Entführte Kinder: Deutliche Kritik an Senat – die Sozialbehörde kontert
Noch immer fehlt jede Spur von Mirjam N. (35) und Enayatullah A. (24) Sie befinden sich laut Polizei-Angaben auf der Flucht, sollen ihre Kinder unrechtmäßig aus einem Heimfelder Kinderschutzhaus mitgenommen haben. Doch ging bei der Unterbringung alles mit rechten Dingen zu? Die Linke kritisiert den Senat scharf, spricht von einem total überlasteten Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) und von einem „Kollaps im Jugendhilfesystem“. So kontert die Sozialbehörde die Vorwürfe.
Noch immer fehlt jede Spur von Mirjam N. (35) und Enayatullah A. (24) Sie befinden sich laut Polizei auf der Flucht, sollen ihre Kinder aus einem Heimfelder Kinderschutzhaus entführt haben. Doch ging bei der behördlichen Unterbringung der kleinen Söhne alles mit rechten Dingen zu? Die Linke kritisiert den Senat scharf, spricht von einem total überlasteten Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) und von einem „Kollaps im Jugendhilfesystem“. So kontert die Sozialbehörde die Vorwürfe.
Die Mutter und der in Bottrop (NRW) lebende Partner – sie sollen kein Liebespaar mehr sein – besuchten am Mittwoch ihre Söhne in der Einrichtung am Eißendorfer Pferdeweg. Einer ihrer Söhne soll Geburtstag gehabt haben. Um kurz nach 11 Uhr sollen sie dann ungehindert das Haus verlassen haben. Ihr Aufenthaltsort seitdem: unbekannt.
Die Kinder wurden der Mutter entzogen, nachdem sie Ende Februar in ihrer Altonaer Wohnung versucht haben soll, sich mit Gas umzubringen – die Kinder sollen mutmaßlich auch anwesend gewesen sein. Die Mutter begab sich daraufhin eigenständig in eine Psychiatrie, aus der sie kürzlich entlassen wurde.
Für Sabine Boeddinghaus, Chefin der Linksfraktion, werfen die Umstände der „Entführung“ Fragen auf, wie sie in einer Pressemitteilung erklärt. Demnach werfe die nun untergetauchte Mutter dem Sozialdienst vor, dass ihr Fall aufgrund von Überlastung nicht fachgerecht behandelt worden sei. Mirjam N. hatte in einer Online-Petition geschrieben, dass sie keinerlei Hilfe vom Jugendamt erfahren habe: „Mit dem Argument, dass es zu viel Arbeit gibt, zu viele Fälle, gibt es bisher keine Rückkehrperspektive der Kinder zu uns“, so ihr Vorwurf.
Sie bekomme ihre kleinen Söhne, die von Heimweh geplagt seien, nicht mehr zurück, obwohl ihr inzwischen zwei Ärzte attestieren würden, dass sie nicht suizidal sei und auch keine Gefahr für ihre Kinder darstelle. Zudem habe ja auch der Vater das geteilte Sorgerecht und sich als vertrauenswürdig erwiesen.
Boeddinghaus nimmt die Schilderungen der Mutter in der Petition ernst, zweifelt auch die Form der Unterbringung der Kinder an: So sollen die sehr jungen Brüder in einer Gruppe gewesen sein, die eigentlich für sechs bis zwölf Jahre alte Kinder gedacht ist. Die Gruppe sei zudem durch Sicherheitspersonal überwacht. Wie konnten die Eltern von dort mit ihren Kindern flüchten?
Die Sozialbehörde sagt auf MOPO-Nachfrage, dass diese Information falsch sei. Die Kinder seien ihrem Alter entsprechend in einer Gruppe für Null- bis Sechsjährige untergebracht gewesen. Weitere Nachfragen könne man aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht beantworten, auch zu den Vorwürfen der Linken werde man sich nicht weiter äußern. Ein Sprecher sagt nur: „Inobhutnahmen in Folge von Kindeswohlgefährdungen durch den ASD folgen einem klaren und strukturierten Prozess.“
Boeddinghaus: Unverantwortlich gegenüber den Menschen
Für Boeddinghaus zeichne sich seit Monaten ein „Kollaps im Jugendhilfesystem“ ab, der vom Senat gedeckelt und heruntergespielt werde. Der Senat nenne auf Anfragen der Partei als einen der Gründe für die ASD-Überlastung die Folgen der Corona-Pandemie.
„Doch geraten Familien auf gefährliche Weise an ihre Grenzen, bedeutet dies ein oft über Monate andauerndes hilfloses Verharren innerhalb nicht funktionierender, überlasteter Strukturen“, so die Linken-Chefin. Das sei unverantwortlich gegenüber den Menschen.
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In dem Heimfelder Fall müsse die Behörde den Eltern jetzt eine Brücke bauen, damit diese Situation „nicht immer weiter eskalieren kann“, fügt Boeddinghaus ferner an. Das sei man allein schon den beiden Kindern schuldig, „die wir alle wohlbehalten in guten Händen sehen wollen“.