Illegale Betten in der Billstraße: Die gefährlichen Schrottplatz-Schlafplätze
Dass an der Billstraße (Rothenburgsort) mit Schrott gehandelt wird, ist nichts Neues. Seit dem verheerenden Brand an Ostern offenbarten sich dort aber noch sehr viel schlimmere Zustände: Menschen leben dort zwischen Schrott, teilweise mit acht Personen in kleinen Zimmern – und ohne Hilfe bei Gefahr. Am Mittwoch rückte eine neue „Task Force“ zu einer Kontrolle an die Billstraße aus.
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Dass an der Billstraße (Rothenburgsort) mit Schrott gehandelt wird, ist nichts Neues. Seit dem verheerenden Brand an Ostern offenbarten sich aber noch sehr viel schlimmere Zustände: Menschen leben dort zwischen Schrott, teilweise mit acht Personen in kleinen Zimmern – und ohne Ausweg bei Gefahr. Am Mittwoch rückte eine neue „Task Force“ zu einer Kontrolle an die Billstraße aus.
Sie wohnten teilweise schon seit Monaten in den viel zu kleinen Zimmern, in denen meist nur Betten standen. Ihr Hab und Gut waren einzelne Taschen oder kleine Rollkoffer. Kräfte des Bezirksamts Hamburg-Mitte, der Polizei, Feuerwehr und anderer Ämter, die bei dem Einsatz unterstützten, führten die Bewohner raus auf die Straße – vorbei an alten und rostigen Kühlschränken.
Menschen leben illegal in den Billstraßen-Objekten
Der Aufenthalt der Menschen dort war illegal, denn das Wohnen im Industriegebiet ist nicht erlaubt. Dazu war das Leben auch potenziell lebensgefährlich: In den meisten Objekten gab es keine Flucht- und Rettungswege, bei Gefahr oder einem Feuer wären die Menschen eingekesselt gewesen, vor allem wegen der vielen potenziell brennbaren Gegenstände, die sich vor den Türen stapeln. Die entsprechenden Objekte wurden sofort versiegelt, das Amt sprach eine sogenannte Nutzungsuntersagung aus.
Die „Task Force“ – mit 90 Kräften vier Stunden im Einsatz – kontrollierte insgesamt acht Objekte und 101 Menschen. Fördern und Wohnen bot Ersatzunterkünfte an, aber nur fünf Betroffene machten von dem Angebot Gebrauch, sagt Einsatzleiter Joscha Heinrich vom Bezirksamt Hamburg-Mitte.
Gegen einige werde zudem wegen umweltrechtlicher Verstöße ermittelt. Es gehe um die unerlaubte Einleitung von Abwasser in die Bille, vermutlich aus Sanitäranlagen.
Auch gegen die Vermieter wird nun ermittelt: Nach MOPO-Informationen sollen sie die Zimmer höchst professionell angeboten haben, teilweise mit Schlüsselkasten wie bei Ferienwohnungen häufig üblich. Pro Person sollen sie 18 Euro die Nacht genommen haben. Mit einem voll belegten Zimmer machten sie so mehrere Tausend Euro im Monat.
Ein äußerst lukratives Geschäft mit Menschen aus der untersten sozialen Schicht. Meistens sind es illegale Arbeiter aus Osteuropa, die sich nicht einfach etwas anderes suchen können. Einsatzleiter Joscha Heinrich kündigte bereits am Mittwochabend weitere Einsätze dieser Art an.
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Ausschlaggebend für die Gründung der „Task Force“ war der Brand am Ostermontag, der erst nach Tagen gelöscht war: Dabei wurden im Laufe des Einsatzes erhebliche Mängel in verschiedenen Bereichen sichtbar, daneben auch die illegale Vermietung von Zimmern, aus denen zahlreiche Menschen gerettet werden mussten.