Schnaps und Drogen: Das Doppelleben des mutmaßlichen Bombenbastlers
Vor acht Jahren floh Anas K. vor dem barbarischen Krieg in Syrien. Die vergangenen 19 Monaten lebte er in Hamburg – und soll in dieser Zeit einen Selbstmord-Anschlag auf für ihn Ungläubige geplant haben. Dank eines Hinweises aus den USA wurde er gestoppt, bevor er seinen teuflischen Plan umsetzen konnte. Die MOPO ging auf Spurensuche und fand heraus, dass der mutmaßliche Sprengstoffbastler Dinge tat, die im krassen Gegensatz zu seinem Glauben standen.
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Vor acht Jahren floh Anas K. vor dem barbarischen Krieg in Syrien. Die vergangenen 19 Monaten lebte er in Hamburg – und soll in dieser Zeit einen Selbstmord-Anschlag auf für in seinen Augen Ungläubige geplant haben. Dank eines Hinweises aus den USA wurde er gestoppt, bevor er seinen teuflischen Plan umsetzen konnte. Die MOPO ging auf Spurensuche und fand heraus, dass der mutmaßliche Selbstmordattentäter Dinge tat, die im krassen Gegensatz zu seinem Glauben standen.
Ein lauter Knall und „Polizei, Polizei“-Rufe rissen die Bewohner einer Hochparterrewohnung in der Bremer Reihe in St. Georg am frühen Dienstagmorgen aus dem Schlaf. Schwer bewaffnete Elitepolizisten der GSG 9 stürmten in die Räume, brachten die männlichen Bewohner energisch zu Boden und fixierten sie dort. Einer von ihnen: Anas K. (28). Der Flüchtling aus Syrien wird verdächtigt, einen Sprengstoffgürtel basteln zu wollen und damit einen Anschlag zu planen.
Flüchtling soll Sprengstoffattentat geplant haben
Zeitgleich erhielt auch sein Bruder Ahmad K. (24) in Kempten (Bayern) Besuch von Ermittlern des Bundeskriminalamts (BKA). Er soll laut einer Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft seinen älteren Bruder ermutigt haben, diesen Sprengstoffanschlag vorzubereiten. Ihm wird deshalb Beihilfe zur Last gelegt. Die Hinweise dazu kamen laut „Bild“ von einem Nachrichtendienst aus den USA.

Am Mittwoch, als MOPO-Reporter in St. Georg auf Spurensuche gingen, ist der Polizeieinsatz vom Vortag noch das heißeste Thema im Viertel. Doch wie lebte Anas K.? Karim B.. (32), ein Mitbewohner, will nicht viel sagen. Er berichtet aber, dass K. hin und wieder als Sicherheitsmann gearbeitet hat und ein Sportstudio in der Nähe sowie mehrfach am Tag das islamische Zentrum in der Straße Kleiner Pulverteich aufgesucht haben soll.
Als MOPO-Reporter ihm ein Foto vorlegen, dass einen Tisch aus K.’s Zimmer zeigen soll, auf dem neben Joints auch mit Sekt gefüllte Gläser und eine Cognacflasche stehen, bestätigt der Mitbewohner die Richtigkeit mit einem Nicken. Anas K. soll laut Karim B. entgegen seines Glauben häufig Produkte der für ihn Ungläubigen konsumiert haben. Morgens in die Moschee und abends Schnaps trinken und Joints rauchen – ein Widerspruch? Nicht der einzige in K.s Leben.

Draußen vor dem Haus sprechen die Reporter einen Mann an. Seinen Namen will dieser nicht nennen. Als ihm ein Fotos von Anas K. gezeigt wird, nickt er – und zeigt einen WhatsApp-Kontakt mit einem Bild, dass den mutmaßlichen Sprengstoffbastler zeigt. Aktiv ist die Nummer jedoch nicht mehr. Laut des Mannes soll K. seine Rufnummern mehrfach im Monat gewechselt haben. Dazu soll er SIM-Karten in einem Shop am Hansaplatz gekauft haben.
Sprengstoffbastler hatte hohe Geltungssucht
Ein Angestellter dort erinnert sich an K. als Kunden. Auffällig sei gewesen, dass der Festgenommene sehr auf sein Äußeres geachtet habe: moderne Kleidung, Bart und Haare akkurat frisiert. „Er hat immer nur deutsch gesprochen, obwohl ich ein Landsmann von ihm bin“, erinnert sich der Verkäufer. K. soll auch ein hohes Geltungsbedürfnis besessen haben.
K. habe sich häufig darüber beklagt, dass die Ungläubigen in großen Wohnungen leben und tolle Autos fahren, er aber wie ein Hund in einem Käfig leben müsse und in seinem Land unzählige Menschen durch westliche Waffen ums Leben kämen.

Wann der 38-Jährige den Entschluss fasste, ein Attentat vorzubereiten, ist unklar. Die Sicherheitsbehörden sind sich aber sicher, dass er den Bau eines Sprengstoffgürtels geplant hatte, um damit irgendwo in Hamburg sich und viele Unschuldige zu töten.
Doch wie kamen die Ermittler Anas K. auf die Schliche? Einem amerikanischen Nachrichtendienst sollen dessen Aktivitäten bei Ebay aufgefallen sein. Er soll dort verschiedene Artikel wie Wasserstoffperoxid und Harnstoff gekauft haben. Zusammen mit anderen chemischen Mitteln lässt sich daraus Sprengstoff basteln.
Auch nach Bauplänen habe Anas K. im Internet gesucht. Diese Hinweise wurden an deutsche Sicherheitsbehörden weitergegeben. Das Bundeskriminalamt, das Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg übernahmen die weiteren Ermittlungen.
GSG 9 nimmt mutmaßliche Sprengstoffbastler in Hamburg fest
Als genügend Beweise zusammengetragen waren, wurden die erwirkten Durchsuchungsbeschlüsse bei dem 38-Jährigen, seinem Bruder und Kontaktpersonen im Hamburger Stadtgebiet vollstreckt.