Extreme Methode: Klima-Blockierer verstümmeln sich selbst – um Verfolgung zu entgehen
Im Rahmen des Klima-Camps gab es in Hamburg zahlreiche friedliche Protestaktionen – aber auch welche, bei denen es zu Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizisten kam: Pfefferspray-Einsatz, besetzte Bahngleise, viele Verletzte auf beiden Seiten. Und: Zur Bilanz gehören auch mehr als 500 mögliche Straftäter, die nicht zu identifizieren sind – weil sich viele der Aktivisten im Voraus selbst verstümmelt haben.
Früher war es üblich, dass Aktivisten sich die Fingerkuppen zerkratzten oder abklebten, ehe sie loszogen. Heute gehen einige offenbar noch weiter: So sollen sie sich nach neuesten Erkenntnissen der Polizei die Kuppen mit einem Messer oder Skalpell zerschneiden, aufritzen und dann die offenen Stellen mit Sekundenkleber auffüllen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Im Rahmen des Klima-Camps gab es in Hamburg zahlreiche friedliche Protestaktionen – aber auch welche, bei denen es zu Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizisten kam: Pfefferspray-Einsatz, besetzte Bahngleise, viele Verletzte auf beiden Seiten. Und: Zur Bilanz gehören auch mehr als 500 mögliche Straftäter, die nicht zu identifizieren sind – weil sich viele der Aktivisten im Voraus selbst verstümmelt haben.
Früher war es üblich, dass Aktivisten sich die Fingerkuppen zerkratzten oder abklebten, ehe sie loszogen. Heute gehen einige offenbar noch weiter: So sollen sie sich nach neuesten Erkenntnissen der Polizei die Kuppen mit einem Messer oder Skalpell zerschneiden, aufritzen und dann die offenen Stellen mit Sekundenkleber auffüllen.
Einige verbrennen sich auch die Fingerspitzen, „um so einer Identitätsfeststellung zu entgehen“, sagt ein Polizeisprecher.
Hamburg: Klima-Camper verätzen sich die Fingerkuppen
Während des Hamburger Klima-Camps führte die Polizei knapp 540 sogenannte identitätssichernde Maßnahmen, aus, nachdem Aktivisten Gleise, Bahnanlagen oder auch die Kattwykbrücke besetzt hatten. Nach MOPO-Informationen aber konnten nicht einmal zehn Prozent von ihnen identifiziert werden.
Ausweise haben die Aktivisten ohnehin nicht dabei. Und wegen der verstümmelten Kuppen nütze es auch nichts, die Fingerabdrücke der ausweislosen Festgenommenen zu nehmen, die Namen genauso wenig nannten wie Herkunft oder Wohnanschrift, so der Sprecher. Die Folge: Viele der vorläufig Festgenommenen mussten wieder freigelassen werden.
Maximal zwölf Stunden habe die Polizei Zeit, „eine freiheitsentziehende Maßnahme zur Identifizierung der Person durchzuführen“, so der Polizeisprecher. Wollen die Beamten eine Person länger bei sich behalten, muss eine gerichtliche Erlaubnis eingeholt werden.
Die wurde während des Klima-Camps aber abgelehnt, wie die MOPO erfuhr. Die Begründung: In Anbetracht der für das Gericht eher weniger schweren Straftaten wie Nötigung oder Sachbeschädigung sei die verlängerte Festsetzung nicht verhältnismäßig.
Das könnte Sie auch interessieren: Klima-Protest: Schienen und Köhlbrandbrücke besetzt – Wasserwerfer im Einsatz
Statt die Festgenommen weiter festzuhalten, wurde jede Person fotografiert. Diese Aufnahmen schickten die Beamten dann an die Kollegen im ganzen Bundesgebiet und auch ins Ausland, beispielsweise nach Italien. Erfahrungsgemäß seien die Leute schon woanders aufgefallen, sagt ein Beamter.
GdP: „Wer friedlich demonstriert, braucht keinen Kleber“
„Wer friedlich demonstriert, braucht keinen Sekundenkleber an den Fingern“, kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Wir reden dann nicht von Aktivisten, wir reden dann von potentiellen Straftätern“, so Hamburgs GdP-Vize Lars Osburg. Er sagt auch, dass seitens der Politik die Rolle sozialer Netzwerke bei der Verabredung und Begehung von Straftaten weiter „deutlich“ unterschätzt werde. Hinzu kämen „manipulierte Videoaufnahmen“ von Einsätzen, die anonym im Netz auftauchten, „um den Hass auf meine Kolleginnen und Kollegen und den Rechtsstaat zu schüren“.
Vor allem bei der Räumung der Kattwykbrücke kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Die Polizei ging mit Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern vor. Ob zunächst seitens der Aktivisten Pfefferspray benutzt wurde, wie die Polizei sagt, ist umstritten. Die Aktivisten sprechen von Willkür, die Polizei von abwehrenden Maßnahmen.