Hunderte falsche Notrufe am Tag: Wie eine Android-Funktion die Feuerwehr belastet
508.000 Mal schrillten im vergangenen Jahr die Telefone in der Hamburger Einsatzzentrale. Damit setzte knapp ein Viertel der Hamburger Bevölkerung einen Notruf ab. Ein absoluter Rekord. Die Leitstelle ist damit bereits schwer ausgelastet. Nun sorgt eine fehlerhafte Android-Funktion dafür, dass die Beamten noch mehr zu tun haben: Es landen täglich hunderte weitere, unnötige „Hosentaschen-Notrufe“ in der Zentrale, wie die MOPO erfuhr.
508.000 Mal schrillten im vergangenen Jahr die Telefone in der Hamburger Einsatzzentrale. Damit setzte knapp ein Viertel der Hamburger Bevölkerung einen Notruf ab. Ein absoluter Rekord. Die Leitstelle ist damit bereits schwer ausgelastet. Nun sorgt eine fehlerhafte Android-Funktion dafür, dass die Beamten noch mehr zu tun haben: Es landen täglich hunderte weitere, unnötige „Hosentaschen-Notrufe“ in der Zentrale, wie die MOPO erfuhr.
Die Anrufe werden automatisch und ohne Zutun der Smartphone-Benutzer abgegeben. Einige Leitstellen berichten gar von einer Verdoppelung des Anteils an Fehlanrufen im Vergleich zum vergangenen Jahr. Ein Leitstellen-Beamter zur MOPO: „Das ist wirklich unbeschreiblich nervig.“
Falsche Notrufe: Nicht nur in Hamburg ein Problem
Nicht nur in Hamburg kämpft die Leitstelle mit der Problematik, hier haben Fehlanrufe stark zugenommen, so ein Sprecher der Innenbehörde, der auf Nachfrage die Lage bestätigt. Informationen von Leitstellen aus dem Ausland und Recherchen im Internet hätten dazu die Erkenntnis gebracht, dass es sich um „ein weltweites Problem“ handelt.

Eine genauere Analyse habe schließlich ergeben, dass das im Herbst des vergangenen Jahres erschienene Update „Android 13“ ursächlich für das Problem sei. Der Sprecher: „In dem Update sind verschiedene Funktionen enthalten, die es den Nutzenden erleichtern sollen, einen Notruf auszulösen. Die eigentlich gut gemeinten Funktionen sorgen leider dafür, dass Notrufe sehr oft versehentlich ausgelöst wurden.“ Beamte der Leitstellen im Norden sprechen da schlicht von „Notrufen aus der Hosentasche“; man höre das Rascheln, wenn man den Anruf annehme, und dass der Anrufer gar nichts von dem Notruf mitbekommen habe, der schon bei schlichten Bewegungen ausgelöst wurde.
Je nach Handy-Hersteller wurden die Updates direkt oder mit einigen Wochen oder sogar Monaten Verzögerung an Nutzer verteilt, so dass sich die Fehlanruf-Problematik vor allem in den vergangenen Wochen deutlich bemerkbar machte. Besonders betroffen wegen ihrer starken deutschlandweiten Verbreitung: Handys der Marke Samsung.
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Das Problem sei bereits an Samsung und an Google (beide führen Smartphones mit Android-Betriebssystemen) herangetragen worden, so der Sprecher. „Beide Hersteller haben reagiert und vor wenigen Tagen ein Update bereitgestellt, das die Fehlanruf-Problematik beheben soll.“ Bis aber das Update auf allen Endgeräten installiert worden ist, könne es einige Zeit dauern. „Laut Aussage der Hersteller sollte ein Rückgang der Fehlanrufe aber noch in diesem Monat in den Leitstellen deutlich sichtbar werden.“
Notrufe aus Versehen: Das sagt Samsung dazu
Das bestätigt auch Samsung auf eine entsprechende MOPO-Anfrage. Eine Sprecherin: „Das Software-Update soll das versehentliche Absetzen von Notrufen verhindern. Wir empfehlen Kunden, ihre Geräte auf Updates zu prüfen und die aktuellste Version zu updaten.“