Fentanyl-Verbreitung in Hamburg: Wie Nasenspray gegen die Zombie-Droge helfen kann
Die „Zombie-Droge“ ist auch in Hamburg angekommen. Eigentlich ist es ein stark wirkendes Schmerzmittel, doch vor allem in den USA sorgt der illegale Missbrauch des Opioids Fentanyl für Probleme. 100.000 Menschen sind innerhalb eines Jahres an den Folgen gestorben. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) will auf diese Entwicklung eine Reaktion sehen – und fordert lebensrettende Nasensprays.
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Die „Zombie-Droge“ ist auch in Hamburg angekommen. Eigentlich ist es ein stark wirkendes Schmerzmittel, doch vor allem in den USA sorgt der illegale Missbrauch des Opioids Fentanyl für Probleme. 100.000 Menschen sind innerhalb eines Jahres an den Folgen gestorben. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) will auf diese Entwicklung eine Reaktion sehen – und fordert lebensrettende Nasensprays.
„Wenige Krümel Fentanyl können zum sofortigen Tod führen. Die Polizei ist bisher nicht vorbereitet“, warnt Lars Osburg, stellvertretender Vorsitzender der GdP in Hamburg. Worauf er anspielt: Bei einem Projekt der Deutschen Aidshilfe wurden in 17 Drogenkonsumräumen über sechs Monate Schnelltests auf Fentanyl angeboten, darunter auch im Hamburger „Drob Inn“. Konsumenten konnten so ihr Heroin testen lassen. Die Droge wird häufig mit Fentanyl gestreckt.
Naloxon – ein „unentbehrliches Arzneimittel“
Hamburg landete mit elf Prozent der rund 250 Proben den höchsten Anteil positiver Fentanyl-Nachweise. Bei allen 1401 bundesweit untersuchten Proben lag der Schnitt bei 3,6 Prozent. Für die GdP eine beunruhigende Entwicklung – und eine, auf die man nun reagieren müsse.
„Es gibt Möglichkeiten, eine Opioid-Überdosis zu verhindern“, sagt Osburg. Eine davon: Naloxon, ein sogenannter Opioid-Antagonist und Notfallmedikament, seit 1983 in der Liste „unentbehrlicher Arzneimittel“ der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Seit 2018 ist Naloxon in Deutschland als verschreibungspflichtiges Nasenspray verfügbar. Das Mittel selbst hat keine berauschende Wirkung, es hat keinen Effekt auf Menschen, die nicht abhängig von Opioiden sind. In wenigen Minuten soll es die potenziell tödliche Atemlähmung von Opioiden aufheben.
GdP: Dieses Nasenspray kann Leben retten
Die Studienlage und die Resonanz seien laut Osburg eindeutig. „Dieses Mittel rettet Leben.“ Und je mehr Personen das Nasenspray bei sich trügen, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Überdosis „schnell geholfen wird und die betroffene Person diese überlebt“. Daher fordere er auch den Einsatz dieser Nasensprays bei der Polizei: Sie sei es, die oft zuerst am Einsatzort ist. „Hier geht es um wertvolle Zeit, in der die Polizei Leben retten kann, bevor Rettungskräfte vor Ort sind.“
Die Forderung sei in Anbetracht der Erwartung, dass Fentanyl-Konsum in Hamburg weiter zunimmt, umso wichtiger. „Der Naloxon-Gebrauch müsse aber mit einer entsprechenden medizinischen Qualifizierung einhergehen. Kollegen müssten dafür geschult, die gesetzlichen Voraussetzungen überprüft, im Zweifel geschaffen werden“, sagt Osburg. „Der Gebrauch wäre auch im Interesse der Eigensicherung.“
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Wie hoch die Dosis von Fentanyl im Heroin ist, darüber geben die Tests der Deutschen Aidshilfe keine Auskunft. Die registrierten Fentanyl-Missbrauchsfälle deuten erstmal nicht auf eine akute Gefahr hin: Erst Anfang des Jahres hatte die Hamburger Polizei ihren ersten Fall, bei dem Fentanyl eine aktive Rolle spielte. Auch die Aufgriffe des Hamburger Zolls sind überschaubar.
Trotzdem, sagt GdP-Vize Osburg, sei es nun an der Zeit, die Debatte zu führen, wie sich Einsatzkräfte vorbereiten können, „bevor wir die Frage beantworten müssen, warum nicht rechtzeitig reagiert wurde“.
Seit 2018 gilt in der Hamburger Polizei eine Handlungsanweisung bei Verdachtsmomenten im Umgang mit Fentanyl, sagte ein Sprecher der Innenbehörde zur MOPO. Aufgrund der aktuellen Erkenntnisse erfolge zurzeit eine erneute Prüfung, ob diese und die vorhandene Ausrüstung weiterhin ausreichend sind.