Schon als Kleinkind gewalttätig: Neue Details zum „gefährlichsten Hamburger“ (14)
Ein erst 14-Jähriger gilt bei den Sicherheitsbehörden als derzeit gefährlichste Person in Hamburg. Er saß bis vor Kurzem in U-Haft, weil er versucht haben soll, einen Gleichaltrigen zu töten – doch die Richterin glaubte dem Hauptbelastungszeugen nicht. Davor hatte er bereits mehrere Male sadistische Gewalttaten begangen. Unterbringungen in Einrichtungen mit psychiatrischer Betreuung scheiterten. Nun gibt es neue verstörende Details: Erstmals auffällig wurde der Jugendliche demnach bereits als Kleinkind.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Ein erst 14-Jähriger gilt bei den Sicherheitsbehörden als derzeit gefährlichste Person in Hamburg. Er saß bis vor Kurzem in U-Haft, weil er versucht haben soll, einen Gleichaltrigen zu töten – doch die Richterin glaubte dem Hauptbelastungszeugen nicht. Davor hatte er bereits mehrere Male sadistische Gewalttaten begangen. Unterbringungen in Einrichtungen mit psychiatrischer Betreuung scheiterten. Nun gibt es neue verstörende Details: Erstmals auffällig wurde der Jugendliche demnach bereits als Kleinkind.
Die Behörden halten den Jugendlichen für hochgefährlich. Laut Experten benötigt er dringend psychologische Betreuung – doch die ist nicht in Sicht. Geschlossene Jugendheime gibt es in Hamburg nicht mehr. Andere Bundesländer lehnten die Aufnahme in Einrichtungen mit psychiatrischer Fachbetreuung ab. Zu gefährlich, hieß es.
Mehrere Beamte observieren den Jungen bei seinen Ausflügen
Und so blieb bislang nur eine Unterbringung im Haus des Kinder- und Jugendnotdienstes in der Feuerbergstraße (Alsterdorf) übrig. Doch hier kann der Junge ungehindert ein- und ausgehen. Bis 2008 gab es dort eine geschlossene Abteilung. Die wurde aber nach massiver Kritik geschlossen.
Um das Gefahrenpotenzial, das von dem 14-Jährigen ausgeht, zu minimieren, wird er rund um die Uhr observiert. Wenn er das Haus verlässt, heften sich mehrere zivile Polizisten an seine Fersen.
Straffälliger Teenager in Hamburg: Polizei macht verstörende Beobachtungen
Dabei machten die Beamten verstörende Beobachtungen. Immer wieder soll er Eltern mit Kindern angesprochen haben. In Supermärkten beobachteten die Polizisten, wie er Verpackungen mit Kinderbildern darauf abgeleckt haben soll. An warmen Tagen halte er sich häufig in der Nähe von Kinderplanschbecken auf und beobachte unbekleidete Kinder.
Weil diese Dinge zwar beunruhigend, aber nicht strafbar waren, konnten die Beamten nicht einschreiten. „Wir sind zum Zusehen verdammt. Solange, bis er irgendwann mal strafbare Handlungen begeht“, sagt ein Polizist zu MOPO.
Gewaltfantasien schon in jungen Jahren
Fantasien über Gewalt an Kindern ziehen sich schon durch das ganze Leben des Jungen. Nach MOPO-Informationen soll er bereits im Alter von erst vier Jahren erstmals auffällig geworden sein. Er soll Gleichaltrige gewürgt und mit Gegenständen verletzt haben.
Kurz darauf wurde er nach MOPO-Informationen aus seiner Familie genommen. In der Folgezeit wurde die Unterbringung in Heimen und anderen Einrichtungen häufig gewechselt. Niemand kam mit dem Jungen klar.
Im August vergangenen Jahres landete er schließlich kurze Zeit in U-Haft. Er soll am Rübenkamp einen Gleichaltrigen gefesselt und versucht haben, diesen mit einer Folie zu ersticken. In der U-Haft soll er sich gegenüber weiblichen Beamten entkleidet haben und mit sexueller Motivation übergriffig geworden sein. Weil eine Richterin dem Opfer beim Prozess nicht so richtig glauben wollte, kam der 14-Jährige wieder auf freien Fuß.
Kinderheim Feuerbergstraße: Familien in der Umgebung in Sorge
Familien mit Kindern, die in der näheren Umgebung des Jugendheims Feuerbergstraße leben, sind seither in großer Sorge. „Viele gehen nicht mehr alleine mit ihren Kindern spazieren, sondern organisieren sich in Gruppen“, sagt ein Anwohner zur MOPO.
Das könnte Sie auch interessieren: Spielplatz seit anderthalb Jahren gesperrt – warum darf hier niemand toben?
Nun beschäftigen sich mehrere Hamburger Behörden mit dem Jugendlichen. Auf einer turnusgemäßen Sitzung der Staatsräte für Soziales, Schule, Justiz und Inneres sei über ein sogenanntes Obachtverfahren nach dem Konzept „Handeln gegen Jugendgewalt“ gesprochen worden, sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Wolfgang Arnhold, am Dienstag.
Experte für Jugendgewalt: „Junge braucht spezielle Obhut“
Jens Mollenhauer (59), Autor eines Buches über Jugendgewalt und Sprecher des Bundesnetzwerks für Zivilcourage ist entsetzt. Das Verhalten des Jungen durch geeignete Maßnahmen zu regulieren, scheiterte bislang offenbar daran, dass es keine geeignete Unterbringung für ihn gäbe. „Es bringt nichts, den Jungen von Einrichtung zu Einrichtung zu verlegen. Es bedarf umgehend langfristiger und fachkompetenter Hilfe in spezieller Obhut, sonst ist der Junge verloren.“