Brandserie in Hamburg: Feuerwehrmann befürchtet, dass es bald Tote gibt
Immer wieder kommt es in der Billstedter Großsiedlung Mümmelmannsberg zu Bränden – zuletzt am vergangenen Samstagabend. Mal stehen Müllcontainer in Flammen, mal Autos. Aber auch vor Wohnhäusern macht der mutmaßliche Feuerteufel nicht halt und zündelte schon in Treppenhäusern und Kellern. Dabei gab es auch Verletzte. Ein Feuerwehrmann fürchtet, dass es schon bald Tote geben könnte. Ein Psychologe erklärt, was die Täter antreibt und wie sie ticken.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Immer wieder kommt es in der Billstedter Großsiedlung Mümmelmannsberg zu Bränden – zuletzt am Samstagabend. Mal stehen Müllcontainer in Flammen, mal Autos. Aber auch vor Wohnhäusern macht der mutmaßliche Feuerteufel nicht halt und zündelte schon in Treppenhäusern und Kellern. Dabei gab es auch Verletzte. Ein Feuerwehrmann fürchtet, dass es schon bald Tote geben könnte. Eine Psychologin erklärt, was die Brandstifter grundsätzlich antreibt und wie sie ticken.
Die Brandserie zieht sich schon seit Jahren hin. Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kirchsteinbek, die auch für die Siedlung Mümmelmannsberg mit ihren knapp 19.000 Einwohnern zuständig sind, können schon gar nicht mehr zählen, wie häufig sie zu Bränden in den Hochhausschluchten gerufen worden sind. „Es gibt Tage, da passiert dort gar nichts, dann wiederum rücken wir bis zu zwei- bis dreimal am Tag zu Bränden dorthin aus“, sagt ein Feuerwehrmann zur MOPO.
Hamburg-Billstedt: Drei Brände binnen einer Stunde
So auch am Samstagabend. Gegen 18.35 Uhr kommt der erste Alarm: In der Straße Mümmelmannsberg brennen Müllcontainer in einem Verschlag lichterloh – direkt vor einem Hochhaus. Giftiger Qualm steigt auf und zieht in das Treppenhaus. Den Brand bringen die Retter rasch unter Kontrolle.
Wenig später der nächste Feueralarm, nur 50 Meter weiter: Auch in der Max-Pechstein-Straße brennt ein Müllcontainer. Um 19.40 Uhr, die Retter sind gerade wieder in der Wache, werden sie erneut zu einem Brand gerufen. Wieder in der Straße Mümmelmannsberg. Diesmal brennt ein einzelner Container.
Ob es um Polizei-Razzien, Großbrände, Sturmfluten oder schwere Unfälle auf den Autobahnen geht: Polizei und Feuerwehr sind in Hamburg und im Umland rund um die Uhr im Einsatz. Die MOPO-Reporter behalten für Sie den Überblick und liefern Ihnen die wichtigsten Blaulicht-Meldungen von Montag bis Samstag bequem per Mail ins Postfach.
Hier klicken und die MOPO Blaulicht-News kostenlos abonnieren.
Glücklicherweise wurde bei den Bränden am Samstag niemand verletzt. Das war jedoch am 16. November 2020 der Fall: Im Keller eines Hochhauses, in dem auch die Tagesstation eines Pflegedienstes untergebracht ist, wurde gezündelt. Die Feuerwehr gab Großalarm und rettete mehrere Bewohner. Sechs Menschen kamen verletzt in eine Klinik. Erst nach Stunden konnte Entwarnung gegeben werden.
Feuerteufel zündelt in Billstedt seit 2019
Auch 2019 zündelte der Feuerteufel massiv. Neben mehreren Müllcontainern brannte es am 3. Oktober auch in einem Keller in der Max-Pechstein-Straße. Die Feuerwehr rettete mehrere Bewohner vor giftigem Qualm, der die Treppenhäuser hochzog. Mehrere Streifenwagen fahndeten im Umfeld der Brandorte vergeblich nach dem Täter.
„Die Treppenhäuser in Hochhäusern sind wie Kamine. Der giftige Brandrauch steigt bis in die oberen Etagen hoch. In den Hochhäusern kommen wir mit den Leitern nicht hoch in die oberen Etagen, um Menschen zu retten. Es ist reines Glück, dass es noch keine Toten gab“, sagt ein Retter der MOPO.
Das könnte Sie auch interessieren: Fünf Brände in fünf Tagen – Feuerteufel von Mümmelmannsberg wieder aktiv?
Was treibt Menschen an, über Jahre hinweg Brände zu legen und damit das Leben anderer zu gefährden? Laut Psychologin Rebecca Bondü gibt es unterschiedliche Motive. „Im Fall der Jugendlichen wäre das Motiv Vandalismus. Dann gibt es die Brandstifter, die sich an jemandem rächen wollen. Sie zünden etwa Nachbars Auto an oder seinen Kellerverschlag, etwas, was hier in Berlin recht häufig vorkommt. Eine dritte Gruppe sind Täter, die unter einer Psychose leiden. Und dann gibt es die, die das Feuer lieben, seinen Geruch, die Hitze“, sagte sie im „Spiegel“.
Brandstifter sind eher Männer als Frauen
Immer wieder käme es außerdem vor, dass Feuerwehrleute selbst einen Brand legen, so die Psychologin. „Diese Täter wollen sich hervortun, Bewunderung erhalten. Das Löschen eines Brandes ist auch ein Gemeinschaftserlebnis, das den Zusammenhalt der Gruppe stärkt. Auch die Freude am Löschen kann deshalb ein Motiv sein“, so die Psychologin in dem Internview. Generell seien Brandstifter eher Männer als Frauen, meist Alleinstehende. Eher seien es außerdem Menschen mit wenig Bildung und psychischen Problemen.
Auch am Samstagabend war die Polizei erneut mit mehreren Streifenwagen im Einsatz. Die Beamten gehen von Brandstiftung aus, konnten aber keine Täter fassen. Das zuständige Kommissariat ermittelt zusammen mit dem für Branddelikte zuständigen Landeskriminalamt (LKA) mit Hochdruck. Seit Mitte November sitzt bereits ein 81-Jähriger in Untersuchungshaft, dem drei Taten nachgewiesen wurden und dem mehr als zehn weitere Feuer angelastet werden.