Hamburgs brutalster Rocker-Krieg: Was wurde eigentlich aus den Mongols?
Ihre Überlebensdauer in Hamburg war kurz, aber sie hinterließen Eindruck – wenn auch keinen positiven: Ein gutes Jahr lang waren die Mongols Mitte der 2010er Jahre in unserer Stadt relevant und versuchten, mit größter Brutalität Einfluss vor allem auf dem Kiez zu nehmen. Sie waren keine typische Motorradgang, ihre Mitglieder besaßen nicht einmal einen Motorradführerschein. Die Mongols wollten in der Unterwelt ganz nach oben – und scheiterten krachend. Was wurde aus ihnen? Und was machen die Ex-Rocker heute?
Ein provisorisch umgebauter Schweinestall – das war die Zentrale der Mongols auf einem kleinen Hof in Groß-Moor (Landkreis Harburg). Ihr Chef: Erkan U., der sich „Erkan Ex“ nennen ließ und sich als brutaler Rocker verkaufte. Kein muskelbepackter Mann, eher eine hagere Gestalt mit stechenden Augen.
Ihre Überlebensdauer in Hamburg war kurz, aber sie hinterließen Eindruck – wenn auch keinen positiven: Ein gutes Jahr lang waren die Mongols Mitte der 2010er Jahre in unserer Stadt relevant und versuchten, mit größter Brutalität Einfluss vor allem auf dem Kiez zu nehmen. Sie waren keine typische Motorradgang, ihre Mitglieder besaßen nicht einmal einen Motorradführerschein. Die Mongols wollten in der Unterwelt ganz nach oben – und scheiterten krachend. Was wurde aus ihnen? Und was machen die Ex-Rocker heute?
Ein provisorisch umgebauter Schweinestall – das war die Zentrale der Mongols auf einem kleinen Hof in Groß-Moor (Landkreis Harburg). Ihr Chef: Erkan U., der sich „Erkan Ex“ nennen ließ und sich als brutaler Rocker verkaufte. Kein muskelbepackter Mann, eher eine hagere Gestalt mit stechenden Augen.
In der Hochphase seiner Bande im Jahr 2015 hatte er eine klare Ansage unter beide Augen tätowiert: „MFFM“ stand dort, die Abkürzung für „Mongols Forever – Forever Mongols“.
Rocker-Krieg in Hamburg: Das wurde aus den Mongols
Erkan U. startete seine kriminelle Karriere 2013 im Kiez-Laufhaus „Eros Center“. Sein Boss war der albanische „Pate von St. Pauli“, wie Sefadin „Sefi“ L. medial damals gern betitelt wurde. Doch mit ihm verscherzte es sich „Erkan Ex“ – in Milieu-Kreisen heißt es, dass er Huren gegen L. aufstacheln wollte: Sie sollten ihn bei der Polizei verpfeifen. Auch mehr Mitspracherecht soll U. gefordert haben.
„Erkan Ex“, dem damals übermäßiger Kokain-Konsum nachgesagt wurde, wurde von „Sefi“ daraufhin mit einem Kiez-Verbot belegt. Und das nahm U. offenbar tatsächlich auch ernst.
Ganz abwimmeln lassen wollte sich Erkan U. aber nicht. Im Gegenteil: Er holte zum Gegenschlag aus und versammelte um sich einige Männer aus „Sefis“ Gruppe. Sein Ziel: den Kiez aufzumischen und die Macht zu übernehmen. Und zwar von den Hells Angels, die laut Polizei mit Prostitution, Drogen und Hehlerei damals wie heute die Fäden auf dem Kiez in der Hand halten sollen.
„Eine Handgranate reicht nicht, um mich auszulöschen“
Erkan U.s Plan: Er wollte in Hamburg ein „Chapter“, also eine Zweigstelle, des US-amerikanischen „Mongols Motorradclubs (Mongols MC)“ eröffnen. Dafür soll „Erkan Ex“ einem Bremer Clan, der die Rechte zur Erteilung einer Zulassung hatte, 100.000 Euro gezahlt haben – ähnlich wie im Franchise-Verfahren. Der „Mongols MC“ war 1969 im kalifornischen Montabello gegründet worden, weltweit gibt es rund 1000 Vollmitglieder.
In der Tat versuchten Anfang 2015 anschließend Mongols, in Hamburg Fuß zu fassen und die Macht der Hells Angels zu untergraben. Monatelang gab es Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Rockern mit Schießereien auf offener Straße, Messer-Attacken, Prügeleien. Der Konflikt spitzte sich zu einem regelrechten Krieg zu, Erkan U. goss mit regelmäßigen Postings in den sozialen Netzwerken wiederholt Öl ins Feuer.
Brutaler Höhepunkt: Auf Erkan U. beziehungsweise seinen Lamborghini wurde ein Handgranaten-Anschlag verübt, den der selbsternannte Rocker-Boss laut Mongols-Insidern aber selbst inszeniert haben soll.
So soll Erkan U. anonym auch einmal die Polizei gerufen haben, um sich medial vor Pressefotografen im Clinch mit den Beamten zu zeigen. Auf Facebook schrieb er damals: „Eine Handgranate reicht nicht, um mich auszulöschen.“
Zu diesem Zeitpunkt war „Erkan Ex“ längst permanent im Visier der Polizei: Wenige Wochen vor dem Anschlag hatten Polizisten in einer spektakulären Aktion Blendgranaten gezündet, um U. in seinem Penthouse in Hoheluft festzunehmen.
Arash R. lieferte sich weiter Machtkämpfe mit den Rivalen
Im Frühjahr 2016 hätte man denken können, der Krieg der Rocker sei beendet: Die rund 25 Mann starke Mongols-Truppe löste sich langsam aber sicher auf. Zu dem Zeitpunkt gehörten unter anderem Reza J., Memo T., Alex M., Kevin S., Gökhan Ü., Hidi G. und Arash R. zum Hamburger Chapter.
Arash R. wollte oder konnte sich mit dem unrühmlichen Ende der Mongols allerdings offenbar nur schwer abfinden. Er lieferte sich weiter unerbittliche Machtkämpfe mit den Rivalen, soll unter anderem die rechte Hand von „Hells-Angels“-Boss Dari F. verprügelt haben.
Daraufhin wurde auf Arash R. und seine Freundin Lisa S. im Elternhaus des Mongols-Rockers mehrfach geschossen. Beide überlebten schwer verletzt.
Rund zwei Jahre später, im August 2018 – die Mongols waren da eigentlich schon gar kein Thema mehr – trafen dann Dari F. Schüsse: Er saß am Millerntorplatz in seinem weißen Bentley, als aus einem neben ihm an der Ampel stehenden Auto gefeuert wurde. Arash R. soll den Anschlag in Auftrag gegeben und einen Schützen aus Osteuropa dafür angeheuert haben. R. sitzt seit seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft im Knast.
Ehemaliger „Mongols“-Boss: Das wurde aus Erkan U.
Zu dem Zeitpunkt war Erkan U. bereits in die Türkei abgeschoben. Ein Gericht hatte ihn wegen illegalen Waffen- und Drogenbesitzes verurteilt. Vor Gericht hatte er sich demütig gezeigt, sein „MFFM“-Tattoo im Laufe des Prozess entfernen lassen. Es sei „bedrückend“ gewesen, sagte er dem Richter damals. Auch seine Koks-Sucht bekam er in den Griff, hieß es.
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In den Jahren danach war Erkan U. noch auf Facebook aktiv, kündigte eine „Rückkehr“ an, posierte mit Langwaffen, sagte aber, er hätte sich komplett von den Mongols losgesagt. Er lebt zurückgezogen – und bislang gesetzestreu. Er soll zudem eine Menge Geld aus seinen Kiez-Zeiten gehortet haben.
Nach Ende der „Mongols“: So ging es für die übrigen Ex-Mitglieder weiter
Rund um das Ende der Mongols versuchte zeitweise auch Reza J., die Zügel zu übernehmen. Er geriet immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz – einmal holten Polizeibeamte ihn mit einem Panzer aus seiner Wohnung.
Auch Memo T. mischte zunächst weiter im Rotlicht mit. Kevin S. hatte sich bei seiner Freundin versteckt, wollte sie – so heißt es – in die Prostitution zwingen. Hidi G. flüchtete aus der Stadt und wurde nie wieder gesehen. Alex M. soll nach seinem „Mongols“-Intermezzo nun bei einer Gruppe von „Höllenengel“-Supportern aktiv sein.
Einer aus der Mongols-Truppe kehrte der Unterwelt übrigens gänzlich den Rücken zu – und arbeitet nun als Reinigungskraft in einem Sportstudio.