Als „Crash Kid“ war er berühmt-berüchtigt – jetzt wurde Dennis wieder festgenommen
Montagmorgen, um kurz nach 1 Uhr: Zwei Männer dringen in die Agentur für Arbeit an der Kurt-Schuhmacher-Allee (St. Georg) ein. Als sie aus dem Bürokomplex kommen, beobachtet sie ein Zeuge. Die Hamburger Polizei nimmt das Duo fest. Einer davon: Ex-„Crash Kid“ Dennis N. (43) – seine kriminelle Geschichte reicht bereits 30 Jahre zurück. Wie es jetzt für ihn weitergeht.
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Montagmorgen, um kurz nach 1 Uhr: Zwei Männer dringen in die Agentur für Arbeit an der Kurt-Schuhmacher-Allee (St. Georg) ein. Als sie aus dem Bürokomplex kommen, beobachtet sie ein Zeuge. Die Hamburger Polizei nimmt das Duo fest. Einer davon: Ex-„Crash Kid“ Dennis N. (43) – seine kriminelle Geschichte reicht bereits 30 Jahre zurück.
N. wächst in Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf. Familiäre Probleme führen dazu, dass seine Mutter früh das Sorgerecht verliert. Dennis N. kommt in die Fürsorge des Jugendamts, zieht zunächst in ein Kinderheim bei Bad Segeberg ein. Er gilt als schwer erziehbar, gewalttätig, leicht reizbar, ist bei den anderen Kindern nicht beliebt – aber gefürchtet. N. lässt sich nichts gefallen, hat Probleme mit Autorität und von Anfang an auch Probleme in der Schule.
Hamburg: Einbruch in Arbeitsamt – es war „Crash-Kid“ Dennis N.
Er schwänzt, fährt lieber in die Stadt, nach Hamburg, hält sich am Hauptbahnhof auf, lernt „falsche“ Freunde kennen. Freunde, die kein Junge in seinem Alter haben sollte: Junkies, Alkoholiker und Diebe. Mit zwölf Jahren klaut er sein erstes Auto, einen Opel Manta, im selben Jahr schwängert er seine gleichaltrige Freundin, sie bekommen Zwillinge. Er trifft sich mit Pädophilen und Huren, beraubt sie, klaut weiterhin Autos wie am Fließband: Für etwa 1000 Fahrzeugdiebstähle soll er verantwortlich sein. Bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei rammt er einen Streifenwagen.
Am 21. Juli 1992, vor fast genau 30 Jahren, baut der inzwischen 14-Jährige auf der B5 in Bergedorf einen schweren Unfall, lenkt das gestohlene Auto gegen eine Mauer. Sein Beifahrer, der 13-jährige Sven aus Thüringen, stirbt.
„Crash Kid“ Dennis N. kommt nicht in Haft, wird stattdessen in Heime für schwer erziehbare Teenager nach Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland geschickt. Es dauert nie lange, bevor er wieder zuschlägt. Einmal klaut er in zwei Wochen zwölf Autos. 1996 wird er verurteilt, kommt mit Bewährung davon. Im selben Jahr nimmt er an einem deutsch-polnischen Resozialisierungsprojekt bei Krakau teil. Und stiehlt wieder Autos, verhökert die Radios, wird erneut verurteilt, macht weiter. Doch die polnische Justiz ist härter: Sie verurteilt ihn letztlich zu sechs Jahren Haft.
Er verbringt einige Jahre in Polen, wird dann nach Deutschland abgeschoben, kommt schnell wieder auf freien Fuß. Keinen Monat später fängt er an, Autos zu stehlen. Auch anderer Vergehen macht er sich schuldig, darunter Körperverletzung, Einbruch und Raub. Es folgen Verurteilungen und Knast-Aufenthalte.
Seit 2016 ist N. nur wiederholt wegen Schwarzfahrens aufgefallen. Er wird verurteilt wegen des Erschleichen von Leistungen, wie es juristisch heißt. Er kommt stets mit Geldstrafen davon. Er lebt in Hamburg ohne festen Wohnsitz.
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Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der MOPO bestätigte, ist am Dienstag Haftbefehl gegen N. erlassen worden. Die nächsten Wochen sitzt er nun in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess. Ihm droht – wie so oft in seinem Leben – eine Gefängnisstrafe.