Audi in Hamburg gestohlen: So leicht geht Autoklau – ohne Gewalt
Sie sind beide maskiert – und agieren eiskalt: Zwei Männer haben einen Audi Q5 direkt von der Auffahrt eines Einfamilienhauses in Rahlstedt gestohlen. Videoszenen, die der MOPO vorliegen, zeigen die Gauner, wie sie sich seelenruhig ans Werk machen. Die betroffene Familie ist von der Dreistigkeit erschüttert. Und: Es war nicht der einzige Autodiebstahl in dieser Nacht.
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Sie sind beide maskiert – und agieren eiskalt: Zwei Männer haben einen Audi Q5 direkt von der Auffahrt eines Einfamilienhauses in Rahlstedt gestohlen. Videoszenen, die der MOPO vorliegen, zeigen die Gauner, wie sie sich seelenruhig ans Werk machen. Die betroffene Familie ist von der Dreistigkeit erschüttert. Und: Es war nicht der einzige Autodiebstahl in dieser Nacht.
Die Uhr zeigt 4.18 Uhr. Vögel zwitschern, das Rauschen des Windes wird vom Mikro der Kamera eingefangen. Dann sieht man die beiden maskierten Männer. Sie tragen Daunenjacken und Jogginghosen, einer eine Basecap, beide haben Rucksäcke. Wie selbstverständlich gehen sie auf das Grundstück am Wittigstieg.
Täter fangen Funksignal ab und öffnen Auto
Es ist die Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni, die Nacht zu vergangenen Donnerstag. Ein Täter hält einen Apparat an die Tür des Audi. Der andere schließt den elektrischen Autoschlüssel kurz, der sich offenbar im Eingangsbereich des Hauses befindet; mit dem Gerät kann er die Funkkommunikation zwischen Auto und Schlüssel abfangen und so ein Öffnen manipulieren. Dafür hält er das Gerät einfach an die Hauswand, geht auf und ab und wartet solange, bis eine Verbindung hergestellt ist.
Danach öffnen sie das Tor der Auffahrt, steigen ein und fahren davon. Vom Starten des Motors wacht niemand auf. Zurück bleibt nur die leere Auffahrt, das morgendliche Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes.
„Am meisten bin ich von der Dreistigkeit erschüttert“, so das Opfer zur MOPO, das unerkannt bleiben möchte. Die Täter schlichen nicht einmal, sondern bewegten sich wie selbstverständlich auf dem Grundstück der Familie. „Man fühlt sich auf seinem eigenen Grundstück nicht mehr sicher.“
„Sie lassen sich alle Zeit der Welt“, ergänzt die Tochter. „Es wirkte wie ein Klau auf Bestellung.“ Ihr Vater erstattet bei der Polizei Anzeige. Die örtliche Kripo übernimmt die Ermittlungen.
Mit dem Verdacht könnte die Tochter gar nicht verkehrt liegen. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, dass es nicht der einzige Fall ist, den die Ermittler nun bearbeiten: In derselben Nacht wurden noch ein Mercedes AMG und ein Dodge RAM gestohlen, alle aus der Nachbarschaft. Es werden mögliche Zusammenhänge geprüft. Trotz der drei Fälle kann die Polizei im Allgemeinen anhand ihrer Statistik keine „ungewöhnliche Tathäufung“ im Bereich Rahlstedt feststellen.
Laut Kriminalstatistik steigen die Zahlen der geklauten Autos auf Hamburg gesehen aber: Im Vergleich zum Vorjahr sind 2022 zehn Prozent mehr Wagen entwendet worden als zuvor, der Schaden geht in die Millionen. Den größten Anstieg verzeichnete die Polizei im Bezirk Mitte: Dort wurden im vergangenen Jahr 320 Autos geklaut (2021: 261).
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„Es tut mir für meine Eltern wahnsinnig leid“, so die Tochter weiter. Den Wagen habe ihr Vater nicht einmal ein Jahr. Glück im Unglück: Die Aufnahmen des Überwachungssystems können bei der Verfolgung der Täter entscheidend sein. Zu dem Tatzeitraum waren Menschen unterwegs, unter anderem Radler. Die Tochter: „Vielleicht hat ja jemand etwas Auffälliges beobachtet.“ Sie bittet, jeden Hinweis an die Polizei zu geben. Entweder direkt an der Wache oder telefonisch an die Beamten unter Tel. (040) 428 65 6789.
Autodiebstahl: So schützen Sie sich
Die Experten des Programms „Polizeilichen Kriminalprävention“ raten dazu, den Autoschlüssel nie in der Nähe der Haus- oder der Wohnungstür abzulegen. Mit Alu-Hüllen oder Blechdosen könne man das Funksignal abschirmen. „Machen Sie dazu den Test am Fahrzeug“, rät ein Polizeisprecher. „Erst wenn der abgeschirmte Schlüssel direkt am Wagen nicht funktioniert, haben Sie ausreichend Sicherheit.“ Zudem sollte man darauf achten, ob sich beim Verlassen des Autos Personen mit Koffer oder Sporttasche in der Nähe auffällig verhalten. Es könnten professionelle Autodiebe sein. „Sie können den Hersteller ihres Fahrzeuges auch fragen, ob für Ihr Fahrzeug der Komfortzugang temporär deaktiviert werden kann.“