Durchbruch im Mordfall des jungen Boxers? Jetzt gibt es konkrete neue Spuren
Seit Sommer 2017 beschäftigt der Mord an Nachwuchsboxer Tunahan Keser die Ermittler. Der damals 22-Jährige galt wochenlang als vermisst, bis ein Lkw-Fahrer seine Leiche auf dem Rastplatz Holmmoor (Kreis Pinneberg) fand. Keser war mit mehreren Schüssen hingerichtet worden. Die Ermittler gaben nie auf, nun könnten sie vor dem Durchbruch stehen.
Seit Sommer 2017 beschäftigt der Mord an dem Hamburger Nachwuchsboxer Tunahan Keser die Ermittler. Der damals 22-Jährige galt wochenlang als vermisst, bis ein Lkw-Fahrer seine Leiche auf dem Rastplatz Holmmoor (Kreis Pinneberg) fand. Keser war mit mehreren Schüssen hingerichtet worden. Die Ermittler gaben nie auf, nun könnten sie vor dem Durchbruch stehen.
Rückblende: Am 23. Juni 2017 verschwindet das Box-Talent spurlos auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle an der Kollaustraße (Lokstedt). Am selben Abend wird sein Trainer, Ex-Profiboxer Khoren Gevor, Opfer eines hinterhältigen Anschlags. Unbekannte schießen ihm von hinten in das linke Knie, als er gerade sein Auto in Pinneberg (Kreis Pinneberg) besteigen will.
Fehleinschätzung der Polizei kostet wichtige Zeit
Die Polizei vermutet hinter dem Verschwinden von Tunahan Keser und dem Attentat auf seinen Trainer zunächst einen Disput, in dessen Verlauf der 22-Jährige auf Gevor geschossen und sich danach abgesetzt habe. Das wäre zwar eine einleuchtende Begründung für das plötzliche Verschwinden des Box-Talents – ist aber ein Trugschluss, wie sich Wochen später herausstellt.

Als ein Lkw-Fahrer am Nachmittag des 21. Juli 2017 auf dem Rastplatz eine Leiche entdeckt, ist schnell klar: Es ist der vermisste Boxer. Er war – so ergibt es später die Obduktion – am Tag seines Verschwindens auf diesem Rastplatz erschossen worden. Die Ermittlungen wurden nun mit Hochdruck geführt.
5000 Personen zum Mordfall Tunahan befragt
Bis heute wurden laut Staatsanwaltschaft Itzehoe rund 5000 Personen vorgeladen und befragt, die mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht werden oder Hinweise liefern könnten. Dadurch geriet der Kleinkriminelle Frank Lindner (58 †) in das Visier der Beamten. Der Mann saß zu dem Zeitpunkt wegen eines Überfalls auf eine Rentnerin in Horst (Kreis Pinneberg) in Haft. Bei seiner Vernehmung gesteht er, einen Auftrag für die Ermordung des Boxers erhalten zu haben. Sein Lohn: ein Kilo Kokain. Unklar ist bis heute, ob er die Tat selbst ausgeführt hat.

Dann ein Tiefschlag für die Ermittler: Bevor Lindner weitere Einzelheiten verrät, nimmt er sich in seiner Zelle das Leben. Insider wollen wissen, dass er zum Suizid getrieben wurde, mutmaßlich im Auftrag der Hintermänner. Auf dem Grundstück seines Hauses in Quickborn (Kreis Pinneberg) werden Waffen und Munition entdeckt. Darunter auch Projektile der Art, wie sie in Tunahan Kesers Leichnam gefunden wurden.
Letzte Spur führte nach Stuttgart
Ermittlungsansätze, die zu den Hintermännern führen könnten, gab es so gut wie keine mehr. Eine letzte Spur führte nach Stuttgart (Baden-Würtemberg). Dort stand ein Mann ((72) wegen Mordes an einer Rentnerin vor Gericht. Der 72-Jährige hatte 2004 in Hamburg auch den Shell-Konzern erpresst. Festgenommen wurde er 2021 in Langenhorn. Ihm konnte nachgewiesen werden, intensiven Kontakt zu Lindner gehabt zu haben. So richtig reden wollte er mit den Ermittlern aber nicht.

Die Akte Tunahan Keser wurde nie geschlossen, die Ermittlungsgruppe aber 2022 personell ausgedünnt. Bis zum Spätsommer dieses Jahres. Wie die MOPO erfuhr, hat die Polizei eine neue und personell aufgestockte Ermittlungsgruppe gebildet.
Staatsanwaltschaft bestätigt MOPO-Recherchen
Informationen der MOPO-Reporter zufolge gibt es offenbar konkrete Hinweise zu den Hintergründen des Mordes – und zu möglichen Hintermännern und Auftraggebern. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe bestätigt dies, hält sich aber aus „ermittlungstaktischen Gründen“ noch bedeckt. Auf Nachfrage antwortet ein Sprecher, dass tatsächlich eine neue Ermittlungsgruppe aufgestellt wurde. Wie sie heißt, wollte er nicht verraten.