Koks-Drehscheibe: Zoll macht Mega-Fund im Hamburger Hafen
Erneut haben Kriminelle versucht, große Mengen Kokain über Hamburg nach Deutschland und ganz Europa zu schmuggeln: 360 Kilo des „Schnees“ stellten Zöllner im November im Hafen sicher. Eine Menge in einer Größe, mit der es die Beamten fast monatlich zu tun haben – und die wahren Dimensionen des Schmuggels lassen sich nur erahnen.
Das sichergestellte Kokain hätte auf der Straße astronomische Summen einbringen können – der Zoll ist Funde wie diesen mittlerweile gewohnt. Wie die Schmuggler vorgehen und wie der Zoll Drogen-Päckchen erkennt.
Erneut haben Kriminelle versucht, große Mengen Kokain über Hamburg nach Deutschland und ganz Europa zu schmuggeln: 360 Kilo des „Schnees“ stellten Zöllner im November im Hafen sicher. Eine Menge in einer Größe, mit der es die Beamten fast monatlich zu tun haben – und das trotz Corona.
Das Kokain kam in mehreren Trauben-Lieferungen von Peru nach Hamburg und wurde hier von Zöllnern im Zuge einer Risikoanalyse kontrolliert. Dabei werden Container gefilzt, bei denen es Unstimmigkeiten oder Hinweise auf etwaige Drogenlieferungen gibt. Auch Routine-Maßnahmen gehören dazu. Für den Zoll sei die ständige Weiterentwicklung der Risikoanalyse ein „wichtiger Baustein für die erfolgreiche Bekämpfung des internationalen Rauschgifthandels“.
Container und Corona: Koks-Drehscheibe Hamburger Hafen
Auch der Austausch mit ausländischen Kollegen sei wichtig, so Zollfahndungsamt-Sprecher Stephan Meyns. Und auch der mit den eigenen Kollegen, sogenannte Verbindungsbeamte, die aus Hamburg kommend weltweit vom Zoll eingesetzt werden. „So sammeln wir Grundlagen für unsere Analyse“, sagt Meyns. „Der Erfolgt lebt vom Austausch.“

Besagte Container aus Südamerika wurden in Waltershof in der Röntgenanlage überprüft. Schon da ließen sich die Anzeichen erkennen, dass hier Drogen versteckt waren. Kurz darauf fanden die Beamten das Kokain; es war hinter Wartungsklappen der Kühlcontainer versteckt, immer in kleine Blöcke abgepackt. Die Schmuggler wickeln das Koks elf Mal in Plastiksfolie, um den Geruch vor Spürhunden zu verbergen und um zu verhindern, dass es feucht wird.
Oft sind die Drogen-Pakete mit Logos oder Markierungen versehen. So können Zöllner Verbindungen herstellen. In den November-Fällen gehen die Beamten davon aus, dass das geschmuggelte Kokain nicht von einer Täter-Gruppe stammt, sondern Lieferungen verschiedener Krimineller waren. Wie die MOPO aus Ermittler-Kreisen erfuhr, war der Stoff wohl überwiegend für den norddeutschen Markt bestimmt, kleinere Mengen sollten nach Berlin und Skandinavien gehen.
Für die Täter ist es tatsächlich egal, wo das Kokain von Bord geht, ob in Hamburg, Bremerhaven oder Rotterdam. „Sie wollen nur, dass es ankommt“, sagt Meyns. „Daher ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unerlässlich.“

Was die Zöllner auch beobachten: Die Corona-Pandemie hat dem Drogenhandel keinen Abbruch getan. Und das, obwohl zu Beginn der Pandemie der Absatz des Koks‘ wegen Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen deutlich schwieriger war. Der Preis blieb und bleibt gleich, trotz der regelmäßig großen Sicherstellungen wie beispielsweise im Februar dieses Jahres, als 16 Tonnen vom Beamten des Zolls abgefangen wurden. Ein Indiz dafür, wie viele Drogen ungeachtet des hohen Fahndungsdrucks jede Woche nach Hamburg geschmuggelt werden. Und: Nie war das Kokain reiner; oft liegt der Reinheitsgehalt bei über 90 Prozent.
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Die Qualität des Stoffes macht es den Kriminellen auch leichter, die Drogen für den Verkauf zu strecken: Zum einen lässt sich so die Menge des Koks verdoppeln. Zum anderen bedeutet das Strecken keinen großen Qualitätsverlust. Die sichergestellten 360 Kilo Kokain hätten auf der Straße mehr als 40 Millionen Euro einbringen können. Ein Gramm in Hamburg kostet 60 Euro, im Umland wird’s teurer – für Kriminelle mittlerweile herkömmliche Gewinnmargen. Der Zoll ist Funde wie diesen mittlerweile gewohnt. Gerade deshalb intensiviert er weiter seinen Kampf gegen den Drogenschmuggel. Meyns: „Die Ermittlungen dauern an. Es geht weiter.“