Diebischer Feuerwehrmann sitzt seit Jahren zu Hause – bei vollem Gehalt
Seine kriminelle Energie war offenbar ausgeprägter als sein abgelegter Amtseid: Jahrelang stahl ein Feuerwehrmann an Hamburger Wachen Material und Werkzeug – Geräte, die für die Rettung von Menschen eingesetzt werden sollten. Sein Geltungsdrang ließ ihn schließlich auffliegen, nach einem tränenreichen Auftritt kassierte er eine hohe Strafe. Zugleich wurde er vom Dienst freigestellt. Sein Gehalt bezieht er jedoch seit Jahren munter weiter. Wie kann das sein?
Seine kriminelle Energie war offenbar ausgeprägter als sein abgelegter Amtseid: Jahrelang stahl ein Feuerwehrmann an Hamburger Wachen Material und Werkzeug – Geräte, die für die Rettung von Menschen eingesetzt werden sollten. Sein Geltungsdrang ließ ihn schließlich auffliegen, nach einem tränenreichen Auftritt kassierte er eine hohe Strafe. Zugleich wurde er vom Dienst freigestellt. Sein Gehalt bezieht er jedoch seit Jahren munter weiter. Wie kann das sein?
Den heute 44-Jährige Oberbrandmeister beschrieben Kollegen als stets hilfsbereiten Kameraden. Neben seinem Beruf als Retter betrieb er im Kreis Herzogtum Lauenburg als genehmigte Nebentätigkeit ein Baumpflege-Unternehmen. Hier verdiente sich der eine oder andere Kollege an freien Tagen etwas hinzu.
Diebstahl bei der Feuerwehr: Plötzlich fehlte Werkzeug
Über das umfangreiche Equipment staunten alle. Dass Teile davon von den Wachen gestohlen wurden, ahnte niemand. Erst als der Oberbrandmeister mit einer sehr teuren Errungenschaft prahlte, kam man ihm auf die Schliche.
Rückblende: Ab 2016 fiel den Rettern der Feuerwache 25 (Billstedt) immer wieder auf, dass auf den Löschfahrzeugen Werkzeug fehlte. In einem Fall bemerkten die Kräfte dies sogar erst an der Einsatzstelle, als sie eine Flex benötigten, um ein Tier zu retten. Misstrauen machte sich unter den Kollegen breit – aber Verdächtige gab es keine.
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Das änderte sich, als der 44-Jährige an die Wache 23 (Barmbek) wechselte. Auch hier fehlte plötzlich das eine oder andere Werkzeug. Schließlich war sogar eine Tauchausrüstung weg. Dann beging der Oberbrandmeister einen Fehler: Er prahlte vor den Kollegen mit der Anschaffung eines teuren Kernbohrers.
In diesem Moment sollen bei dem Wachleiter alle Alarmglocken geschrillt haben. Erst wenige Tage zuvor war der Löschzug zu einem Notfall auf eine Baustelle gerufen worden. Mit im Einsatz: der 44-Jährige. Und noch am selben Tag erstattete der Bauleiter bei der Polizei Anzeige, weil eine teure Kernbohrmaschine gestohlen worden war.
Schnell konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Feuerwehrbeamten. Ermittler durchsuchten Privaträume des Verdächtigen – und fanden Werkzeuge im Wert von mehr als 12.000 Euro. Darunter Geräte, die von den Löschfahrzeugen gestohlen worden waren – und der Kernbohrer von der Baustelle. Viele Werkzeuge konnten den Diebstählen auf den Wachen zugeordnet werden, etwa die im Haus des Verdächtigen aufgefundene Tauchausrüstung.
Hamburg: Prozess gegen diebischen Feuerwehrmann
In einem 2019 am Amtsgericht Barmbek geführten Prozess gegen den diebischen Feuerwehrmann gab sich dieser reumütig und gestand die Taten unter Tränen. Das Urteil: zehn Monate Haft auf Bewährung. Die Feuerwehr stellte den Mann vom Dienst frei.
Seit nunmehr fünf Jahren arbeitet der Mann nicht mehr – und das bei vollen Bezügen. Bemühungen, das Beamtenverhältnis zu beenden, hätten laut Gesetz erst Aussicht auf Erfolg, wenn Strafen von mindestens zwölf Monaten ausgesprochen werden.
Auf MOPO-Nachfrage dazu verweist das Personalamt des Senats dazu auf die rechtlichen Rahmenbedingungen aus dem Hamburgischen Disziplinargesetz sowie aus dem Beamtenstatusgesetz und dem Hamburgischen Beamtengesetz. Zum vorliegenden Fall wollte man aufgrund des zu wahrenden Personaldatenschutzes keine Angaben machen.
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Nach MOPO-Informationen ist der Beamte inzwischen weit aus Hamburg weggezogen. Er würde laut eines Ex-Kollegen immer noch gerne in den Feuerwehrdienst zurück. Doch in den Jahren seiner Freistellung sind alle Ausbildungen und Befähigungsnachweise abgelaufen. Für eine Stellungnahme war der ehemalige Feuerwehrmann nicht zu erreichen.