Amazon-Erfolgsserie „Luden”: Die wahre Geschichte des „schönen Klaus”
Die Amazon-Serie „Luden“ ist momentan in aller Munde. Sie ist erfolgreich und wird größtenteils von der Kritik gelobt, von Fans gefeiert. Im Mittelpunkt der Serie: Klaus Barkowsky, in Milieu-Kreisen nur der „schöne Klaus“ genannt. Die Serie vermischt Kiez-Realität mit Film-Fiktion. Die MOPO erzählt die wahre Geschichte des Mannes, der bis zu 10.000 Mark am Tag verdiente, mehrere Sportwagen fuhr, Frauen brutal ausgebeutet haben soll – und heute von der Stütze lebt.
Die Amazon-Serie „Luden“ ist momentan in aller Munde. Sie ist erfolgreich und wird größtenteils von der Kritik gelobt, von Fans gefeiert. Im Mittelpunkt der Serie: Klaus Barkowsky, in Milieu-Kreisen nur der „schöne Klaus“ genannt. Die Serie vermischt Kiez-Realität mit Film-Fiktion. Die MOPO erzählt die wahre Geschichte des Mannes, der bis zu 10.000 Mark am Tag verdiente, mehrere Sportwagen fuhr, Frauen brutal ausgebeutet haben soll – und heute von der Stütze lebt.
Er tummelte sich schon früh auf der Reeperbahn. Mit 15 Jahren, so sagt man, hätte er bereits Frauen schöne Augen gemacht. Klaus Barkowsky fängt zunächst als Aushilfe in einer Wirtschaft an der Großen Freiheit an, wird dann als Kellner wieder zurückbeordert, weil er Gäste abgezockt haben soll. Er wäscht Gläser, pendelt zwischen Elternhaus in Steilshoop und St. Pauli.
Er schließt sich der „GMBH“ an
Blonde Mähne, gewinnendes Lächeln, strahlende Augen: Sein Äußeres ist es, das ihm Zugang zur Kiez-Welt verschafft, die Ende der 70er noch fest in den Händen von Leuten wie Wilfrid „Frieda“ Schulz liegt, dem „Paten von St. Pauli“. Auch maßgeblich am Milieugeschäft beteiligt: die „GMBH“, eine Zuhältergruppe, für die hunderte Frauen arbeiten. Führende Köpfe waren Männer wie der „Hundertjährige“, Harry Voerthmann, oder Walter „Beatle“ Vogeler.

In dessen Dienste steigt auch Barkowsky ein, der, mittlerweile Anfang 20, junge Frauen in Clubs und Bars umschmeichelt, die ihm reihenweise verfallen. Er lenkt sie in die Prostitution, beutet sie aus und nimmt ihnen jeden Pfennig ab. Im Gegenzug macht er großzügige Geschenke, schenkt seinen Huren Cartier-Uhren, Reisen und Gebrauchtwagen.
Barkowsky merkt, dass er erfolgreich ist mit dem, was er tut – und schließt sich einer anderen Gruppierung an: der „Nutella-Bande“. Sie hat ihren Namen, weil deren Mitglieder meistens junge Männer sind, von den älteren St. Paulianern wird sie anfangs noch belächelt. Doch die Bande steigt schnell auf, macht der „GMBH“, die eher das alte St. Pauli repräsentiert, ordentlich Konkurrenz. Die „Nutella-Bande“ gibt sich dagegen jung und wild, fährt Corvette oder – wie Barkowsky – Lamborghini. „Damit ich nie wieder auf der Autobahn überholt werde“, sagt er. Er wird ihr Anführer.

Teure Sportwagen, Klamotten, ausufernde Partys – so sieht sein Leben damals aus. Er pflegte eine Aversion gegen die Bürgerlichkeit, sagen alte Weggefährten über Barkowsky. 15 Frauen arbeiten gleichzeitig für ihn, ihnen allen gibt er ein Gefühl von Liebe und Zuneigung, mit allen schläft er. 150.000 Mark liegen an jedem zweiten Wochenende zur Verteilung auf dem Tisch. Barkowsky: „Wir waren eine echte Macht, eine Institution.“

Ende der 80er klicken die Handschellen, weil er in einem Kiez-Bistro ein spontanes Messerwerfen organisiert hat, bei dem eine 21-Jährige getroffen wird: Eine Klinge bohrt sich in ihren Rücken. Barkowsky kommt aber mit einer milden Strafe davon, weil er auf Drogen war. Später wird er nach einem Streit – er wurde des Falschspiels bezichtigt – von einem österreichischem Zuhälter angeschossen.
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Eine Drogenschwemme, Aids-Angst und immer mehr über die Stadt verteilte Modellwohnungen, in denen Frauen ihre Dienste anbieten, erschweren das Kiez-Geschäft. Auch die Polizei greift härter durch. Die fetten Jahre sind vorbei. Anfang der 90er-Jahre zieht sich Barkowsky endgültig aus dem Milieu zurück, als Albaner-Banden den Kiez unsicher machen und anfangen, Probleme grundsätzlich mit Blei zu klären. Mit Anfang 30 ist Schluss für den „schönen Klaus“.
Barkowsky: „Ich bin kein guter Papa“
Früher kannte ihn jeder auf St. Pauli. Das hat sich bis heute zwar kaum verändert, nur ist vom vielen Geld und von der Schönheit nichts mehr geblieben. Barkowsky versucht sich als Künstler, malt Gemälde, die er schwer verkauft bekommt. Auch an Frauen lebt er seine Kunst aus, bepinselt ihre Körper mit Farbe.

Ein paar Jahre ist er eigenen Angaben nach mit einer reichen Dänin verheiratet, doch das sei nicht seine Welt gewesen. Er lebe von der Hand in den Mund, sein Kühlschrank sei aber immer voll, außerdem habe er Rente beantragt. Dass er überhaupt so alt werden würde, damit habe er nie gerechnet. Er ist Vater, habe aber zu seinem Sohn nur mäßigen Kontakt. Ein guter Papa sei er nicht, sagt er: „Irgendwo schwirren noch weitere Kinder rum.“
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Heute sieht man Barkowsky meistens in den dunklen Räumen des „Elbschlosskellers“. Vor dem Erfolg der Amazon-Serie fiel er in der Öffentlichkeit, wenn, nur noch betrunken auf, als völlig verlebter Zeitgenosse mit Pepita- oder Melonenhut. Anfang des vergangenen Jahres stand er vor Gericht, weil er in der Öffentlichkeit den Hitler-Gruß gezeigt haben soll.

Barkowsky lebt von der Stütze, allein in einer kleinen Wohnung in Altona, ohne Frau. Seine Vergangenheit verklärt er. Im letzten MOPO-Interview sagte er: „Damals gab es auf St. Pauli Betrüger, Erpresser, Schläger oder Räuber. Aber ich war der charmante, schöne Klaus.“