Masken-Mann überfällt immer wieder Bio-Märkte: Experten erklären seine Masche
Innerhalb weniger Monate sind zwei Bio-Märkte der Kette „Tjadens“ insgesamt sechs Mal überfallen worden: Fünf Mal traf es das Geschäft an der Fruchtallee in Eimsbüttel, zuletzt schlug der Täter in Eppendorf zu. Er entkam am vergangenen Freitag mit mehreren hundert Euro. Die Hamburger Polizei geht von einem Wiederholungstäter aus – doch wer ist der Mann mit der Gummimaske? Ist es vielleicht ein Kunde?
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Innerhalb weniger Monate sind zwei Bio-Märkte der Kette „Tjadens“ insgesamt sechs Mal überfallen worden: Fünf Mal traf es das Geschäft an der Fruchtallee in Eimsbüttel, zuletzt schlug der Täter an der Martinistraße in Eppendorf zu. Er entkam am vergangenen Freitag mit mehreren hundert Euro. Die Hamburger Polizei geht von einem Wiederholungstäter aus – doch wer ist der Mann mit der Gummimaske? Ist es vielleicht ein Kunde?
24. August, 16. September, 6. November, 28. Dezember, 22. April, 6. Mai – bis auf kurz nach Weihnachten alles Tatzeiten am Ende der Woche. Samstags und freitags, da scheint sich der maskierte Mann mit der Pistole – etwa 1,80 Meter, schlank, akzentfreies Deutsch, hinkender Gang – am sichersten zu fühlen. Stets im selben Zeitraum zwischen 19.20 Uhr und 20.30 Uhr schlug er zu, jeweils kurz vor Feierabend.
Hamburg: Überfälle auf Bio-Kette – wer ist der Masken-Mann?
Zuletzt erbeutete der Mann rund 800 Euro. Die Polizei fahndete mit zahlreichen Streifenwagen, auch der Polizei-Helikopter „Libelle“ schwebte über Eppendorf. Von seinem Gesicht ist nichts zu erkennen, denn er trägt eine fleischfarbene Gummimaske. Um was für ein Modell es sich handelt, verrät die Polizei nicht – Täterwissen. Eine Nennung könne die Ermittlungen schaden, heißt es.
Doch warum wechselte der Täter nach fünf Überfallen an der Fruchtallee an die Martinistraße? Eine mögliche Begründung: Die örtliche Wache fuhr dort vermehrt Streife, in der Hoffnung, auf eine erneute Tat schnell reagieren zu können. Dazu engagierte der Bio-Markt selbst einen Securitydienst. Der Laden in Eppendorf, rund drei Kilometer entfernt, schien günstigere Möglichkeiten zu bieten. Doch warum muss es immer ein Bio-Laden sein?
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„Der Täter könnte glauben, dass dort eher Menschen anzutreffen sind, die wenig Gegenwehr leisten“, sagte der Kriminologe Wolf-Reinhard Kemper dem „Abendblatt“. Den Täter hält er eher für wenig selbstbewusst. „Ich gehe davon aus, dass er sich nicht an andere Läden herantraut.“ Auch sein Hinken könnte er nur vortäuschen, „um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken“.
Aus Ermittler-Kreisen ist zu vernehmen, dass der Filial-Wechsel daraufhin deutet, dass der Täter wohl aus der Nähe stammt, sich dort auskennt und auch über die Abläufe in den Läden Bescheid weiß. Auch dass er ein Kunde ist, ist eine These der Kripo.
Kriminologe zu den Überfällen: „Er plant seine Taten“
Nils Zurawski, Kriminologe, Ex-Dozent an der Universität Hamburg und Mitarbeiter an der Polizei-Akademie, glaubt, dass der Täter „genau weiß, was er tut“. Gerade der Markt an der Fruchtallee – große Kurve, kaum Verkehr – biete gute Fluchtmöglichkeiten. „Die Filiale Martinistraße ist da örtlich schon schlechter für Überfälle geeinigt, aber der Täter, und das zeigt auch sein Erfolg, muss sich auskennen.“ Seine Vorgehensweise deute auf eine Kaltblütigkeit hin. „Er tut das, was er macht, vermutlich nicht aus Verzweiflung. Er braucht kein Geld für Drogen. Er plant seine Taten.“ Es könne eine persönliche Verbindung sein, die ihn dazu bringt, immer wieder dieselbe Bio-Markt-Kette auszurauben.
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„Tjadens“ wollte sich auf MOPO-Nachfrage nicht zum Sachverhalt äußern. Von Mitarbeitern heißt es, dass die vom Täter mit der Waffe bedrohten Angstellten noch immer mit den Folgen der Überfälle zu kämpfen haben. „Das, was da passiert ist, ist einfach nur schrecklich“, sagt eine Kassiererin, die anonym bleiben möchte. „Ich hoffe, die Polizei kriegt den Kerl, bevor er anderswo wieder zuschlägt.“ Ein anderer Mitarbeiter sagt: „Die Angst arbeitet jetzt mit.“