Santa Fu: Haben Dealer „Säurefass-Mörder“ Lutz R. als Drogenkurier rekrutiert?
Die ganz Großen der Hamburger Drogenszene machen wohl auch in Haft weiter Geschäfte. Vor allem in der JVA Fuhlsbüttel, bekannt als „Santa Fu“. Ein ehemals Beteiligter, der für eine Bande schmuggelte, hat jetzt gegen seine früheren Kumpanen ausgesagt: Kokain und Gras sollen die Beschuldigten im Angebot gehabt haben. Für die Weitervergabe der Drogen verantwortlich gewesen sein soll auch ein Mann, dessen Verbrechen so grausam waren, dass sie gerade in einer Schock-Serie verfilmt worden sind – der „Säurefass-Mörder“.
Die ganz Großen der Hamburger Drogenszene machen wohl auch in Haft weiter Geschäfte. Vor allem in der JVA Fuhlsbüttel, bekannt als „Santa Fu“. Ein ehemals Beteiligter, der für eine Bande schmuggelte, hat jetzt gegen seine früheren Kumpanen ausgesagt: Kokain und Gras sollen die Beschuldigten im Angebot gehabt haben. Für die Weitervergabe der Drogen verantwortlich gewesen sein soll auch Lutz R., mittlerweile 75 Jahre alt – bekannt geworden als „Säurefass-Mörder“.
Stechendender Blick aus kalten Augen, Schnurrbart, fettiges Haar, Vokuhila-Schnitt: Das Foto von Lutz R., das in den 90er-Jahren von der Polizei veröffentlicht wurde, zeigt einen eiskalten Mörder: Zwei Frauen entführte R., hielt sie wochenlang in einem selbst gebauten Atombunker auf seinem Grundstück am Dompfaffenweg in Rahlstedt gefangen. Er quälte, folterte, hielt das Leid seiner Opfer auf Tonbändern und Fotos fest. Schließlich zerstückelte er sie und löste ihre Leichen in Säurefässern auf, die Reste vergrub er. Anfang des Jahres erschien auf Amazon Prime eine Schock-Serie über seine Verbrechen. 1996 wurde der Kürschner (Handwerker, der Tierfelle zu Pelzbekleidung verarbeitet) zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt.
Drogenhandel in „Santa Fu“: Kronzeuge verpfeift Komplizen
Seitdem sitzt er im Gefängnis. Und in „Santa Fu“ soll Lutz R. nun zum Komplizen einer Gruppierung geworden sein, die einst draußen tonnenweise mit Drogen handelte, diesem Geschäft nun auch in Haft weiter nachgehen soll. Die Männer, gegen die die Polizei ermittelt, sind unter anderem Mehmet S. und Ismajl Z. Sie flogen auf, als der überwiegend für kriminelle Zwecke genutzte Kryptodienst „EncroChat“ von der Polizei geknackt wurde. Sie sollen Distributionswege geschaffen haben, um Häftlinge mit Drogen zu versorgen.

Lutz R. soll von Jason B. akquiriert worden sein, einem verurteilten Hochstapler, der die in Kondome gewickelten Drogen einst nach genehmigten Freigängen in gelben Überraschungseiern rektal in die Haftanstalt schmuggelte. Mittlerweile hat B. gegen seine alten Komplizen bei der Polizei ausgesagt. So kam es Anfang Mai zu der Großrazzia in „Santa Fu“.
R. soll die von Jason B. geschmuggelten Drogen an Abnehmer im Knast weitergegeben haben. Dafür versteckte er das Rauschgift in seiner Windel, die er aus gesundheitlichen Gründen trägt. So konnte R. die Ware unentdeckt am Personal vorbeischleusen. Normalerweise wird jeder Häftling kontrolliert, doch mit gewieften Tricks gelingt es Häftlingen immer wieder, Drogen zu verteilen. Eine Insider sagt: „Der Drogenhandel floriert, schon vor der Razzia war das so.“
Kurz vor der Razzia hatte es in „Santa Fu“, wie die MOPO erfuhr, eine Massenschlägerei gegeben, beteiligt gewesen sein sollen Mitglieder eben jener Drogenbande, offenbar gab es Streit mit Albanern. Die Anstaltsleitung ist nach diesem Vorfall und der Razzia extrem vorsichtig, soll sogar die Zeiten für den Einkauf freitags angepasst haben: So können die Gefangenen nur noch zwei Stunden ab 16.30 Uhr vorbestellte Waren abholen, nicht mehr wie gewohnt von 13 bis 18.30 Uhr. Der sogenannte Aufschluss hat sich somit nach hinten verschoben.
„Die tauschen alles für einen Rausch“
„Indem man die Häftlinge länger wegschließt, wollen sie den Drogenhandel eindämmen, der sich zu einem großen Teil rund um den Einkauf abspielt“, so der Insider weiter. So sollen unter anderem auch Lebensmittel gegen Drogen getauscht werden. „Die tauschen alles für einen Rausch.“
Die Justizbehörde dementiert auf Nachfrage einen Zusammenhang mit einer Massenschlägerei, spricht sogar davon, dass die Einkaufszeiten nicht reduziert beziehungsweise der Aufschluss nicht nach hinten verschoben wurde.
Das könnte Sie auch interessieren: Neue Polizei-Technik in Hamburg: Mit KI-Kameras gegen Krawallmacher
Gegen Lutz R., der über Umwege mit einer Überweisung auf sein Knast-Konto bezahlt worden sein soll, wird nun wegen Beihilfe zum Drogenhandel ermittelt, zuständig ist das LKA 62. Einen wirksamen Effekt dürfte das Verfahren aber nicht haben: Der „Säurefass-Mörder“ muss ohnehin den Rest seines Lebens im Knast verbringen.