Beim Adventsgottesdienst: Homophober Zwischenfall vor Hamburger Kirche
Es sollte ein friedlicher Adventsgottesdienst werden, doch am Ende waren viele Gläubige empört: Auf den Boden vor der Bugenhagenkirche in Nettelnburg hatten Unbekannte homophobe Sätze gekritzelt. Ein Konfirmand soll die Schriftzüge mit seinem Körper abdeckt haben – und dann griffen die Gemeindemitglieder selbst zur Kreide.
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Es sollte ein friedlicher Adventsgottesdienst werden, doch am Ende waren viele Gläubige empört: Auf den Boden vor der Bugenhagenkirche in Nettelnburg hatten Unbekannte homophobe Sätze gekritzelt. Ein Konfirmand soll die Schriftzüge zunächst mit seinem Körper abdeckt haben – und dann griffen die Gemeindemitglieder selbst zur Kreide.
Es geht um folgende Sätze: „Homosexualität ist eine Sünde“. „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen.“ „Die wahre Bedeutung der Regenbögen“, samt Bibelversen. Mit Kreide auf den Asphalt gemalt. Direkt vor dem Eingang der Kirche. Währenddessen fand drinnen der Gottesdienst zum ersten Advent statt. Thema: Jesus‘ Einzug nach Jerusalem. Auch die Gemeinderatswahlen standen auf dem Tagesprogramm.
Die Pastorin war wegen einer Erkrankung verhindert. Der Gottesdienst wurde daher von Gemeindemitgliedern geleitet, die statt Palmwedeln Regenbogenfahnen schwenkten. Die Fahne gilt als Symbol für Frieden und Veränderung, aber auch für Toleranz gegenüber Homosexualität.
Nettelnburg: Homophobe Kritzelei vor Bugenhagenkirche
Als die Schmierereien auf dem Pflaster vor der Kirche entdeckt wurden, waren viele Anwesende empört. Ein Konfirmand soll derart geschockt gewesen, dass er die Schriftzüge kurzzeitig mit seinem Körper abdeckte. Danach ergänzten die Gemeindemitglieder die Sätze, um die Botschaft umzukehren: „Homosexualität ist keine Sünde“. Schließlich wurden die Kritzeleien entfernt.
„Die Schriftzüge sind die Meinung eines Einzelnen, nicht die Meinung unserer Kirche“, so der Gemeinderat zu einem Reporter vor Ort.
Das sagt die Kirche zu den Schriftzügen
Der Vorfall wurde bei der Polizei nicht angezeigt, erst im Nachhinein erfuhren die Beamten durch Reporteranfragen von der Sache. „Wir gucken uns das genau an“, so ein Sprecher zur MOPO. Homophobe Hasskriminalität nimmt die Hamburger Polizei sehr ernst. Jeder Fall soll einer Sprecherin zufolge möglichst auch angezeigt werden.
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67 Straftaten „gegen die sexuelle Orientierung“, wie solche Fälle genannt werden, wurden im vergangenen Jahr den Hamburger Behörden gemeldet – mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr davor. Tatsächlich dürfte die Zahl noch höher liegen. Prävention, Beratung und Unterstützung hält Innensenator Andy Grote (SPD) für wichtig – „und auch das Einschreiten in Situationen, in denen es zu Gewalt kommt“.
Wer für die Schriftzüge in Nettelnburg verantwortlich ist, ist noch nicht geklärt. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.