taten (zwei Prozent). Und das trotz der Tatsache, dass laut Meyer immer mehr Hamburger aufs Rad als Fortbewegungsmittel zurückgreifen.
Internetverbrechen: Durch Homeoffice und vermehrter Zeit zu Hause werde viel häufiger im Internet gesurft, so die Einschätzung des Landeskriminalamts. Chef Mirko Streiber: „Hier macht sich auch die Pandemie deutlich bemerkbar.“ Die im Netz begangenen Taten würden mittlerweile sechs Prozent der Gesamtkriminalität in Hamburg ausmachen. Vor allem der Warenbetrug im Zusammenhang mit „Fakeshops“ nahm um 555 Fälle auf 3063 Fälle zu – ein Anstieg um deutliche 183 Prozent. Darüber hinaus seien pornografische Dateien viel häufiger in Umlauf gebracht worden.
Bedrohung: Die Taten nahmen im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent beziehungsweise 979 Fälle zu (insgesamt 4290 Fälle im Jahr 2021). Grund ist eine Rechtsänderung, die umfangreichere Tatbestände und Strafen für Täter vorsieht.
Betrug: Insgesamt verzeichnet die Polizei hier einen leichten Rückgang. Trotzdem bleiben Betrügereien am Telefon ein oft genutztes Mittel von Verbrechern. Hier steigen die Zahlen seit Jahren, häufig werden ältere Menschen durch Enkeltricks oder falsche Polizisten um hohe Geldsummen gebracht. „Oft bleibt es bei den Delikten beim Versuch“, so Streiber. Wenn die Täter aber Erfolg haben, dann richten sie großen Schaden an: 2021 erbeuteten sie insgesamt 2,5 Millionen Euro an Geld und Wertgegenständen.
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Gefälschte Gesundheitszeugnisse: 2021 hat es 832 Verfahren wegen mutmaßlich gefälschter Impfausweise und Testzertifikate gegeben – im Vorjahr waren es nur 14 Taten. In 381 Fällen konnte eine Fälschung belegt werden. Seit Ende 2021 stellt die Vorlage einer Fälschung eine Straftat dar, die Fallzahlen seien seitdem sprunghaft angestiegen.
Gewaltkriminalität: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Fallzahl um 213 auf 6799 Fälle gesunken. Den größten Anteil des Bereichs machen die schweren und gefährlichen Körperverletzungen aus, deren registrierte Taten leicht stieg. Die Zahl der Raube sank im Jahr 2021 dagegen um 13 Prozent auf 1462 Fälle – der niedrigste Stand seit 1976. In 14 Prozent der Fälle wurde ein Messer benutzt (Vorjahr zwölf Prozent), 41 Prozent der Verdächtigen waren unter 21.
Nahezu gleich geblieben sei hingegen die Zahl der Gewaltdelikte im häuslichen Umfeld: Die Polizei habe weniger Opfer und weniger Vergewaltigungen, dafür aber einen leichten Anstieg bei Bedrohungen unter Partnern registriert.
Einen starken Anstieg gab es im Bereich der Tötungsdelikte: Die Zahl der erfassten Taten stieg um 33 auf 76 Fälle. Davon stufte die Kripo 18 als Mord, 58 als Totschlag ein. Streiber: „Der Versuchsanteil beträgt mit 67 Fällen gut 88 Prozent. Die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte liegt mit neun Taten weiterhin auf einem Rekordtief seit 1959.“ In vier Fällen sei eine Schusswaffe, in 48 ein Messer benutzt worden. Die Aufklärungsquote sank von 100 auf 93 Prozent.
Rauschgiftkriminalität: Hier hat sich Zahl der erfassten Delikte laut Polizei kaum verändert. Dagegen sank weiter der Handel und Schmuggel von Drogen: Allein in St. Pauli wurden 47 Prozent weniger Fälle registriert, die Zahl sank von 506 auf 267. Der Stadtteil sei weiter besonders stark von den Corona-Maßnahmen betroffen, so Streiber.
„Wichtige Erfolge“ erzielte die Sondereinheit „HHammer“, die sich um die Auswertung der Chat-Protokolle der zugespielten EncroChat-Daten kümmerte. Die Server des Anbieters der App, die von Gaunern wie WhatsApp benutzt wurde, waren von französischen Beamten infiltriert worden. Die Hamburger Polizei nahm erst kürzlich den 200. EncroChat-Verdächtigen fest. Und: Insgesamt wurden im Jahr 2021 Vermögenswerte in Höhe von mehr als 3,5 Millionen Euro von den Beamten bei Razzien abgeschöpft – ein Anstieg um 60 Prozent (2020: 2.206.074 Euro).